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Bakterielle Blattflecken sehen den Cercospora Blattflecken sehr u00e4hnlich, sind jedoch nicht miteinander zu verwechseln>

Mit Zuversicht in den Rübensommer

Zuckerrüben-Aktuell KW 25: An vielen Standorten in der Ostschweiz decken die Rüben seit mehreren Tagen, wenn nicht schon Wochen. Die Blattläuse sollten vielerorts überstanden sein, Bordüngungen ausgebracht worden sein und nun gilt es sich der Blattgesundheit zu widmen.

Aktuelle Situation

Vielerorts haben die Blattläuse dieses Jahr grosse Schäden angerichtet, so dass vermehrt Behandlungen mit einem Insektizid nötig wurden. In diesem Jahr ist ein allgemein hohes Auftreten der Blattläuse zu beobachten. Dies betrifft nicht nur die Zuckerrüben. Gemäss Hochrechnungen und Beobachtungen wurden in diesem Jahr bis zu 3.5x mehr Blattläuse gefunden wie im Schnitt der letzten 20 Jahre. Diese hohe Anzahl an Blattläusen ist wohl auf den warmen Winter und Frühling zurückzuführen. Im Winter haben viele Blattläuse überlebt und im Frühling konnten sie sich sehr rasch und stark vermehren. Blattläuse sind als lebendgebärende Insekten gegenüber Ihren natürlichen Gegenspielern im Vorteil. Die natürlichen Gegenspieler wie z.Bsp. der Marienkäfer müssen mehrere Zyklen (Ei, Larve, Puppe, Imago) durchmachen. Dennoch ist damit zu rechnen, dass das schlimmste überstanden ist und die Blattläuse nur noch in Parzellen, welche später aufgelaufen sind, Schaden anrichten können. Diesen Schaden aktuell zu beziffern ist leider nicht möglich. 

Borspritzungen über das Blatt sind ab Reihenschluss auf Risikoparzellen zu empfehlen (0.5-1 kg/ha Reinbor). Die Herz- und Trockenfäule, wie Bormangel auch genannt wird, ist ein eher seltenes Phänomen. Jedoch auf Grund des Klimawandels zunehmend wichtiger. Bormangel tritt vor allem bei Sommertrockenheiten auf Parzellen mit einem hohen pH-Wert auf. Dies kann nach einer Kalkung oder dem Umbruch einer langjährigen Wiese der Fall sein. 

Die an vielerorts gute Jugendentwicklung und die Niederschläge der vergangenen Wochen sind vielversprechend und lassen weiterhin auf ein erfolgreiches Rübenjahr hoffen. 

ALS Schosser – Unkrautrüben

Aktuell wurden in den Rübenfeldern noch keine Schosserrüben gefunden. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass in den nächsten Tagen / Wochen mit solchen zu rechnen ist. Schosserrüben, insbesondere jene der Smart Belamia, müssen zwingend entfernt werden. Schosserrüben sollten abgeknickt werden und auf das Blätterdach abgelegt oder rausgetragen werden. Lässt man die Rüben absamen, führt dies zu einem erhöhten und mühsameren Aufwand in den Folgejahren. Diejenigen, welche bereits letztes Jahr ALS Rüben angebaut haben, sollten zwingend die Nachfolgekulturen auf Durchwuchsrüben kontrollieren und wenn nötig entsprechende Pflanzen entfernen. ALS Durchwuchsrüben in der Folgekultur, welche absamen, können in der Fruchtfolge kaum mehr eliminiert werden. 

Blattgesundheit

Bis heute wurden noch keine Blattflecken gefunden. Falls Sie Blattflecken ähnliche Flecken finden sollten, sind es im Moment bakterielle Blattflecken (Pseudomonas). Diese sind oftmals eckiger und weniger gleichmässig wie die Blattflecken. Sie entstehen vorwiegen an Stellen mit kleinen Verletzungen. Prädestiniert dafür sind Fahrgassen, alte Erdflohschäden oder Regionen mit Starkniederschlägen oder gar Hagel. Die Prognosemodelle aus meiner Masterarbeit zum Erstauftreten der Blattflecken haben ebenfalls noch keinen Hinweis geliefert. Allfällige Veränderungen oder Hinweise auf Blattflecken werden nun laufend in den Zeitschriften kommuniziert. 

bakterielle Blattflecken an Zuckerrüben
Bakterielle Blattflecken sehen den Cercospora Blattflecken sehr ähnlich, sind jedoch nicht miteinander zu verwechseln

Letztes Jahr wurden über die ganze Schweiz verteilt Blattproben mit Cercospora gesammelt und an eine Universität in den Vereinigten Staaten (Doktorarbeit) gesendet. Diese Untersuchungen und Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass Strobilurine keine Wirkung mehr haben. Bei den Triazolen sieht die Situation nicht wesentlich besser aus. Hier wurden teilweise Wirkungsverluste von bis zu 50% gemessen. Die Folge davon ist, dass wir ab diesem Jahr als wichtigster Wirkstoff in der Blattfleckenbekämpfung den Wirkstoff Kupfer (Funguran Flow) sehen. Nicht alle Triazole sind gleich stark vom Wirkungsverlust betroffen. Der Wirkstoff Prothioconazol wirkt noch am besten und sollte somit bei der ersten Behandlung zum Einsatz kommen. Anschliessend ist ein Wirkstoffwechsel innerhalb der Trizole nach wie vor sehr wichtig um weitere Resistenzbrüche zu vermeiden. Wir empfehlen alternierend noch die Wirkstoffe Difenoconazol und Epoxiconazol einzusetzen. Auf den Einsatz von Cyproconazol ist zu verzichten, da dieser als ältestes Triazol am schwächsten wirkt. 

Für eine erfolgreiche Bekämpfungsstrategie ist es wichtig, dass die erste Behandlung zum richtigen Zeitpunkt appliziert wird. Es wird grundsätzlich von Blindbehandlungen abgeraten. Führen Sie die erste Behandlung erst dann durch, wenn sie tatsächlich die ersten Blattflecken gefunden haben. Kontrollieren Sie dazu vorwiegend die Feldränder mit dem speziellen Augenmerk auf Nachbarparzellen auf welchen 2019 Rüben gestanden haben. Beachten Sie dabei die Windrichtung. Felder welche westlich von Rübenparzellen aus dem Jahre 2019 Lagen sind tendenziell gefährdeter. Nach der ersten Behandlung sind je nach Anbaugebiet und Blattfleckendruck Intervalle von 2-4 Wochen empfohlen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in den Pflanzenschutzbulletins der entsprechenden Kantone. 

Zusammenfassend kann gesagt werden:

  • spritzen Sie erst, wenn Sie Blattflecken gefunden haben
  • Wirkstoffwechsel ist essentiell um Resistenzen zu verlangsamen
  • Mischungen mit Fenpropidin und Fenpropimorph können einen Vorteil bringen
  • Bei jeder Behandlung soll >2 kg/ha Funguran Flow beigemischt werden
  • Bei hoher Luftfeuchtigkeit spritzen; die Blätter dürfen aber nur feucht und nicht nass sein
  • Die Wassermenge soll mindestens 300 l/ha betragen.