Konkrete Ziele und eine handfeste Strategie
Grusswort des Co-Präsidenten
Liebe Biobäuerinnen und Biobauern
Ein sehr spezielles Jahr liegt hinter uns, und wir durften eine weltweite Erfahrung erleben, die wir als Bäuerinnen und Bauern eigentlich schon immer gekannt haben.
Der Mensch beherrscht die Natur nicht, sondern arbeitet im optimalen Fall mit ihr zusammen. Eine Herausforderung der wir uns tagtäglich stellen müssen oder dürfen, ja nach Standpunkt und Einstellung.
Bio boomt und damit namentlich die Knospe. Nicht auf jeder Marktseite wie Produktion - Verarbeitung - Verkauf gleich stark und dieses ungleiche Wachstum hat nicht nur positive Aspekte sondern bringt auch Herausforderungen mit sich.
Auch die MO Zürich und Schaffhausen ist stark gewachsen in den letzten Jahren. Und dies hat den Vorstand bewogen im Rahmen eines breitabgestützten Workshops, mit 15 MO Vertreter/innen, die breite Palette der Herausforderungen und Chancen zu erkennen zu diskutieren und zu priorisieren. Der Anlass war sehr engagiert und motivierend im altehrwürdigen Gasthof Gyrenbad bei Turbenthal. Mit vielen guten Ideen starten wir ins neue Vereinsjahr und stellen uns den Herausforderungen die das neue Jahr, die Natur, die Märkte und natürlich auch die Politik für uns bereithält.
Gerade im politischen Bereich stehen wir vor spannenden gesellschaftlichen Themen die uns alle betreffen, die Nahrungsmittelproduzenten einerseits und die Nahrungsmittelkonsumenten auf der anderen Seite, und die dementsprechend intensiv und kontrovers diskutiert werden dürften.
Freuen und geniessen wir im Moment jedoch gemeinsam mit der Natur die Ruhe und Stille bevor das Erwachen und die Frühlingshektik wieder losgehen.
Ich wünsche Ihnen Allen einen guten Start ins neue Jahr mit Gesundheit, Freude und Glück im Stall und Hof.
Ruedi Vögele, Co-Präsident Bio ZH&SH
Rückblick zum Strategie Workshop vom 10. Dezember 2020
Die Workshop-Teilnehmer schätzten die Gelegenheit, Berufskollegen und Vereinsmitglieder kennenzulernen, die aus sehr unterschiedlichen Regionen angereist waren und eine breite Vielfalt von Biobetrieben repräsentierten. Gleichzeitig konnten im Rahmen des Workshops fünf ganz konkrete Ziele formuliert werden, die der Verein in den kommenden drei bis fünf Jahren erreichen will.
Der Vereinsvorstand hatte nach Gyrenbad ZH eingeladen. Der Workshop wurde von Daniel Bärtschi, dem ehemaligen Geschäftsführer von Bio Suisse, als Coach begleitet. Das Programm war abwechslungsreich und interaktiv gestaltet, die Teilnehmenden diskutierten immer wieder in kleinen Gruppen und stellten ihre Ergebnisse im Plenum vor. Die Altersdurchmischung war erfreulich breit, so dass sowohl die ursprüngliche Grundidee des Biolandbaus, als auch die Anliegen und Inputs der jungen Generation zu Wort kamen.
Stärken und Schwächen als Ausgangspunkt
Die Mitglieder schätzen die Möglichkeit über den Vereinsvorstand eine Vertretung der Basis bei Bio Suisse zu haben. Die verschiedenen Anlässe, wie die Sommertagung und die Betriebsrundgänge im Rahmen des Projekts Praxisbegleitung werden sehr positiv beurteilt. Die Unterstützung durch die Fachstelle Biolandbau wird geschätzt. Die Zahl der Vereinsmitglieder ist deutlich gewachsen. Die über 450 Biobäuerinnen und Biobauern sind in ganz unterschiedlichen Regionen zu Hause und sind dort Image-Träger für den Biolandbau. Der Kontakt zu politischen Verantwortungsträgern hat sich immer wieder als wichtig erwiesen.
