Kleine Schadbildkunde Freilandsalat
Nicht jedes Schadbild ist biologischen Ursprungs
Salate als delikates Blattgemüse sind besonders anfällig auf physiologische Störungen. Diese äussern sich beispielsweise als Blattrandnekrosen (man unterscheidet zwischen Innenbrand, Trockenrand und Kranzfäule) bei dem vom Blattrand her abgestorbene Stellen entstehen. Diese machen den Salat bezüglich Optik unverkäuflich. Ursache ist hier nicht etwa ein Pilzbefall sondern ein lokaler Calciummangel im Blattgewebe. Das Schadbild tritt vor allem bei schnellen Witterungswechseln oder auch bei der Vliesentfernung im Frühling auf.
In Situationen mit starker Wasseraufnahme bei gleichzeitig reduzierter Verdunstung, wie z.B. nach starken Sommerniederschlägen, kann es vor allem bei Kopfsalat zum Phänomen der Glasigkeit kommen. Hier verfärben sich Blattkompartimente dunkel-ölig. Da an den glasigen Stellen das Gewebe aufplatzen kann, bietet es auch optimale Eintrittsstellen für weitere Schadpilze. Bei allen physiologischen Problemen kann eine harmonische Düngung sowie ein gut entwickeltes Wurzelwerk (Bodenvorbereitung, Pflanzzeitpunkt) vorbeugend sein. Direkt bekämpfen lassen sich physiologische Symptome, wenn sie einmal auftreten, nicht.
Gefürchtete Salatfäulen
Im Salatanbau unterscheidet man drei Hauptfäulen, die alle durch pilzliche Schaderreger verursacht werden: Die Graufäule (Botrytis), die Sklerotiniafäule und die Rhizoctoniafäule. Bei Befall mit den ersten zwei genannten Krankheiten fallen einzelne sich entwickelnden Köpfe relativ abrupt in sich zusammen, was im Bestand deutlich sichtbar wird. Bei der Graufäule zeigt sich dabei ein mausgraues und bei der Sklerotiniafäule ein watteartig-weisses Pilzgeflecht an der Basis. Bei Sklerotinia sind zudem bei starkem Befall noch die typischen schwarzen Dauerkörper (Sklerotien) sichtbar, die über Jahre im Boden infektiös verbleiben können. Bei Rhizoctonia ist es im Gegensatz nicht unüblich, dass selbst zum Erntezeitpunkt die Salatköpfe von oben betrachtet gesund aussehen. Erst beim umdrehen sieht man die dunkel-schwarz verfärbten Niederblätter, bei denen sich die Blattadern dunkel abzeichnen. Der Strunk bleibt bei Rhizoctonia noch sehr lange gesund. Bei allen drei pilzlichen Fäulen ist eine gute Feldhygiene, hohes Pflanzen sowie eine weite Fruchtfolge wichtig. In der direkten Bekämpfung kommen immer häufiger Produkte auf Basis von nützlichen Pilzen oder Bakterien zum Einsatz. Gelegentlich können an Salat auch bakterielle Fäulen (Pseudomonas oder Erwinia) beobachtet werden.
Wichtige Blattkrankheiten
Die gefürchtetste Krankheit im Salatanbau ist zweifelslos der falsche Mehltau (Bremia lactucae). Die Pilzkrankheit äussert sich durch aufgehellte, durch die Blattadern begrenzte Blattflecken auf der Blattoberseite, die später nekrotisch werden. Auf der gegenüberliegenden Stelle der Blattunterseite zeigt sich der typisch weisse Pilzrasen. Der Befall beginnt an den älteren Blättern, kann aber auch den ganzen Kopf betreffen. Wie bei allen falschen Mehltaupilzen ist eine gute Abtrocknung der Kultur und eine ausgewogene Stickstoffdüngung wichtig. Im Anbau bilden sich in regelmässigen Abständen neue Pilzrassen aus. Momentan sind 40 Rassen in Europa beschrieben. Demgegenüber stehen ständig neue Sortenzüchtungen, die zumindest kurzfristig eine sehr starke Resistenz gegenüber der Krankheit ausbilden. Das Sortenkarussel dreht sich entsprechend bei den Salatsorten besonders schnell.
