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2022 war fu00fcr viele Bio-Zuckerru00fcbenpflanzer in der Ost-Schweiz ein erfolgreiches Anbaujahr - Zuckerru00fcbenfeld bei Hombrechtikon ZH am 7. Juli (Bild: K. Carrel, Strickhof)>

Merkblatt Zuckerrüben

Die Zuckerrübe ist eine bedeutende Ackerkultur in der Schweiz und unerlässlich für die inländische Zuckerproduktion.
Zuckerrüben Anbau
Zuckerrüben

Allgemeines

Vorteile und Chancen 

  • Durch tiefe Pfahlwurzel gute Bodenlockerung.
  • Nährstoffpumpe – auch aus tiefen Bodenschichten.
  • Gutes Futtermittel (Schnitzel)
  • Produktion von inländischem Zucker
  • Gute Erlöse unter allen klimatischen Bedingungen.
  • Bringt Abwechslung in die Fruchtfolge.

 

Nachteile und Herausforderungen 

  • Schwere Erntemaschinen.
  • Krankheiten: SBR, Vergilbung.
  • Lange Wachstumsperiode von 180 – 220 Tagen.

 

Anbau

Sortenwahl 

Die Sortenwahl muss standortspezifisch sein. Zuckerrübensorten haben einen jährlichen Fortschritt von ca. 1%. Es ist wichtig, dass allfällige standortspezifische Probleme oder Krankheiten bei der Sortenwahl berücksichtigt werden. Dabei wird unter Zucker/Ertragstypen und reinen Zuckertypen entschieden. Die Zucker/Ertragstypen haben einen höheren dt-Ertrag als die reinen Zuckertypen, allerdings ist die Zuckerausbeute i.d.R. geringer. 

Neben klassischen Sorten werden auch Sulfonylharnstofftolerante Sorten (ALS) angeboten. Die Entscheidung, ob eine konventionelle oder ALS-Sorte verwendet werden soll, basiert auf dem Unkrautvorkommen im entsprechenden Feld und in Abhängigkeit davon, wie viel Getreide und Mais die Fruchtfolge enthält. Denn Sulfonylharnstoff wird auch als Herbizid im Getreide und Mais eingesetzt, eine Resistenzbildung durch zu häufigen Einsatz des gleichen Herbizid-Wirkmechanismus gilt es unbedingt zu vermeiden. 

Weitere Informationen sind dem aktuellen Sortenangebot zu entnehmen. 

Saat

 Ab Mitte März bis Mitte April
 +/- 100'000 Pillen/ha
 45cm oder 50cm
 2-3cm

Ab Mitte März bis ca. Mitte April bei gut abgetrockneten Verhältnissen.

Düngung 

Referenzertrag: 900 dt/ha
Stickstoff100  kg/ha
Phosphor92      kg/ha 
Kalium383  kg/ha 
Magnesium70     kg/ha

Bedeutendste Krankheiten und deren Bekämpfung

Cercospora und Ramularia

  • Bedeutung Verluste bis über 30% sind möglich, tieferer Wurzelertrag und Zuckergehalt.
  • Schadbild Kleine, beige-graue, rundliche Flecken mit einer markanten rötlich-braunen Umrandung. Bei starkem Befall verdorrt die ganze Blattfläche.
  • Günstige Umweltbedingungen Feuchtwarme Witterung und an der Oberfläche liegende Pflanzenreste. Es kann zu einer Epidemie kommen, wenn nach einer Hitzeperiode Niederschläge einsetzen.
  • Vorbeugung Maximal jedes 4. Jahr Rüben. Nach Möglichkeit Zuckerrüben nicht auf dem Rübenlager oder neben dem Rübenfeld des Vorjahres anlegen. Einsatz des Pfluges nach den Zuckerrüben. Tolerante Sorte wählen.
  • Direkte Bekämpfung Nur bei Cercospora möglich! Die Schadschwelle im Juli liegt bei 1–2 schwach befallenen Pflanzen pro Are oder einem grösseren Befallsherd. Von August bis Anfang September liegt sie bei 1–2 Befallsnester pro Are oder einemgrösseren Befallsherd im Bestand.

