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Unterschiede im Klebernbesatz in den verschiedenen Anbauverfahren in Lindau 2020>

Mechanische vs. chemische Unkraut- Regulierung im Weizen 2021

In die Diskussion rund um den mechanischen und chemischen Pflanzenschutz möchte sich der Strickhof mit aktuellen Zahlen und praktischen Erfahrungen einbringen. So lautet die Versuchsfrage der letzten drei Jahre: Welchen Einfluss hat das Unkrautregulierungsverfahren auf Ertrag, Qualität, Restverunkrautung, Bestandesdichte und Wirtschaftlichkeit im Weizenanbau?

Ausgangslage und Versuchsfrage

Die Reduktion von Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft ist ein gesellschaftliches und politisches Anliegen. Der Verzicht auf Herbizide wird mittels Ressourceneffizienzbeiträgen (REB) durch den Bund gefördert. Ob sich diese Anbauweise wirtschaftlich lohnt, hängt vom entstandenen Mehraufwand für die mechanische Unkrautregulierung, den eingesparten Herbizidkosten, der erzielten Erntemenge sowie -qualität und allfälliger Folgen für die Nachfolgekultur, wie beispielsweise erhöhter Unkrautdruck ab. Der Striegeleinsatz in Weizen ist kein neues oder gar revolutionäres Verfahren. 

 Daher wird in diesem Versuch folgende Fragen genauer untersucht: 

Welchen Einfluss hat das Unkrautregulierungsverfahren auf Ertrag, Qualität, Restverunkrautung, Bestandesdichte und Wirtschaftlichkeit im Weizenanbau?

Methodik

Anzahl StandorteAnzahl VersuchsjahreAnzahl WiederholungenArt des Versuchs
633Streifenversuch

 

  • Standorte: Gränichen AG (Liebegg), Lindau ZH (Strickhof), Beggingen SH (Charlottenfels nur 2019), Riedholz SO (Wallierhof), Tänikon TG (Arenenberg), Zollikofen BE (Inforama)
  • Versuchsjahre: 2019 – 2021
  • Sorte und Saatstärke: betriebsüblich (vorwiegend Hanswin), 350 Körner/m2
  • Düngung: 100-120 kg N/ha im Extenso, + 40 N/ha im ÖLN-Verfahren 
  • Pflanzenschutz: Gemäss Versuchsplan

 

Die 6 m breiten Streifen wurden in der Länge halbiert. Die eine Hälfte wurde nach ÖLN (1-2 Fungizide, Halmverkürzer), die andere nach Extenso-Richtlinien bewirtschaftet. Die Streifen wurden je nach Verfahren mit Herbizid behandelt oder je nach lokalen Bedingungen 2- bis 3-mal gestriegelt. Ausserdem gab es einen Kontrollstreifen ohne Unkrautregulierung.

Resultate und Diskussion

Einfluss der Unkrautregulierung auf den Körnerertrag 

Im Herbizidverfahren ergab sich gegenüber dem Striegelverfahren ein Mehrertrag von 3.1 dt/ha im Extenso und von 3.7 dt/ha im ÖLN-Anbau (nicht-signifikanter Unterschied). Im Mittel der Standorte und Jahre resultieren damit relativ geringe Ertragsunterschiede zwischen den vier Anbauverfahren. In allen drei Jahren erreichte jeweils die Kombination ÖLN mit Herbizid tendenziell den höchsten und Extenso mit Striegel tendenziell den tiefsten Kornertrag. Unter ÖLN-Bedingungen wurde im Mittel der drei Jahre über alle Standorte 6.8 dt/ha mehr geerntet als im Extenso-Verfahren (signifikanter Ertragsunterschied).

Unkrautregulierung Weizen
Erträge in dt/ha bei 14.5 % Feuchtigkeit je Verfahren und 2019-21 (je 4-5 Standorte)

Einfluss der Unkrautregulierung auf Qualitätsparameter

Sowohl beim Hektolitergewicht (HLG) als auch beim Proteingehalt waren die Jahresunterschiede grösser als die Verfahrensunterschiede. So fielen die Proteingehalte 2021 mit durchschnittlich 12.9 % gegenüber 13.8 % im Jahr 2019 markant tiefer aus. Noch extremer war es beim HLG mit 65.5 kg/hl (2021) gegenüber 82.6 kg/hl (2019). In allen drei Jahren lagen Proteingehalt und HLG im ÖLN tendenziell höher als im Extenso, wobei es zwischen den Verfahren Striegel und Herbizid keine nennenswerten Unterschiede gab.

QualitätsparameterProteingehalt 2019-21Hektolitergewicht 2019-21
ÖLN Herbizid13.5 %76.5 kg/hl
ÖLN Striegel13.4 %76.4 kg/hl
Extenso Herbizid13.3 %75.9 kg/hl
Extenso Striegel13.3 %75.5 kg/hl

Wirtschaftlichkeit des Herbizidverzichts

In der nachfolgenden Tabelle wurden die sich zwischen den Verfahren unterscheidenden Kosten und Erlöse aufgelistet. Es wurden Maschinenkosten und Arbeit (Stundenlohn ohne Verpflegung Fr. 28.-) gemäss ART-Maschinenkosten 2021 einbezogen. Die Differenz wurde danach in Ertrag umgerechnet. So kann ein allfällig tolerierbarer Minderertrag zwischen den Verfahren berechnet werden. 

