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«Klauen werden meist zu kurz geschnitten»

Profiklauenschneider Karl Bürgi aus den USA und Tierärztin Andrea Fiedler aus München zeigten am Online-Fachnachmittag einmal mehr auf, dass den Klauen grösste Beachtung geschenkt werden muss.

Letzte Woche bot das Team Tierhaltung und Milchwirtschaft vom Strickhof den vierten Fachnachmittag an, diesmal zum Thema «Klauengesundheit». Die Organisatoren Anita Müller und Matthias Schick nutzten den Vorteil der Ortsunabhängigkeit von Online-Kursen und luden den professionellen Klauenschneider Karl Bürgi aus dem US-Bundesstaat Wisconsin und die Tierärztin Andrea Fiedler aus München als Referenten ein. Sie stiessen damit bei den Tierhaltern auf grosses Interesse: 135 Personen haben die beiden sehr informativen Vorträge an den Bildschirmen mitverfolgt.

Nur schneiden wenn nötig

Karl Bürgi ist vor 40 Jahren von der Schweiz in die USA ausgewandert und hat sich dort als Klauenpfleger selbstständig gemacht. Der ausgewiesene Klauenprofi bezeichnet die Klauenpflege als hochqualifizierte Arbeit. Er sagt: «80% der Klauen weltweit werden zu kurz geschnitten.» Das könne Klauenprobleme nach sich ziehen. Mit Bildern und Videos zeigte Bürgi sehr anschaulich, wie er bei der funktionellen Klauenpflege vorgeht. Wichtig sei, dass die Klaue als erstes «aufgestellt» wird, bedeutet: in den Spitz geschnitten wird, so dass das Gewicht der Kuh vorwiegend auf der Spitze der Klaue liegt. Diese Methode helfe auch, die Mortellaro-Krankheit in Schach zu halten. Bürgi empfiehlt, die Kühe bis zu 4-mal im Jahr zu beurteilen, sie jedoch nur wenn nötig zu schneiden. Der ideale Zeitpunkt für die Klauenpflege sei Mitte Galtphase, damit die Kuh mit gesunden Klauen in die stressige Abkalbephase starten kann. Wichtig sei, täglich nach lahmen Kühen Ausschau zu halten und akut lahmende Tiere sofort zu behandeln.

Hygienemangel

Andrea Fiedler, Tierärztin mit eigener Praxis in München, fokussierte in ihrem Referat die Mortellaro-Krankheit. Mortellaro ist eine Faktorenkrankheit; das bedeutet, dass verschiedene Faktoren den Ausbruch der Krankheit hervorrufen können. Hygienemangel sei dabei ein gewichtiger Faktor, weil das Ammoniak in der Gülle die Klauen angreift und sie so anfälliger macht. Auch können die Liegeboxen ein Problem sein. Sind sie unbequem, stehen die Kühe zu oft (im Dreck), was die Krankheit wiederum begünstigt. Beim Liegen sind die Klauen idealerweise im Trockenen und so sterben die Bakterien ab. Zu wenig oder schlechtes Futter beeinträchtigt das Immunsystem; auch dieser Faktor kann Mortellaro begünstigen.

Bakterien nicht verschleppen

Andrea Fiedler wies darauf hin, dass Mortellaro zwar einerseits das Tierwohl beeinträchtige, andererseits aber auch wirtschaftliche Einbussen hervorrufen könne, etwa wenn die Tiere aufgrund ihrer Schmerzen weniger Milch geben. Vorbeugend empfiehlt die Tierärztin, den Stall möglichst sauber zu halten, möglichst oft einzustreuen sowie Klauenbäder anzuwenden. Klauenbäder haben jedoch nur eine Wirkung, wenn sie sauber gehalten werden. Grundsätzlich sei wichtig, die Bakterien nicht zu verschleppen. Dies könne über Schuhe, Kleidung, Zukauf von Tieren oder über schmutzige Klauenpflegegeräte geschehen. So wie Bürgi empfiehlt auch Fiedler, die Tiere täglich zu beobachten und wenn nötig zu behandeln.

Text: Ursina Berger
Foto: Nathalie Roth