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Abb. 2: Unterschiede der Anbauverfahren in Lindau 2020>

Mechanische Unkrautregulierung in Winterweizen 2020

Im Rahmen des Forum Ackerbaus wurde 2019 und 2020 in einem Streifenversuch die chemische und mechanische Unkrautregulierung unter ÖLN- und Extenso-Bedingungen vergleichen. Die Resultate und Erkenntnisse aus den ersten zwei Versuchsjahren werden hier präsentiert

Versuchsfrage 

Welche Unterschiede sind bezüglich Unkrautbesatz, Krankheiten, Bestandesdichte, Ertrag und Kornqualität festzustellen zwischen chemischer und mechanischer Unkrautregulierung?

Methodik 

Anzahl StandorteAnzahl VersuchsjahreAnzahl WiederholungenArt des VersuchsAussagekraft
623Streifen* *

 

  • Standorte: Gränichen AG (Liebegg), Humlikon ZH (Strickhof), Beggingen SH (Charlottenfels, nur 2019), Riedholz SO (Wallierhof), Tänikon TG (Arenenberg, nur 2020), Zollikofen BE (Inforama)
  • Versuchsdauer: 2019 - 2021
  • Anbaudaten: Streifenversuch mit drei Wiederholungen
  • Sorte Hanswin,
  • Saatdichte 350 Körner/m
  • Pflanzenschutz gemäss Versuchsplan
  • Düngung 100-120 kg N/ha im Extenso, +40 N/ha im ÖLN-Verfahren
  • Pflanzenschutz gemäss Versuchsplan

 

Die 6 m breiten Streifen wurden in der Länge halbiert und die eine Hälfte jeweils nach ÖLN (1-2 Fungizide, Halmverkürzer) und die andere nach Extenso-Richtlinien bewirtschaftet. Die Streifen wurden je nach Verfahren mit Herbizid behandelt oder 2-3 Mal gestriegelt. Ausserdem gab es unter ÖLN und Extenso-Bedingungen je eine Streifenhälfte ohne Unkrautregulierung als unbehandelte Kontrolle.

 

Abb. 1: Versuchsplan Striegelversuch in Winterweizen am Beispiel Lindau 2020
Abb. 1: Versuchsplan Striegelversuch in Winterweizen am Beispiel Lindau 2020

 

Der Verzicht auf Herbizide ist politisch gewollt und wird mittels Ressourceneffizienzbeiträge (REB) durch den Bund gefördert. Ob sich diese Anbauweise lohnt, hängt vom entstandenen Mehraufwand für die mechanische Unkrautregulierung, den eingesparten Herbizidkosten, der so erzielbaren Erntemenge und -qualität und allfälliger Folgen für die Nachfolgekultur wie erhöhter Unkrautdruck ab. Der Striegeleinsatz in Weizen ist kein neues oder revolutionäres Verfahren. Das Forum Ackerbau möchte sich aber mit aktuellen Zahlen und praktischen Erfahrungen mit den heutigen klimatischen Bedingungen, heutigen Sorten und den heutigen wirtschaftlichen Voraussetzungen in die Diskussionen rund um den chemischen und mechanischen Pflanzenschutz einbringen.

Abb. 2: Unterschiede der Anbauverfahren in Lindau 2020
Abb. 2: Unterschiede der Anbauverfahren in Lindau 2020

 

Resultate und Diskussion

Einfluss auf die Bestandesdichte

Die Bestandesdichten wurden 2019 an den Standorten Gränichen AG, Humlikon ZH und Riedholz SO ausgezählt. Daraus resultierte eine höhere Bestandesdichte von rund 30 Ähren pro m2 im ÖLN-Verfahren gegenüber dem Extenso. Auch der Striegeleinsatz zeigt im Vergleich zu den Herbizidverfahren erhöhte Ährenanzahlen. Offenbar wurden mit dem Striegeleinsatz kaum Pflanzen geschädigt, sondern die Bestockung zusätzlich angeregt. Die Differenz betrug im ÖLN 25 Ähren und im Extenso 18 Ähren zusätzlich gegenüber dem Herbizidverfahren.

