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Abbildung 1. Kunstwiesenmischung mit Italienisch Raigras am 26. Mai, kurz vor dem 1. Schnitt (Bild: u00a9 Strickhof)>

Kunstwiesenmischungen im Vergleich 2021

Aktuell werden von der AGFF fast 30 unterschiedliche Futterbaumischungen gelistet. Dazu kommen noch einige Firmenmischungen. Im vorliegenden Streifenversuch wurden folgende Fragen untersucht: Wie gross sind die Unterschiede innerhalb dieser breiten Mischungspallette im Bezug auf TS-Ertrag, APDN -, NEL - und Rohfasergehalt pro Schnitt und pro Nutzungsjahr?

Kunstwiesenmischungen im Vergleich

 

Kunstwiesenmischung
Abbildung 1. Kunstwiesenmischung mit Italienisch Raigras am 26. Mai, kurz vor dem 1. Schnitt (Bild: © Strickhof)

Methodik 

Die unterschiedlichen Mischungen wurden im Sommer 2019 nach der Weizenernte quer zur Bewirtschaftungsrichtung ausgesät. Die Ertragserhebung erfolgt somit im zweiten Hauptnutzungsjahr der Anlagen. Düngung und Nutzung sind betriebsüblich, sie werden jeweils siliert. Im Jahr 2021 wurde aufgrund der Wetterlage erst spät (31. Mai) der erste Schnitt siliert. Dadurch konnten lediglich 4 Jahresnutzungen durchgeführt werden. Die Mengenerhebung sowie die Beprobung erfolgte unmittelbar nach dem Schnitt mit einem Scheibenmäher. Es werden je Mischung 18m2 von Hand geerntet. Für die Gehaltsanalysen wird ein repräsentatives Futtermuster im Ofen bei 45°C getrocknet und im Labor als künstlich getrocknetes Futter analysiert. 

Resultate

Bei den Erträgen wurden die Bruttoerträge verglichen. In der Praxis entstehen Ernteverluste auf dem Feld von mind. 10%. Auffallend ist im Versuchsjahr 2021 der enorme Ertrag im 1. Schnitt. Der Grund dafür ist im späten Schnittzeitpunkt (31. Mai) zu finden. Obwohl es dieses Jahr keine Sommertrockenheit gab, fielen die Sommererträge, wie in allen Jahren, sehr gering aus. Erst im Herbstschnitt, der am 22. September gemacht wurde, konnte noch einmal ein schöner Ertrag erzielt werden. Diese Ertragsverteilung entspricht exakt der bekannten Wachstumskurve im Futterbau. 

Futterbau 1
Grafik 1: Bruttoerträge der Kunstwiesenmischungen am Standort Lindau ZH (2. Hauptnutzungsjahr)

Die Ertragsunterschiede der einzelnen Mischungen zeigen ein bekanntes Bild mit einer STM 440, die nur knapp ertraglich mithalten kann. Was die Praktiker eher zu überraschen vermag, ist das Resultat bei den Ital. Raigrasmischungen STM 230 und 240. Optisch ist man schnell der Meinung, dass diese Mischungstypen hohe Erträge bringen werden. Doch Ital. Raigras steht eher lückig, ohne geschlossene Grasnarbe. Diese Mischungstypen bestehen nur aus hochwachsenden Futterpflanzen ohne Bodenfutter. Darum wird das wirkliche Ertragspotential dieser Mischungstypen oftmals überschätzt. In diesem Versuchsjahr kam noch erschwerend dazu, dass sich der Rotkleeanteil nicht entwickeln konnte und nur sehr gering, max. 5% Bestandesanteil vorhanden war. Das war allerding bei allen Mischungen so; bei den Ital. Raigras-Rotkleetypen wirkt sich das allerdings stärker auf die Ertragsleistung aus als bei anderen Mischungstypen (Gras-Weissklee). 

 

Rohfaser
Grafik 2: Rohfaser-Gehalte der verschiedenen Kunstwiesenmischungen am Standort Lindau ZH.