Die grosse Vielfalt ist sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung, wenn es darum geht, als Verein mit einheitlichen Zielen und Anliegen wahrgenommen zu werden. Ganz besonders gilt dies für die Sichtbarkeit gegenüber der nicht-bäuerlichen Bevölkerung. Im Moment sind Biobetriebe in den Medien eher als Einzelkämpfer präsent. Auch die relativ geringe Beteiligung an den Vereinsversammlungen ist wahrscheinlich auf die grosse Bandbreite der Betriebe und auf die regionalen Distanzen zurückzuführen. Besonders die Betriebe aus dem Säuliamt sollen zukünftig noch stärker einbezogen werden. Ein weiterer verbesserungswürdiger Punkt ist die praktische Ausbildung im Bereich Tierhaltung, die noch nicht als repräsentativ für den Biolandbau empfunden wird.
Fünf Ziele für die nächsten drei Jahre
Ausgehend von dieser Standortbestimmung wurden fünf konkrete Ziele festgelegt, die der Verein in den kommenden drei Jahren umsetzen will.
- Lobbying und Bio-Strategie
Der Verein Bio ZH & SH entwickelt eine qualitative Bio-Strategie und kommuniziert diese aktiv an Ämter und Politiker.
- Anbauformen und Methoden an BiolandwirtInnen kommunizieren
Das Vermitteln von Praxiswissen für Biolandwirte/innen soll gestärkt werden. Dies soll vorzugsweise über Abendveranstaltungen im Rahmen von Betriebsbesuchen (Motto «offene Hoftür») geschehen. Damit die Teilnehmenden nach einer solchen Veranstaltung weiter austauschen können, sollen WhatsApp-Interessengruppen angeboten werden. Die Anzahl der Praxisabende soll von vier auf sechs erhöht werden; auch ein neuer Name soll gefunden werden, damit die Öffnung des Anlasses für alle Interessierten zum Ausdruck kommt. Die Veranstaltungen sollen die Diversität der Regionen und Betriebsschwerpunkte noch stärker zeigen und wo möglich die bereits bestehenden Angebote vernetzen.
- Bio-Produkte in der öffentlichen Verpflegung fördern
Bio-Produkte sollen stärker in der öffentlichen Verpflegung Einzug halten. Eine Fachgruppe soll die Werbung und Umsetzung planen und begleiten. Voraussetzungen und Hürden sollen abgeklärt und notwendigen praktischen Schritte unternommen werden.
- Den Mehrwert des Biolandbaus den Konsumenten kommunizieren
Mittels Info-Tafeln und Feldrandtafeln soll der Biolandbau in der Region besser bekannt gemacht werden. Auch das Projekt "Direktvermarktungsbroschüre" zielt in dieselbe Richtung. Die Möglichkeit Video-Porträts von Biobetrieben herzustellen, soll geprüft werden.
- Mehr Teilnehmer an Anlässen
Die Bio Suisse Adressliste 2020 enthält 494 Betriebe in den Kantonen Zürich und Schaffhausen. Im Vergleich dazu sind die Besucherzahlen an den Vereinsanlässen relativ tief. Auch hier können die Praxisabende Umstellbegleitung resp. die neue Form von Betriebsrundgängen eine Verbesserung bringen (regionale Verteilung, mehr Abende). Gerade auch der gesellige Abschluss wird von den Teilnehmenden immer sehr geschätzt. Indirekt soll so auch eine stärkere Beteiligung an den Vereinsversammlungen erreicht werden. Zusätzlich wird jeweils ein attraktives Referat als Zugpferd für die GV dienen. Auch die Werbung über den Zürcher Bauer und über ein regelmässiges Mailing soll intensiviert werden.
Zeithorizont für die Umsetzung ist realistisch
«Ziele müssen smart sein», erklärte Daniel Bärtschi. Damit die gesteckten Ziele erreicht werden können, müssen sie konkret und messbar sein. Sie sollten so gut akzeptiert und realistisch sein, dass sie innerhalb des gesteckten Zeithorizonts verwirklicht werden können. Die positiven und erfreuten Rückmeldungen aus der letzten Plenums-Runde zeigten deutlich, dass die gefassten Ziele so konkret sind, dass sie diese Bedingungen erfüllen. Der Vereinsvorstand wird diese Ziele nun weiterverfolgen und gemeinsam mit den Mitgliedern in den nächsten drei bis fünf Jahren praktisch umsetzen.
Autorin: Katrin Carrel, Fachstelle Biolandbau