 

Abb. 3: Mittelwert der Bestandesdichten in Ähren/m2 je Verfahren 2019 (3 Standorte) (blau), sowie der Standort Humlikon ZH (gelb).
Abb. 3: Mittelwert der Bestandesdichten in Ähren/m2 je Verfahren 2019 (3 Standorte) (blau), sowie der Standort Humlikon ZH (gelb).

 

Einfluss der Unkrautregulierung auf den Ertrag

Grundsätzlich zeichnet sich im Mittel der Standorte in beiden Versuchsjahren das gleiche Schema ab, wenn auch 2020 auf einem tieferen Ertragsniveau als im Vorjahr. Die ÖLN Variante mit Herbizid (Referenzverfahren) erzielte auch dieses Jahr mit 76.3 dt/ha den höchsten Ertrag, gefolgt von der ÖLN-Variante mit Striegel (herbizidlos) mit 70.6 dt/ha (-7 %), Extenso mit Herbizid (69.7 dt/ha, -8 %) und der Variante Extenso mit Striegel welche mit 64.8 dt/ha den tiefsten Ertrag erzielte.

 

Abb. 4: Erträge in dt/ha bei 14.5 % Feuchtigkeit je Verfahren und Anbaujahr, 2019 in hellblau, 2020 in dunkelblau (je 5 Standorte), Strickhof Erträge (rot).
Abb. 4: Erträge in dt/ha bei 14.5 % Feuchtigkeit je Verfahren und Anbaujahr, 2019 in hellblau, 2020 in dunkelblau (je 5 Standorte), Strickhof Erträge (rot).

 

Einfluss auf Hektolitergewicht und Proteingehalt

Sowohl beim Proteingehalt als auch beim Hektolitergewicht gab es kleine Unterschiede zwischen den Anbaujahren und zwischen Extenso und ÖLN, jedoch nicht zwischen den Verfahren Herbizid versus Striegeleinsatz. Die Unterschiede bei der Intensität lassen sich auf die Stickstoffversorgung und den Verdünnungseffekt aufgrund des unterschiedlichen Ertragsniveaus zurückführen.

 

Tabelle 1: Differenz Aufwände und Erträge der Verfahren 


Tabelle 1: Differenz Aufwände und Erträge der Verfahren

 

Einfluss einer Problemverunkrautung

Bei hohen Unkrautdruck wie am Standort Lindau 2020 hatte das Verfahren einen deutlichen Einfluss auf den Ertrag und die Qualität. Im Kontrollverfahren ohne jede Unkrautbekämpfung erwies sich das Klettenlabkraut als bedeutendstes Unkraut. Der zunehmende Unkrautdruck führte erwartungsgemäss zu abnehmendem Ertrag. Der Proteingehalt der mit Klebern verunreinigten Kontrolle fiel jedoch überraschenderweise höher aus als in den Verfahren mit Unkrautregulierung. Die Gründe hierfür müssen in einem weiteren Anbaujahr eruiert werden. Der Ertragsverlust des Striegelverfahrens gegenüber dem Herbizidverfahren betrug 14.7 % und von der Kontrolle gegenüber dem Herbizid 23 %. Gemäss Literatur kann ein hoher Klebernbesatz Ertragsverluste bis 30 % verursachen (Wilson & Wright, 1990). Eine starke Verunkrautung kann zudem zu Ernteerschwernissen und allenfalls zu Folgeproblemen in der Folgekultur resp. Fruchtfolge führen.

 

Wirtschaftlichkeit

In der nachfolgenden Tabelle wurden die sich zwischen den Verfahren unterscheidenden Kosten und Erlöse aufgelistet. Es wurden Maschinenkosten und Arbeit (Stundenlohn ohne Verpflegung Fr. 28.-) gemäss ART-Maschinenkosten 2020 einbezogen. Die Differenz wurde danach in Ertrag umgerechnet. So kann ein allfällig tolerierbarer Minderertrag zwischen den Verfahren berechnet werden. 

