Merkblatt Wintergerste
Allgemeines
Vorteile und Chancen
- Kürzerer Vegetationszyklus, früher reif und geringerer Wasserbedarf als Weizen
- Wächst in leichten, kalkreichen und gut drainierten Böden besser als Weizen
- Möglichkeit für den Sommergerstenanbau als Braugerste prüfen
Nachteile und Herausforderungen
- Schwächeres Wurzelwerk als Weizen
- Empfindlicher gegen Kälte und Schneedecke als Weizen
Anbau
Sortenwahl
Die Wintergerstensorten SY Loona (Hybrid, sechszeilig), Integral (sechszeilig) und Aleksandra (zweizeilig) sind die neuen Sorten auf der Sortenliste. SY Loona fällt dadurch auf, dass sie überall gute Werte aufweist. Sowohl bei Ertrag und Hektolitergewicht als auch bei Krankheitsresistenzen. Integral zeichnet sich durch die Toleranz gegen das Gelbverzwergungsvirus sowie gute Erträge aus. Allerdings ist die Sorte weniger tolerant gegenüber Mehltau. Aleksandra hat ein hohes Hektolitergewicht und ist tolerant gegen Gelbmosaik, ist jedoch nicht zwingend standes-, oder winterfest. Mehr Informationen unter der Liste der empfohlenen Sorten und der Bio-Sortenliste.
Saat
Saatzeitpunkt | Mitte Sept. – Mitte Oktober |
Saatdichte | Zweizeilig: 275-425 Körner/m2 Sechszeilig: 225-375Körner/m2 Hybrid: 150-300 Körner/m2 |
Reihenabstand | 8 – 18 cm |
Saattiefe | 2 – 4 cm |
Düngung
Referenzertrag: 60 dt/ha | |
---|---|
Stickstoff | 110 kg/ha |
Phosphor | 64 kg/ha |
Kalium | 103 kg/ha |
Magnesium | 15 kg/ha |
Basierend auf GRUD, 2017 (Agroscope)
Im Herbst ist keine N-Düngung nötig. Häufig führt eine Herbstdüngung bei Gerste zu dichten Beständen und zudem zu unnötigen Nitratauswaschungen.
Bedeutendste Krankheiten und deren Bekämpfung
Echter Mehltau
- Bedeutung Kann zu Ertragsausfällen von bis zu 10% führen.
- Schadbild Watteartige Myzelpolster oder gelbe und braune Flecken auf der Blattoberseite. Stark erkrankte Blätter sterben vorzeitig ab.
- Günstige Umweltbedingungen Milder, trockener Frühling mit abwechselnd warmen und feuchten Tagen sowie dichte Saat.
- Vorbeugung Angepasste Sorten, Saatdichten und Düngung. Halmverkürzer nicht zu spät einsetzen.
- Direkte Bekämpfung Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 25 – 50 % im DC31-61(Schossen bis Blüte). Das entspricht 30 bis 60 Blätter pro 120 Blättern. Es werden nur die obersten drei Blätter bonitiert.
Netzflecken
- Bedeutung Kann zu bedeutenden Ertragsausfällen führen. Befällt nur Gerste.
- Schadbild Beide Blattseiten sind mit länglichen, netzförmigen oder ovalen, braunen bis dunkelbraunen Flecken, teilweise mit gelbem Hof befallen.
- Günstige Umweltbedingungen Kühler, regnerischer Frühling.
- Vorbeugung Ausfallgetreide bekämpfen, resistente Sorten wählen und Fruchtfolge anpassen.
- Direkte Bekämpfung Saatgutbeizung und Fungizideinsatz.
Rhynchosporiose
- Bedeutung Bedeutende Ertragsausfälle möglich.
- Schadbild Ovale, spitz zulaufende Flecken mit hellem Zentrum und dunklem Rand.
- Günstige Umweltbedingungen Milder und regnerischer Herbst und / oder kühler und regnerischer Frühling.