Im Gegensatz zum Falschen Mehltau ist der Echte Mehltau bei den Salaten eine Rarität und tritt, wenn dann, meist nur auf Zichoriensalaten auf (Radicchio, Cicorino, Endivie, Zuckerhut). Schadbild ist hier der typische weisse, mehlige Pilzrasen auf der Blattoberseite, wie man ihn auch von anderen echten Mehltaupilzen her kennt. In jüngster Zeit ist Rost an Salaten auch in unserer Anbauregion wieder ein Thema geworden. Wie für Rostpilze typisch bilden sich gelblich-orangerote Sporenlager als Pusteln auf den Salatblättern aus. Das Schadbild ist sehr typisch und schwer zu verwechseln. Da es sich beim Salatrost um einen wirtswechselnden Pilz handelt (Winterwirte sind Seggenarten), kann mit der Felderauswahl eine gewisse Vorbeugung erzielt werden. Die Alternariakrankheit bildet typische braune Blattflecken auf den Salatblättern aus. Diese Blattflecken zeigen Ringe vergleichbar mit einem Höhenprofil einer Landkarte. Die Ringfleckenkrankheit hingegen zeigt bei starkem Befall ein typisches Schrotschusssymptom der Salatblätter.
Läuse an Blättern und Wurzeln
Verschiedene Lausarten kommen auf Freilandsalaten vor. Hauptlausart ist dabei die Grüne Salatblattlaus, welche die unangenehme Eigenschaft hat, ihre Kolonien im Salatherz anzulegen. Das macht sie bei fortschreitender Kopfbildung schwer zum Bekämpfen. Die Tiere unterscheiden sich von anderen Lausarten durch typische schwarze Punkte und Streifen auf dem Hinterleib. Um diese Lausart gezielt zu bekämpfen, ist der Warndienst zu beachten, weil es sich hier um eine wirtswechselnde Art handelt, die in Einflugswellen in die Salatkulturen einwandert. Ebenfalls wirtswechselnd, aber die Wurzeln befallend, ist die Salatwurzellaus. Hier zeigt sich der Schaden an zurückgebliebenen Köpfen vom Wachstum her. Beim herausziehen der Wurzeln sieht man dann die typischen weiss-grauen Wachsausscheidungen der Läuse um die Salatwurzeln herum.
Auch das noch - Raupen!
Besonders im Spätsommer und Frühherbst können Erdraupen an Salatkulturen schnell enorme Schäden verursachen. Dabei handelt es sich um die im Boden lebenden Raupenstadien verschiedener Eulenfalter (Noctuidae). Ältere Raupen gelangen dann oft nur noch nachts an die Bodenoberfläche, wo sie den Stängel von Neupflanzungen komplett durchfressen können und anschliessend ganze Salatblätter mit in den Boden ziehen können. Durch die versteckte Lebensweise in diesem Stadium sind sie schwierig mit Insektiziden zu bekämpfen. Eher im Frühjahr treten die Raupen des Schattenwicklers in den Salaten auf. Typisches Schadbild ist hier nebst der Raupe selber auch die Blattverspinnung der Herzblätter sowie die Kotkrümel auf den Blättern.
Und zum Schluss noch dies
Die aufgeführten Schadbilder sind keineswegs abschliessend. So können auch Wanzen, Schnecken oder Krähen an Salaten empfindliche Schäden verursachen. Momentan arbeitet eine national abgestützte Arbeitsgruppe an der Neuauflage eines Fachbuchs der Schaderreger im Schweizer Gemüsebau. Das Buch soll Praktikern eine einfache Bestimmungs- und Bekämpfungshilfe sein. Darin enthalten werden auch alle hier beschriebenen Schadbilder der Salatkulturen sein.
Weitere Schadbilder: