Maulbeerschildlaus auf dem Vormarsch?
Weltweit gilt die Maulbeerschildlaus (Pseudaulacaspis pentagona) als gefährlicher Schädling von Obst- und Ziergehölzen sowie Wald- und Parkbäumen. Seit etwas mehr als 20 Jahren breitet sie sich in den Pfälzer Pfirsichanbaugebieten rasant aus und richtet teilweise massive Schäden an Bäumen und teilweise auch an Früchten an. Ein starker Befall kann in wenigen Jahren zum Absterben der Bäume führen. In den letzten Jahren wurde zunehmend Befall an Johannisbeeren, Stachelbeeren, Süsskirschen und Walnuss festgestellt. In der Schweiz wurde die Maulbeerschildlaus zunächst am Genfersee und im Tessin nachgewiesen, seit einigen Jahren tritt sie aber auch in anderen Regionen auf. Im Kanton Zürich wurden in den letzten Monaten Funde am Zürichsee auf Johannisbeere, Brombeere, Kirsche und Pfirsich gefunden. Ein gezieltes Monitoring wurde bisher in unserer Region nicht gemacht.
Biologie
Es sind über 120 Wirtspflanzen der Maulbeerschildlaus bekannt. Zusammen mit den durch Klimawandel begünstigten Lebensbedingungen macht sie dies zu einem potentiell gefährlichen Schädling. Die mobilen Larven (Crawler) sind lachsfarben und schlüpfen ab Mitte Mai. Männliche Larven bleiben in der Nähe der Mutterschilde, weibliche wandern umher und besiedeln die jungen Triebe. Ab ungefähr Mitte Juli beginnt die Eiablage für die nächste Generation, welche im August schlüpft. Nebst den Crawlern werden auch geflügelte Männchen gebildet, deren Flugaktivität mit Pheromonfallen überwacht werden kann. Flugdaten von unserer Region sind nicht bekannt, im Oberrheingraben fliegt die erste Männchengeneration jedoch von Mitte Juni bis Ende Juli, die zweite von September bis Oktober. Die Verbreitung der Wanderlarven erfolgt in erster Linie über den Wind, wodurch eine rasche Ausbreitung innerhalb einer Parzelle möglich ist. Befruchtete Weibchen überwintern auf dem Holz und überdauern auch tiefe Temperaturen. Hingegen scheinen Eier und Wanderlarven empfindlich gegenüber nasskalten Temperaturen im Frühling zu sein.
Symptome
Die mobilen Stadien und der ca. 2 mm grosse rund-ovale, gelblich-weisse Schild der Weibchen sind auf dem Holz leicht zu übersehen. Die männlichen Larven hingegen sind auffällig und für Schildläuse untypisch: sie produzieren wachsüberzogene, längliche Schilde die bereits bei geringem Befall leicht entdeckt werden können, gerade im Winter. Bevorzugt wird strukturreiches, älteres Holz besiedelt. Teilweise setzen sich die Läuse aber auch an einjährigen Trieben fest, oftmals im Bereich von Knospen. Stark befallene Baumpartien wirken wie gekalkt, verkümmern und sterben schliesslich ab.
Ein Versteckspiel
Die Bekämpfung der Maulbeerschildlaus ist durch die versteckte Lebensweise schwierig, insbesondere die ausgewachsenen Weibchen sind sehr gut geschützt. Sowohl Insektizide als auch Winter- oder Austriebspritzungen mit Ölen haben keine oder nur eine geringe Wirkung. Ähnlich wie bei der San José Schildlaus sind die mobilen Stadien am empfindlichsten. Die Bestimmung eines optimalen Einsatzzeitpunktes für ein Insektizid dürfte jedoch schwierig sein, einerseits weil die mobilen Stadien nicht leicht erkannt werden, andererseits wegen dem Einhalten von Wartefristen. Es gibt einige heimische und exotische Schlupfwespenarten, die die Populationen von Maulbeerschildläusen stark dezimieren. Ein nützlingsschonender Pflanzenschutz ist also oberstes Gebot. Je früher ein Befall erkannt wird, desto effizienter sind Gegenmassnahmen. Hier bewährt sich vor allem das mechanische Entfernen der Schildläuse durch abbürsten oder mit dem Hochdruckreiniger während der Vegetationsruhe. Bei Strauchbeeren ist dies nicht möglich, dort empfiehlt es sich bei frühem Befall, die Schilde von Hand zu zerdrücken um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Stark befallene Äste sollten entfernt bzw. stark befallene Bäume gerodet und verbrannt werden. Ausnahme: bei starker Parasitierung (erkennbar an zerstörten Schilden) soll das Schnittgut in der Anlage verbleiben, damit die Nützlinge überwintern können. Erfolgt der Schnitt in der Winterruhe, besteht durch das Fehlen beweglicher Stadien des Schädlings kein grosses, vom Schnittgut ausgehendes Befallsrisiko.
Melden Sie uns Befallsverdacht
Insbesondere Pfirsich, Kirsche, Walnuss und Strauchbeeren sind gefährdet. Die Fachstelle Obst ist froh um Befallsmeldungen aus diesen oder anderen Kulturen. Melden Sie einen Verdacht an kaspar.hunziker@strickhof.ch
Vielen Dank!