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Aufmerksames Kalb>

Kälberdurchfall erkennen und Massnahmen treffen

Kälberdurchfall ist neben Lungen- und Nabelentzündung die häufigste Kälberkrankheit. Eine frühzeitige Erkennung und entsprechende Massnahmen zu treffen ist für eine erfolgreiche Behandlung von grosser Bedeutung.

Durchfallerkennung

Grundsätzlich wird infektiöser Durchfall von fütterungsbedingtem Durchfall (diätetisch) unterschieden. Diätetischer Durchfall sollte bei einer betriebsspezifischen Standarddurchfallbehandlung (z.B. Anbieten von Torf/Pflanzenkohle, Verabreichen von Elektrolyten zwischen der Milchtränke oder Bicarbonat) nach 2 Tagen mindestens sichtbar besser werden. Bei diätetischem Durchfall bleibt die Trinklust des Kalbes oft erhalten. Mit dem folgenden Schema kann eine Ursachenanalyse gemacht werden. Bevor jedoch starke Medikamente durch den Tierarzt eingesetzt werden, empfiehlt es sich einen Erregertest durchzuführen. Entweder selbstständig durch einen Schnelltest oder vom Tierarzt. Sind offensichtlich Erreger für den Durchfall verantwortlich, muss sofort entsprechend gehandelt werden.

Schema für die Erkennung von Kälberdurchfall
Schema für die Erkennung von Kälberdurchfall (Informationsquelle: Kuhsignale Kontrollbuch, Jan Hulsen, verändert durch Selina Hug, Strickhof)

Infektiöser Durchfall kann durch Viren, Bakterien Einzeller, oder durch eine Mischinfektion verursacht sein.

  • Rota- und Coronaviren sind, wie es der Name schon sagt Viren, eine Infektion kann durch einen Mutterschutzimpfung reduziert werden.
  • E.Coli ist ein Bakterium, welches in sehr jungem Alter auftritt, auch hier kann eine Mutterschutzimpfung eine vorbeugende Wirkung haben. Nicht alle Coli-Stämme sind für Kälber gefährlich.  
  • Kryptosporidien und Kokzidien sind einzellige Parasiten. Sie gelangen meist in einem Dauerstadium in den Magen-Darm-Trakt des Kalbes hinein und breiten sich dort aus. Die Kotausscheidung dieser beiden Infektionen sind meist gut zuzuordnen nach dem obigen Schema. Gute Hygiene inkl. Desinfektion mit z.B. Neopredisan 135-1 der Iglus nach dem Reinigen und möglichst wenig Kot rund ums Tier helfen das Infektionsrisiko zu verringern.
  • Clostridium perfringens kommt natürlich im Boden und im Verdauungstrakt vor, nur bei massenhafter Vermehrung kommt es zu Durchfall mit diesem Erreger, der aber sehr schnell zum Tod führen kann und eine Behandlung durch den Tierarzt zwingend macht. 

Prophylaxe

Die erste Prophylaxe von Durchfall ist eine möglichst schnelle und frühe Kolostrumgabe, z.B. von 4 Liter innert der ersten 4 Lebensstunden. Die Menge ist auch von der Qualität des Kolostrums abhängig.

  • Täglich dreimaliges Tränken wirkt sich positiv auf die Verdauung aus. Am einfachsten und effektivsten diesbezüglich ist das ad libitum Tränken. Temperiert über den Milchautomaten oder angesäuert in einem einfachen Tränkeeimer, können so die Kälber ihre Mahlzeiten selbst über den ganzen Tag verteilen, wodurch die einzelnen Portionen kleiner ausfallen. 
  • Nicht angesäuerte Milch sollte mit ca. 40°C verabreicht werden, angesäuerte kann auch bei tieferen Temperaturen vertränkt werden. 
  • Die Sauertränke an sich vermindert bereits durch den gesenkten pH-Wert in der verfütterten Milch das Durchfallrisiko, da dies für diverse Keime und Bakterien eine Barriere ist. 
  • Schlundrinnenreflex fördern: Einsatz eines Nuggis, bei dem das Kalb sich anstrengen muss zum Trinken – fördert auch die Speichelbildung und die bessere Verdauung. 
  • Anbieten von Torf oder Pflanzenkohle zur ständigen freien Entnahme. Kälber haben einen guten Instinkt, was sie brauchen, solange sie noch selbst fähig sind Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen.
  • Salz bereits jungen Kälbern zur Verfügung stellen. 
  • Anbieten von frischem Wasser ab dem 1. Lebenstag ist auch aus Sicht vom Tierwohl sinnvoll.

Hygiene

  • UV-Strahlen der Sonne sind eine günstige und effektive Desinfektionsmethode, das Trocknen lassen von Iglus während zwei Tagen bis eine Woche in der Sonne ist empfehlenswert.
  • Auf einige Erreger sind nur Kälber unter drei Wochen anfällig, ältere Tiere verbreiten jedoch die Erreger. In der Umgebung des Kalbes sollte sich möglichst wenig Kot befinden.
  • Verschleppung der Erreger durch Stiefel, Gerätschaften und Tränkeeimer vermeiden. 
  • Pro Kalb immer denselben Tränkeeimer verwenden (z.B. Iglu und Eimer beschriften) und nach jedem Kalb Nuggi austauschen.

Massnahmen

Die Durchfallbehandlung kann homöopathisch, phytotherapeutisch und/oder mit der klassischen Schulmedizin erfolgen. Wichtig ist sofort zu handeln und bei deutlich viralen, bakteriellen oder parasitären Infektionen mit dem Tierarzt zusammen zu behandeln. Falls ein Erreger vermehrt auftritt, empfiehlt es sich gezielte vorbeugende Massnahmen im Betrieb einzuführen. Ein an Durchfall erkranktes Kalb leidet rasch an einer Azidose, daher müssen puffernde Substanzen zugefüttert werden. Achtung: nicht alle Elektrolyte enthalten auch puffernde Substanzen. Eine weitere Möglichkeit zur Pufferung bietet ein kleiner Bolus aus Bicarbonat. Dieser wird inzwischen von verschiedensten Anbietern landwirtschaftlicher Hilfsstoffe angeboten.

Kurz gelesen:

  • Milchvertränkung bei Durchfall nie unterbrechen.
  • Verabreichung von Elektrolytlösungen zwischen den Milchgaben zur Flüssigkeitsversorgung jeweils 2h nach der Milchgabe verabreichen, damit die Milchgerinnung nicht gestört wird.
  • Durchfall bringt immer eine Übersäuerung mit sich, puffern gehört daher zur Durchfallbehandlung.