 

Tabelle 2: Differenz der Aufwände und Erträge in Fr.-/ha je Unkrautbekämpfungsverfahren (Quelle: ART-Maschinenkosten 2020 und Pflanzenschutzmittel im Feldbau 2019 und 2020)

Tabelle 2: Differenz der Aufwände und Erträge in Fr.-/ha je Unkrautbekämpfungsverfahren 
(Quelle: ART-Maschinenkosten 2020 und Pflanzenschutzmittel im Feldbau 2019 und 2020)

 

Herbizidverzicht im ÖLN-Verfahren

Die Variante ÖLN mit Herbizid löst keine Beiträge aus. Es bleiben nur die Kosten von Fr. 436.85 für den Aufwand an Pflanzenschutz und zusätzlichem Düngeraufwand im Vergleich zu den extensiven Verfahren. Die herbizidlose ÖLN-Variante kommt mit den Herbizidversichtsbeiträgen nach Abzug der Kosten auf ein Minus von Fr. 133.75. Bei einem Richtpreis von 50.- Fr./dt kann bei einem Herbizidverzicht im ÖLN ein Minderertrag von 6.7 dt/ha ohne finanzielle Einbussen in Kauf genommen werden. Im Mittel der Jahre 2019/2020 betrug die Differenz über alle Standorte 5.8 dt/ha. Der Herbizidverzicht war somit rentabel. 

 

Herbizidverzicht im Extenso-Verfahren

Bei einem Richtpreis von 50.- Fr/dt kann im Extensoanbau für den Herbizidverzicht ein Minderertrag von 6.1 dt/ha ohne finanzielle Einbusse in Kauf genommen werden. Im Mittel der Jahre 2019/2020 betrug die Differenz über alle Standorte 4.9 dt/ha, womit sich der Herbizidverzicht finanziell gelohnt hat. 

 

Vergleich ÖLN- versus Extenso-Verfahren

Im Extensoanbau übersteigen die Beiträge die verfahrensspezifischen Anbaukosten deutlich (dank Extensobeitrag), und so bleibt bei der Herbizidvariante ein Plus von Fr. 712.75 und bei der herbizidlosen Variante von Fr. 1015.85 im Vergleich zum ÖLN-Herbizidverfahren. Dies ergibt tolerierbare Mindererträge von 14.9 dt/ha beim extensiven Verfahren mit Herbizid, resp. 21 dt/ha beim extensiven Verfahren ohne Herbizid. Die effektiven Mindererträge betrugen in den zwei Versuchsjahren 8.8 dt/ha resp. 9.6 dt/ha. 2019 waren die Unterschiede noch etwas grösser, wohingegen 2020 die Differenzen mit geringem Krankheitsdruck gering ausfielen.

 

Fazit nach zwei Versuchsjahren

Die Bestandesdichte wird durch den Striegeleinsatz nicht automatisch verringert, sondern kann sich durch eine stärkere Bestockung gar erhöhen. Der Striegeleinsatz scheint keinen massgebenden Einfluss auf die Erntequalität zu haben. Der Herbizidverzicht hatte in beiden Anbausystemen einen Minderertrag, aber auch geringere Kosten zur Folge. Mit Hilfe der Herbizidverzichtsbeiträge konnten die tieferen Erträge wirtschaftlich kompensiert werden. Im Weizenanbau ist die mechanische Unkrautregulierung im Vergleich zu anderen Kulturen relativ einfach. Wegen der stärkeren Witterungsabhängigkeit und aufgrund schwer bekämpfbarer Unkräuter wie dem Klettenlabkraut oder Ungräsern bleibt der Verzicht auf Herbizide, je nach Jahr und Standort, allerdings anspruchsvoll. 

 

Autor: Martin Bertschi

 

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