Im Vergleich der Rohfasergehalte fallen die Mischungen STM 240 und 230 (beide mit Ital. Raigras) sowie die Wiesen-Fuchsschwanzmischung STM 444 besonders auf. Ital. Raigras ist ein sehr spätreifes Gras. Dieses war beim 1. Schnitttermin noch nicht in den Ähren und daher auch noch nicht so verholzt wie die frühreiferen Gräser. Dafür schieben sie im 2. Schnitt sehr schnell und sind mit den Stängeln und Ähren schnell rohfaserreich. Das kommt bei einem früheren 1. Schnitt noch viel deutlicher zum Tragen. Anders liegt die Situation beim sehr frühreifen Wiesenfuchsschwanz (STM 444). Dort war der Schnittzeitpunkt zu spät, der Bestand lagerte stark. Dadurch wurden beim Mähen im 1. Schnitt die meisten Stängel nicht abgeschnitten. Diese wurden dann aber in den folgenden Sommerschnitten mit geerntet, darum war der Rohfasergehalt in den Sommeraufwüchsen derart hoch.

Wiesenfuchsschwanzmischungen sollten nicht so spät geschnitten werden. 

 

NEL
Grafik 3: Entwicklung der NEL-Gehalt der Kunstwiesenmischungen am Standort Lindau ZH.

Auch beim NEL-Gehalt spiegelt sich die Frühreife der Hauptgräser. Die Ital. Raigrasmischungen 230 und 240 verzeichneten im 1. Schnitt die besten Werte, lagen dafür im 2. Schnitt sehr tief. Das ist ein normales Bild bei allen Raigras betonten Mischungen, der 2. Jahresschnitt ist nach NEL immer der schwächste Schnitt. Ab dem 3. Schnitt stiegen die NEL Gehalte wieder an. Grundsätzlich kann mit Ausnahme vom 2. Schnitt mit stabilen NEL Gehalte gerechnet werden.

APD
Grafik 4: APDN Gehalt der verschiedenen Wiesenmischungen am Standort Lindau ZH.

Auch beim APDN zeigt es das gleiche Bild wie beim NEL mit dem tiefsten Wert im 2. Schnitt. Danach gibt es jedoch einen sehr starken Anstieg des Gehaltes bis zum Herbstschnitt. Der blattreiche Herbstschnitt kann doppelt so viel APDN enthalten wie der stängelreiche 1. Schnitt. Gerade die besonders hohen Werte im Herbst werden oftmals unterschätzt. Sie machen das Silieren, aber auch die Frischverfütterung schwierig. 

Diskussion

Auch in diesem regnerischen Jahr 2021 verhielten sich die unterschiedlichen Kunstwiesen-Mischungstypen im Ertrags- und Qualitätsvergleich nicht anders als in „normalen“ Jahren. Allerdings lagen die TS-Bruttoerträge rund 20% tiefer als in anderen Jahren. Die Erträge darf man nicht nur nach Pflanzenhöhe beurteilen, es braucht einen ausgewogenen Mix aus Wuchshöhe und Bestandesdichte. Die Extreme dieser Eigenschaften (STM 230, 240.= locker hochwachsend, 440 = niedrig dichtwachsend) können bei den Erträgen meist nicht ganz mithalten. Klar zeigt sich, dass jeweils der 2. Schnitt qualitativ der schwächste ist. Dieser Effekt würde sich noch verstärken, wenn der 1. Schnitt früher geerntet wird als in diesem Versuchsjahr. Das liegt daran, dass bei frühen Erstjahresschnitten oftmals die Ährenanlagen nicht mitgeschnitten werden. Dadurch müssen im zweiten Aufwuchs keine Stängel mehr hochwachsen, sondern die Gräser kommen sofort ins Rispenschieben.

Während die NEL-Gehalte mit Ausnahme vom 2. Schnitt recht ausgeglichen sind, steigen die APDN-Gehalte bis in den Herbst stark an. Das führt in der Fütterung zu einem Proteinüberschuss, der mit einer energiehaltigen Futterkomponente ausgeglichen werden muss. 

Druckversion: Kunstwiesenmischung im Vergleich

Hanspeter Hug, Strickhof Fachbereich Futterbau