Die Variante ÖLN mit Herbizid löst keine Beiträge aus. Es bleiben nur die Kosten von Fr. 466.- für den Pflanzenschutz und den zusätzlichen Düngeraufwand im Vergleich zu den extensiven Verfahren. Die herbizidlose ÖLN-Variante kommt mit den Herbizidverzichtsbeiträgen nach Abzug der Kosten auf ein Minus von Fr. 143.-. Bei einem Richtpreis von Fr. 50.- /dt kann bei einem Herbizidverzicht im ÖLN ein Minderertrag von 6.5 dt/ha ohne finanzielle Einbussen in Kauf genommen werden. Im Mittel der Jahre 2019-21 betrug die Differenz über alle Standorte 3.7 dt/ha. Der Herbizidverzicht war damit rentabel. 

Werden die Unkrautregulierungsmassnahmen nur im extensiven Anbau verglichen, so könnte mit dem Striegel ein Minderertrag von 6.5 dt/ha toleriert werden. Tatsächlich betrug die Differenz über alle Versuchsstandorte im Mittel der Jahre 2019-21 3.0 dt/ha, womit sich der Herbizidverzicht finanziell ebenfalls gelohnt hatte.

Vergleicht man die Extreme, sprich Herbizid im ÖLN mit Striegel im Extenso, könnte ein Minderertrag von 20.9 dt/ha toleriert werden. In der Realität war der Ertragsunterschied in den Jahren 2019-21 zwischen den entsprechenden Verfahren nur bei 10.2 dt/ha.

VerfahrenÖLNExtenso
HerbizidStriegelHerbizidStriegel
Extenso-Beitrag  CHF       400.-CHF       400.-
Herbizidverzichtsbeitrag CHF       250.- CHF       250.-
Summe BeiträgeCHF       0.-CHF       250.-CHF       400.-CHF       650.-
Kosten 2 x Striegel CHF       69.- CHF       69.-
Plus 40 N-Dünger CHF       50.-CHF       50.-  
Herbizid, Fungizid, Halmverk. CHF       416.-CHF       274.-CHF       142.- 
Summe Kosten CHF       466.-CHF       393.-CHF       142.-CHF        69.-
Beiträge minus KostenCHF       -466.-CHF       -143.-CHF       258.-CHF       581.-
Differenz zu ÖLN & Herbizid CHF       323.-CHF       724.-CHF       1047.-
Tolerierbarer MinderertragReferenz6.5 dt/ha14.5 dt/ha20.9 dt/ha

Im Extensoanbau übersteigen die Beiträge die verfahrensspezifischen Anbaukosten deutlich. So bleibt bei der Herbizidvariante ein Plus von Fr. 713.- und bei der herbizidlosen Variante von Fr. 1016.- im Vergleich zum ÖLN-Herbizidverfahren. Dies ergibt tolerierbare Mindererträge von 14.9 dt/ha beim extensiven Verfahren mit Herbizid, resp. 21 dt/ha beim extensiven Verfahren ohne Herbizid. Die effektiven Mindererträge betrugen in den drei Versuchsjahren 7.1 dt/ha resp. 6.5 dt/ha, wobei die Differenzen insbesondere 2021 sehr gering ausfielen.

Folgen einer Problemverunkrautung

Der Schaden einer Verunkrautung lässt sich nur bedingt in einem Streifenversuch mit einjähriger Ertragsauswertung abbilden. Der Ertragsausfall auf die Kultur, insbesondere auf Winterweizen, fällt oft nicht so stark ins Gewicht. Das Versamen von Problemunkräutern kann aber in der Fruchtfolge zu erheblichem Mehraufwand, Mehrkosten, Ernteerschwernis oder weiteren Ertrags- oder Qualitätsverlusten führen. Bei hohem Unkrautdruck wie im Jahr 2020 an den Standorten Lindau und Gränichen hatte das Verfahren einen deutlichen Einfluss auf den Ertrag und die Qualität. Insbesondere im Kontrollverfahren ohne jegliche Unkrautbekämpfung erwies sich das Klettenlabkraut als bedeutendstes Unkraut. Der Ertragsverlust des Striegelverfahrens gegenüber dem Herbizidverfahren betrug 14.7 % und von der Kontrolle gegenüber dem Herbizid 23 %. Gemäss Literatur kann ein hoher Klebernbesatz Ertragsverluste bis 30 % verursachen (Wilson & Wright, 1990).

Striegel Weizen
Unterschiede im Klebernbesatz in den verschiedenen Anbauverfahren in Lindau 2020

Zusammenfassung

Die Bestandesdichte wird durch den Striegeleinsatz nicht automatisch verringert, sondern kann sich durch eine stärkere Bestockung teilweise auch erhöhen (siehe Auswertungen im Versuchsbericht 2020). Der Striegeleinsatz hatte in der Versuchsreihe keinen massgebenden Einfluss auf den Proteingehalt oder das Hektolitergewicht. Ebenfalls hatte der Herbizidverzicht in beiden Anbauintensitäten einen relativ geringen Minderertrag zur Folge. Aufgrund der Herbizidverzichts-Beiträge und tendenziell geringeren Kosten konnten diese Mindererträge wirtschaftlich kompensiert oder gar übertroffen werden. Zudem ist die mechanische Unkrautregulierung im Weizenanbau verglichen mit anderen Kulturen relativ einfach möglich.

Wegen der stärkeren Witterungsabhängigkeit und aufgrund schwer bekämpfbarer Unkräuter wie dem Klettenlabkraut und diversen Ungräsern bleibt der Verzicht auf Herbizide, je nach Jahr und Standort, dennoch anspruchsvoll. Ein allfälliger Mehraufwand oder Mehrkosten in der Fruchtfolge infolge stärkerer oder problematischer Verunkrautung wurde nicht untersucht und kann je nach Standort Fruchtfolge und Betrieb von kleinerer oder grösserer Relevanz sein.

Druckversion: Mechanische vs. chemische Unkraut- Regulierung im Weizen 2021