 

Syndrome des basses richesses (SBR)

  • Bedeutung Bakterienkrankheit, die durch die Schilfglas-Zikade übertragen wird und sich immer weiter ausbreitet. Die Krankheit verursacht massive Zuckergehaltsverluste von bis zu 5% absolut.
  • Schadbild Starke Vergilbung der Blätter, unförmige und lanzettliche Herzblätter.
  • Vorbeugung Die Zikade hat sich an die Fruchtfolge: Zuckerrübe-Getreide sehr gut angepasst. Auf Wintergetreide nach Zuckerrüben sollte verzichtet werden. Spezifische Sortenwahl ist entscheidend. 
  • Direkte Bekämpfung nicht möglich.

 

Viröse Vergilbung (BMYV, BYV)

  • Bedeutung Virus wird durch Läuse, v.a. die grüne Pfirsich-Blattlausen übertragen.
  • Schadbild Die Vergilbung erscheint ab Juni nesterweise im Feld, kann auch ineinander fliessen zu grösseren gelben Stellen. Sobald das Schadbild ersichtlich ist, ist es zu spät für eine Behandlung.
  • Günstige Umweltbedingungen Milde Winter, in welchem viele adulte virusbeladene Blattläuse überleben.
  • Vorbeugung Beim Auftreten (nach Monitoring und Aufruf der Fachstellen) von grünen, geflügelten Läusen muss eine Behandlung erfolgen.
  • Direkte Bekämpfung Beim Auftreten (Monitoring) von grünen, geflügelten Läusen muss die Fachstelle für Zuckerrübenanbau kontaktiert werden und anschliessend eine Behandlung mit Insektiziden erfolgen.

 

Rhizoctonia (Späte Rübenfäule) 

  • Bedeutung Dank toleranter Sorten nicht mehr so bedeutend.
  • Schadbild Rübenkörper trockenfaule, eingesunkene graubraune bis schwarze Stellen mit mehr oder weniger tiefen Rissen. Im Verlauf des Sommers gelangen durch diese Eintrittspforten oft Pilze und Bakterien, die bis zur Ernte die Wurzel ganz verfaulen lassen. Die Fäule entwickelt sich von aussen nach innen. Welkende und verdorrte Blätter liegen sternförmig auf dem Boden. Erste Symptome sind bereits bei Reihenschluss sichtbar. Die Schäden werden aber oft erst im Spätsommer bemerkt.
  • Günstige Umweltbedingungen Feuchtwarme Witterung und in verdichteten, staunassen Böden.
  • Vorbeugung Tolerante Sorte wählen, angepasste Kalk- und Humusversorgung, Verdichtungshorizonte aufbrechen, Wasserabfluss sichern (Drainage), kein Befahren wenig tragfähiger Böden, Pflanzenrückstände und Mist nur oberflächlich einarbeiten.
  • Direkte Bekämpfung Aktuell keine Möglichkeit.

 

Rizomania

  • Bedeutung Bei nicht-resistenten Sorten kann der Ertrag um 30 bis 50% abfallen, der Zuckergehalt kann bis unter 13% sinken.
  • Schadbild Die Blätter fallen durch bleiche, hellgrüne, fast durchsichtige Farbe auf. Sie sind schmal und langstielig, welken an der Tageshitze. Wurzelbart im Boden.
  • Günstige Umweltbedingungen Hohe Luft- & Bodenfeuchtigkeit, hohe Temperaturen im Vorsommer.
  • Vorbeugung Sortenwahl.
  • Direkte Bekämpfung Nicht möglich.

 

Bedeutendste Schädlinge und deren Bekämpfung

Erdschnakenlarven

  • Bedeutung Bei starkem Auftreten kann in den Befallszonen der Ausfall total sein.
  • Schadbild Angefressene Triebe, oft auf Bodenhöhe durchgebissen. Manchmal sind abgetrennte Pflanzenteile in den Boden hineingezogen. Beim Graben findet man in der Nähe von geschädigten welkenden Pflanzen die graue, tonnenförmige, beinlose Erdschnakenlarve.
  • Günstige Umweltbedingungen Kühl-feuchtes Wetter, lockerer und feuchter Boden.
  • Vorbeugung Nicht Rüben nach Umbruch oder nach gräserhaltigen Zwischenkulturen anbauen. Gründüngung erst im Spätsommer säen.
  • Direkte Bekämpfung Nicht mehr möglich.