- Vorbeugung Einarbeiten von Ernterückständen und Strohrotte fördern. Resistente Sorten wählen.
- Direkte Bekämpfung Einsatz von Fungiziden.
Bedeutendste Schädlinge und deren Bekämpfung
Blattläuse
- Bedeutung Kann bei Massenbefall unterschiedliche Schäden verursachen und kann das Gelbverzwergungsvirus (BYDV) übertragen. I.d.R. betragen Verluste <10%.
- Schadbild Saftentzug und Honigtauausscheidung.
- Günstige Umweltbedingungen Die Blattlausvermerhung wir durch eine warme und trockene Witterung im Mai/Juni sowie eine hohe Stickstoffdüngung gefördert. Für die Virusübertragung von Vorteil ist ein warmer Herbst und frühe Saat.
- Vorbeugung Bekämpfung von Ausfallgetreide und Förderung von Nützlingen, z.B. durch Ackerschonstreifen.
- Bekämpfungsschwelle Wenn im DC65 (Blüte) 60% der Ähren mit Läusen befallen sind. Es sollte an mindestens 10 Stellen fünf Ähren abgesucht werden.
- Direkte Bekämpfung Nur mit Sonderbewilligung möglich.
Getreidehähnchen
- Bedeutung Kann Schäden verursachen, i.d.R. sind die Schäden <10%.
- Schadbild Streifenförmiger Fensterfrass, bei Larven entlang der Nervenbahn, wobei untere Epidermis erhalten bleibt.
- Günstige Umweltbedingungen Warmer Frühling und trockene Witterung während der Eiablage.
- Vorbeugung Förderung von Nützlingen.
- Bekämpfungsschwelle Im DC 39-50 liegt sie bei 2 Larven pro Halm und im DC 51-61 bei 2 Larven pro Fahnenblatt. Mindestens 50 Halme auszählen: An zehn Stellen die obersten Blätter an je 5 Halmen absuchen.
- Direkte Bekämpfung Häutungsemmer und andere Insektizide.
Unkrautbekämpfung
- Mechanisch: Ziel ist es, die Unkrautkonkurrenz bis zum Ende der Bestockung möglichst in Schach zu halten. Direkt nach der Saat bis zur Keimung kann blindgestriegelt werden. Danach kann ab dem 3-Blatt bis maximal zum 1-Knoten Stadium nochmals gestriegelt werden. Je nach Witterung und Unkrautdruck, sollte im Frühjahr ein bis dreimal gestriegelt werden. Wenn man die Gerste hacken möchte, kann man dies frühestens ab Beginn Bestockung bis zum 1-Knoten Stadium machen.
- Chemisch: Auch Nachauflaufherbizide werden bei Wintergerste oft schon im Herbst eingesetzt. Bekämpfungsschwellen für Unkräuter sollten beachtet werden. ÖLN-Anforderungen: Die Verwendung von Vorauflaufherbiziden ist bis zum 10. Oktober erlaubt.
Ernte
Zeitpunkt | Anfang bis Ende Juli |
Ertrag | 60 – 80 dt/ha |
Der Wassergehalt sollte bei der Ernte unter 15% sein und die Lagerung sollte kühl und trocken erfolgen.
Tipps aus der Praxis
- Möglichkeit einer Zweitnutzung von Mais nach frühreifer Gerste
- Zweizeilige Sorten erreichen höhere Hektolitergewichte
- Hybridsorten zeigen ihre Stärke vor allem in trockenen Jahren und können dann wirtschaftlicher sein.
Das detaillierte Merkblatt mit Informationen zu den Deckungsbeiträgen, ausführlicheren Angaben zum Anbau, den typischen Krankheiten & Schädlingen und zur Unkrautbekämpfung kann als Druckversion heruntergeladen werden.
Alle Versuche rund um den Gerstenanbau finden Sie hier: Versuche Gerste
Aktuelles und umfassendes Fachwissen rund um den Gerstenanbau finden Sie hier: Fachwissen Gerste