Knollenfäulnis am Lager verhindern
Den Kartoffelbeständen fehlte zeitweise die Luft im Boden für ein kontinuierliches Wachstum. In den Monaten Mai, Juni und Juli fielen mancherorts gute 600 Liter Niederschlag je Quadratmeter. Zudem breitete sich die Krautfäule früh und rasch überall aus. Trockene und heisse Witterungsphasen zur Abstoppung von Infektionen blieben heuer aus. Schliesslich hat der Hagelzug vom 11. Juli das Kraut einiger Felder zerstört.
Krautfäule kaum zu bannen
In vergangenen Jahren mit überdurchschnittlich feuchtem Frühjahr und gleichzeitig frühem Erstauftreten der Krautfäule – zum Beispiel 2016 – folgte im Juli-August eine trockene und heisse Witterungsphase. Diese liess jeweils vorhandenen Krautfäulebefall annähernd stoppen. Durch den Einsatz von sporenabtötendem Fungizid-Wirkstoff in den Schlussbehandlungen war man in solchen Situationen auf der sicheren Seite.
Nicht so dieses Jahr. Nach Biorichtlinien produzierte Bestände mit mittelanfälligen bis anfälligen Sorten konnten dem Druck trotz intensivem Kupfereinsatz schlicht nicht mehr standhalten. Besonders eindrücklich zeigt sich die Aggressivität des Krautfäulepilzes jeweils in Parzellen ohne Fungizideinsatz (siehe Bild).
Aber auch konventionell produzierende Betriebe konnten die Krautfäule trotz mehrmaligen Stop-Spritzungen nicht in Schach halten.
Wenn Kraut- zu Knollenfäule wird
Die grösste Gefahr der Krautfäule ist ein Übertritt auf die Knollen. Dies geschieht, wenn eine Infektion auf den Blättern sporuliert (weisser Pilzrasen), keine unmittelbare Fungizidbehandlung mit sporenabtötendem Wirkstoff erfolgt und gleichzeitig hohe Niederschlagsmengen die Sporen in den Boden, an die Knollenoberfläche spült. Je höher die Niederschlagsmenge nach erfolgter Infektion, je leichter der Boden und je höher gelegen das Knollennest ist, desto grösser ist der Knolleninfektionsdruck. Bleibt es anhaltend nass im Boden, wachsen die Sporen über die Atmungszellen ins Knollenfleisch. Solche Situationen sind dieses Jahr wohl in einigen Felder entstanden.
Es gibt zwar Sorten deren Knollen nicht so anfällig auf eine Infektion sind wie das Kraut (z.B. Venezia, Laura, Lady Claire, Agria). In einem Jahr wie diesem sind diese Teilresistenzen aber nicht in jedem Fall genügend.
Von Phytopthora – dem Erreger der Kraut- und Knollenfäule – befallene Knollen erkennt man an einer braunen Marmorierung im Knollenfleisch. Darum der Name «Braunfäule». Meistens sind die obersten Knollen des Knollennestes befallen. Im Gegensatz zu nassfäulebedingter (Erwinia bzw. Pectobacterien) Knollenfäule sind solch faule Knollen noch stabil in der Konsistenz. Posten mit Braunfäule dürfen aber in keinem Falle eingelagert werden. Die Fäulnis breitet sich am Lager weiter aus und geht auch auf noch gesunde Knollen über.
Nassfaule Knollen wegen Staunässe
Vielerorts faulen Knollen an überschwemmten, staunassen oder verschlämmten Stellen im Kartoffelfeld. An solchen Stellen ist schon dem Kraut anzusehen, dass es schon Anfang Juli gelb-braun verfärbt war, aufgrund von Stress durch Sauerstoffmangel. An solchen Stellen finden sich im Extremfall auch verfaulte Knollen. Diese zerfleddern bei der Probegrabung sofort zu einem weissen Brei. Es handelt sich dabei nicht um Phytopthora-verursachte Braunfäule sondern um bakterielle Fäulnis. Bakterien dringen nicht so einfach in die Knollen ein wie der Krautfäulepilz. Wenn solche Stellen im Feld nicht geerntet werden, die Teilflächen ohne nassfaule Knollen schalenfest und schonend geerntet und am Lager rasch abgetrocknet werden, sind sie trotzdem noch lagerfähig. Die Ernte erfordert jedoch eine konsequente Trennung unproblematischer von nassen Partien. Schalenfestigkeit, möglichst verletzungsfreies Ernten und abgetrocknete Böden sind die Grundvoraussetzung für möglichst wenig Probleme am Lager. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Wetter wenigstens noch für gute Erntebedingungen versöhnlich zeigt.
Immerhin erfreuliche Stärkegehalte
Probegrabungen im Versuchsfeld in Humlikon Mitte Juli haben überraschende, überdurchschnittliche Stärkewerte ergeben. Eine Agria-Probe aus vorgekeimtem Pflanzgut, gepflanzt am 1. April ergab trotz dem wassergesättigten Boden einen Wert von 15.6%. Eine weitere Probe Agria aus einem Teil des Versuches mit reduzierter N-Düngung wies gar über 16% auf. Von nicht vorgekeimten Agria mit noch intaktem, wüchsigem Kraut wurden 14.3% Stärkegehalt gemessen. In allen Proben waren die Knollenkaliber noch tendenziell klein. Es scheint, dass die Knollen durch langsames Wachstum trotz nassen Verhältnissen weniger Wasser im Verhältnis zur Trockensubstanz beinhalten.
Krautfäule-Sortenanfälligkeit im Vergleich
Jedes Jahr testet der Strickhof in einem Kleinstversuch verschiedene Kartoffelsorten auf deren Krautfäule-Anfälligkeit.
An einer isolierten Lage werden zu einem relativ späten Zeitpunkt wenige Knollen je Sorte gepflanzt. Diese wachsen ohne jegliche Fungizidbehandlung. Im rechten Winkel werden die 25 Sorten links und rechts von einer Reihe Bintje als Vertreterin der hoch anfälligen angebaut.
In wenigen Jahren zeigen sich die Sortenunterschiede so früh und deutlich wie 2021.