 

Schnecken

  • Bedeutung Zerstörung junger Pflanzen. Fällt die Bestandesdichte unter 40'000 Pflanzen pro Hektar, ist der Minderertrag bedeutend. Schneckenschäden treten überall im Feld auf.
  • Schadbild An- oder abgefressene Blattränder und Blättchen. Oft auch herausgefressenes Herz oder geschürfter unterirdischer Trieb.
  • Günstige Umweltbedingungen Milde, feuchte Witterung fördert die Schnecken. Aber auch bei trockeneren Verhältnissen können die unterirdisch lebenden und fressenden Tiere Schäden verursachen.
  • Vorbeugung Nach Getreide die Stoppeln bearbeiten. Pflügen vor Rübensaat.
  • Direkte Bekämpfung Mit 10 bis 15 Schneckenfallen pro Parzelle den Befall testen. Unter jeden Sack oder jedes Brett Metaldehyd-Schneckenkörner streuen. Sobald man tote Schnecken oder Schleim findet, muss man das Rübenfeld mit Schneckenköder schützen.

 

Erdfloh

  • Bedeutung Ab Auflaufen bis ca. 2-4 Blatt eine grosse Gefahr für junge Zuckerrüben. Durch Schabstellen werden sowohl Keim- wie auch Laubblätter geschädigt. Bei zu markanter Schädigung sterben die jungen Pflanzen ab.
  • Schadbild Schabstellen auf dem Keim- und Laubblatt. Schabstellen auf dem Laubblatt stellen dabei das gössere Risiko dar.
  • Günstige Bedingungen Warme und trockene Frühlinge. Bevorzugen wald- oder heckennahe Gebiete.
  • Vorbeugung Rasche Entwicklung der jungen Pflanzen anstreben.
  • Direkte Bekämpfung Nach Erreichen der Bekämpfungsschwelle (Keimblatt 50% und 2-4 Blatt 80% der Pflanzen mit Schabstellen) der Einsatz eines Insektizides mit Sonderbewilligung.

 

Rübenkopfälchen

  • Bedeutung Nach einem kühl-nassen Frühjahr sind grössere Schäden zu erwarten.
  • Schadbild Ab 2- bis 6- Blattstadium deformierte Blätter, Stengel und Wurzeln. Später wächst am Rübenkopf ein wulstiger Kragen mit weissen Pusteln. Auf der bräunlichen, verkorkten Haut treten sekundäre Fäulen auf.
  • Günstige Umweltbedingungen Nach einem kühl-nassen Frühjahr sind grössere Schäden zu erwarten.
  • Vorbeugung Weil es sehr viele Kopfälchenwirte gibt, bleibt ein einmal befallener Boden verseucht. Wirtspflanzen sind neben Rüben, Zwiebeln, Tabak, Sonnenblumen, Erbsen, Ackerbohnen, Soja, Hafer, Roggen leider auch viele Unkrautarten wie Melden, Hirtentäschchen, Knöteriche, Amarant.
  • Direkte Bekämpfung Eine direkte Bekämpfung ist mit einem Versuchsmittel als Bandbehandlung möglich.

 

Bei allen Krankheiten und Schädlingen unbedingt Bekämpfungsschwellen beachten!

Unkrautbekämpfung

Mechanisch

Mit diversen Reihenhackgeräten möglich. Erste Roboter im Einsatz. 

Mechanisch/Chemisch

Hacken und Bandspritzen

Chemisch

Im typischen Kleinmengen-Splitverfahren mit klassischen Herbiziden. Seit 2019 stehen Sulfonylharnstofftolerante Sorten zur Verfügung, was eine Bekämpfung mit Conviso One zulässt. 

Ernte

ZeitpunktAb Ende September bis ca. Ende November
Ertrag750 dt/ha, in Spitzenjahren sind 1000 dt/ha und mehr möglich. 

Tipps aus der Praxis

  • Bodenbearbeitung ist das A und O. Hier müssen Fehler vermieden werden.
  • Keine zu frühen Saaten – Zuckerrüben müssen im Frühling eine rasche Entwicklung haben.
  • Genaue Feldkontrolle zur Prävention von diversen Problemen

 

Das detaillierte Factsheet mit Informationen zu den Deckungsbeiträgen, ausführlicheren Angaben zum Anbau, den typischen Krankheiten & Schädlingen und zur Unkrautbekämpfung kann als Druckversion: Merkblatt Zuckerrüben heruntergeladen werden.

Alle Versuche rund um den Winterweizenanbau finden Sie hier: Versuche Zuckerrüben

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