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Befallene Fru00fcchte sind trotz u00e4usserlich nur schwach sichtbaren Schu00e4den innen teils komplett durch Gu00e4nge zerstu00f6rt. Die bis zu einem Zentimeter grossen Larven sind milchigweiss und verfu00fcgen auf dem Ru00fccken u00fcber einen transparenten Lu00e4ngsstreifen. Der Kopfbereich mit dem schwarzen Mundhaken ist stark zugespitzt. (Foto: David Szalatnay)>

Vermehrt Schäden durch Mittelmeerfruchtfliege (MMFF)

Merkmale, Lebensweise und Verbreitung. Informationen und Fotos aus dem Obst-Info Zürich Nr. 23 (19.10.2023) sowie Zürcher-Bauer Nr. 43 (27.10.2023)

Im Jahr 2016 wurde die Mittelmeerfruchtfliege (Ceratitis capitata) im Kanton Zürich erstmals nachgewiesen. Seither traten lokal nur wenige Fälle von befallenen Früchten auf. In diesem Jahr hat der Befall in Apfelkulturen deutlich zugenommen. Verschiedene Betriebe im Kanton Zürich und in anderen Regionen melden Nachweise und Verdachtsfälle des Schädlings. Das Schadbild ist zunächst unauffällig und kann leicht übersehen oder mit anderen Symptomen verwechselt werden. 

Obst Schädlinge
Die Einstiche der Mittelmeerfruchtfliege sind besonders bei rot gefärbten Früchten nicht immer einfach erkennbar. (Fotos: Aurelia Jud)

 

Die Mittelmeerfruchtfliege (MMFF) zählt zur grossen Familie der Bohrfliegen und ist nicht mit den im Volksmund ebenfalls als «Fruchtfliegen» bezeichneten Taufliegen verwandt (zu der auch die Kirschessigfliege zählt). Ursprünglich stammt die MMFF aus Gebieten südlich der Sahara, wurde jedoch in den letzten 200 Jahren durch den weltweiten Obsthandel in alle Kontinente verschleppt. Heute ist die MMFF in südlichen Gefilden ein gefürchteter Hauptschädling im Obst- und Gemüsebau, da sich ihre polyphagen Larven im Fruchtfleisch und Gewebe von über 250 Wirtspflanzen entwickeln können. Dazu zählen nebst Zitrusfrüchten auch Apfel, Birne, Walnuss oder Quitte. Bisher ging man davon aus, dass der Schädling hierzulande wegen der kalten Winter keine stabile Population aufbauen könne. Ob dem auch angesichts der zunehmend milden Winter so ist, wird derzeit untersucht. Was zumindest wahrscheinlich erscheint ist, dass sich das Wachstumspotential künftig verstärken wird. Dies bedeutet, dass eingeschleppte Populationen wahrscheinlich vermehrt Schäden an hiesigen Kulturen verursachen werden. 

Merkmale und Lebensweise

Die adulte Fliege ist rund 4-5 mm gross und bunt gefärbt. Die Weibchen legen mehrere Eier unter die Haut von heranreifenden Früchten, der Larvenschlupf erfolgt nach 1-3 Tagen. Die Larven durchlaufen drei Entwicklungsphasen während derer sie Frassgänge in den Früchten bilden. Junglarven sind von Auge kaum erkennbar. Im dritten Stadium ist die Larve dann 7-9 mm lang und gut sichtbar. Sie ist weisslich mit schwarzem Längsstreifen auf dem Rücken und spitzem Kopf mit schwarzem Mundhaken. Ein einzigartiges Erkennungsmerkmal der MMFF-Larve ist ihre Fähigkeit zu hüpfen. Bei Störungen rollt sie sich zunächst zusammen und flieht mit einem beherzten Sprung über mehrere Zentimeter. Die Entwicklungszeit ist stark temperaturabhängig und beträgt bei 25 °C etwa 10 Tage. Bei kühleren Temperaturen wird sie verlangsamt und stagniert schliesslich bei 10 °C und tiefer. Die Verpuppung erfolgt meist im Boden und die Puppenruhe dauert 1-2 Wochen. Danach geht der Zyklus von vorne los und je nach Temperaturverlauf können sich viele Generationen bilden. Auch wenn die adulten MMFF nur über kurze Distanzen fliegen können, ist eine Ausbreitung durch Wind über mehrere Kilometer möglich. 

 

Verbreitung in der Schweiz

Im Herbst 2016 wurden der Strickhof Fachstelle Obst ungewöhnliche Schäden an Äpfeln in einer Obstanlage im Bezirk Horgen gemeldet. Ein Befall durch MMFF konnte damals nachgewiesen werden und die Vermutung lag nahe, dass die vorangehenden milden Winter zu diesem lokalen Auftreten des Schädlings beitrugen. Seither wurde die MMFF im Kanton Zürich überwacht, ohne dass jedoch grössere Nachweise gemacht werden konnten. Bereits in den 1950er Jahren wurde der Flug am Genfersee überwacht, weil dort Schäden an Aprikosen, Pfirsichen und Birnen festgestellt wurden. Man geht davon aus, dass die MMFF hauptsächlich durch Larven in befallenen Zitrusfrüchten in die Schweiz gelangten. Diesen Herbst scheint die Ausbreitung nun erstmals grossflächiger zu sein: Nebst verschiedenen Nachweisen aus dem Kanton Zürich, fand man auch befallene Äpfel bei Produzenten in den Kantonen Zug und Bern. Darunter sind auch Schäden von wirtschaftlich relevantem Ausmass. 

 

Schäden schwer erkennbar

Das Schadbild, welches von der MMFF verursacht wird, ist zunächst unauffällig und mit beginnender Lentizellenfäule oder Stippe verwechselbar. Die Gefahr, dass der Schädling beziehungsweise dessen Schäden übersehen werden, ist deshalb ziemlich gross. Die Einstichstelle ist oft nicht viel grösser als eine Lentizelle und leicht übersehbar. Bei noch hängenden Äpfeln konnten diesen Herbst teilweise kleine, zähflüssige Safttropfen direkt am Einstich beobachtet werden. Später entsteht um die Einstichstelle oft eine rötlich-braune Verfärbung, die sich aber auch erst am Lager zeigen kann. Die Junglarven hinterlassen durch ihre Frasstätigkeit ein Gewirr an Gängen von der Einstichstelle in Richtung Kernhaus. Dadurch verfärbt sich das Fruchtfleisch bräunlich, wird später weich und kann letztlich zerfallen. All dies geschieht, während die Frucht von aussen noch längere Zeit weitgehend unbeschadet aussieht. Eine allfällige Bekämpfung der MMFF müsste im Spätsommer zum Zeitpunkt des Fluges erfolgen. Derzeit sind in der Schweiz jedoch keine Pflanzenschutzmittel gegen diesen neuen Schädling zugelassen. Der Flug kann mit Pheromonfallen überwacht werden. 

Larve einer Mittelmeerfruchtfliege.
Befallene Früchte sind trotz äusserlich nur schwach sichtbaren Schäden innen teils komplett durch Gänge zerstört. Die bis zu einem Zentimeter grossen Larven sind milchigweiss und verfügen auf dem Rücken über einen transparenten Längsstreifen. Der Kopfbereich mit dem schwarzen Mundhaken ist stark zugespitzt. (Foto: David Szalatnay)

 

Hier finden Sie einige ausführlichere Informationen zur Mittelmeerfruchtfliege:

 

Melden Sie einen Befallsverdacht aus dem Kanton Zürich der Strickhof Fachstelle Obst (david.szalatnay@strickhof.ch). Dies hilft uns einen Überblick über die Verbreitung im Kanton zu gewinnen und ein allfälliges Fallen-Monitoring fürs nächste Jahr zu planen.

 

PDF: Obst-Info Zürich Nr. 23/2023 vom 19.10.2023