Jetzt fehlen nur noch die Sommertage
Aktuelle Situation
Die ausgiebigen Niederschläge haben dazu geführt, dass die Bodenherbizide sehr gut gewirkt haben. In Parzellen wo mit Zusätzen und hohen Mengen gearbeitet wurde, sind die Schädigungen der Zuckerrüben durch das Herbizid deutlich sichtbar. Hinzu kommt der kalte und eher zögerliche Frühling, welcher nun einen Rückstand von rund 2 Wochen verursacht hat. Erfreulich ist, dass viele Parzellen im östlichen Anbaugebiet sehr homogen und mit Bestandesdichten von mehr als 80'000 Pflanzen pro Hektar dastehen. Dank dem tiefen Schädlingsdruck, sowohl Erdfloh und Blattläuse sind nur in geringen Zahlen aufgetreten, können die Rüben nun hoffentlich mit Vollgas in den Sommer starten. Genügend Wasser sollte nach den letzten Wochen vorhanden sein, was jetzt noch fehlt sind die Sonnenstunden für eine erfolgreiche Ernte.
Anfallende Arbeiten
Borspritzungen über das Blatt sind ab Reihenschluss auf Risikoparzellen zu empfehlen (0.5-1 kg/ha Reinbor). Die Herz- und Trockenfäule, wie Bormangel auch genannt wird, ist ein eher seltenes Phänomen. Jedoch auf Grund des Klimawandels zunehmend wichtiger. Bormangel tritt vor allem bei Sommertrockenheit auf Parzellen mit einem hohen pH-Wert auf. Dies kann nach einer Kalkung oder dem Umbruch einer langjährigen Wiese der Fall sein.
Weiter müssen Schosser konsequent entfernt werden. Sowohl in den klassischen wie auch in den ALS Rüben ist dies eine wichtige Arbeit um Folgeprobleme zu vermeiden. Besonders in den ALS Zuckerrüben (Sorten Smart Belamia und Smart Manja) ist dies oberste Priorität. Werden Schosser nicht entfernt, können sie Samen bilden und vermehren sich somit. Dies führt in den Folgekulturen zu Durchwuchsrüben, welche mit keinem Sulfonylharnstoff (Gruppe B) bekämpft werden können. Dies ist vor allem in Fruchtfolgen mit Mais, Getreide und Zuckerrüben problematisch und verursacht viel Handarbeit. Ein einziger Schosser kann tausende Samen bilden – eine kurze Feldkontrolle lohnt sich auf jeden Fall.
Für all diejenigen, welche schon letztes Jahr ALS Zuckerrüben hatten, sollten zwingend ihre Nachfolgekulturen auf Durchwuchsrüben kontrollieren. Sonnenblumen und Mais haben aktuell eine gute Grösse, um allfällige Durchwuchsrüben zu finden. Im Weizen sollten vor der Ernte alle Zuckerrüben herausgerissen und entsorgt werden, welche oben herauswachsen.
Blattgesundheit
Bis heute wurden noch keine Anzeichen von Blattflecken gefunden. Es ist im Allgemeinen davon auszugehen, dass wir dieses Jahr höchst wahrscheinlich einen leicht verzögerten Befallsstart haben. Neben der Temperatursumme ist vor allem der Reihenschluss entscheidend. Die Temperaturen diesen Frühling waren auf einem Rekordtief und im Vergleich zu den vergangenen Jahren tiefer als gewöhnlich. Gemäss den Temperatursummen und dem Temperaturdurchschnitt der entscheidenden Monate (siehe Tabelle 1) sind wir deutlich tiefer als in den extremen Blattfleckenjahre 2017 und 2018. Zudem ist der Reihenschluss dieses Jahr verzögert. Mit dem Reihenschluss verändert sich das Mikroklima zu Gunsten der Blattpilze. Als Faustregel gilt hier, dass 3-5 Wochen nach Reihenschluss mit einem Befall zu rechnen ist. Dies ist jedoch sortenabhängig und standortabhängig.
Tabelle 1: Durchschnittliche Monatstemperaturen in Grad der entscheidenden Monate April, Mai Juni* (bis 14.6.xx) für die Entwicklung der Blattflecken. Je tiefer die Temperatur, desto schlechter ist die Entwicklung des Pilzes. (Quelle: Agrometeo, 2021; Darstellung: Luzi Schneider, 2021)
Jahr | Temp. April | Temp. Mai | Temp. Juni* | Temperarusumme |
2017 | 8.9 | 15.2 | 18.4 | 1024.5 |
2018 | 13.6 | 15.8 | 19.0 | 1183.3 |
2019 | 9.4 | 10.6 | 17.6 | 877.9 |
2020 | 12.7 | 14.2 | 15.5 | 1043.1 |
2021 | 7.8 | 10.6 | 17.7 | 814.7 |
Das Prognosemodell, welches die Fachstelle in Zusammenarbeit mit der HAFL evaluiert, wird dieses Jahr auf die ganze Schweiz ausgedehnt. Mit den Erfahrungen aus den letzten beiden Jahren kann mit gutem Gewissen gesagt werden, dass die Zuverlässigkeit gewährleistet ist und man daraus einen Mehrwert gewinnen konnte. Die aktuelle Lage wird wöchentlich 2x auf dem App Betaswiss aufgeschaltet (QR-Code scannen und dabei sein!).
Für eine erfolgreiche Bekämpfungsstrategie ist es wichtig, dass die erste Behandlung zum richtigen Zeitpunkt appliziert wird. Es wird grundsätzlich von Blindbehandlungen abgeraten – diese sind im ÖLN nicht gestattet. Führen Sie die erste Behandlung erst dann durch, wenn sie tatsächlich die ersten Blattflecken gefunden haben. Kontrollieren Sie dazu vorwiegend die Feldränder mit dem speziellen Augenmerk auf Nachbarparzellen auf welchen 2020 Rüben gestanden haben. Beachten Sie dabei die Windrichtung. Felder welche westlich von Rübenparzellen aus dem letzten Jahr stehen sind tendenziell gefährdeter. Nach der ersten Behandlung ist je nach Anbaugebiet und Blattfleckendruck ein Intervall von etwa 3 Wochen empfohlen. Wir empfehlen keine reinen Strobilurine einzusetzen. Gestartet werden kann mit den Wirkstoffen Epoxiconazol oder Prothioconazol in Kombination mit Kupfer. Alternierend kann auch der Wirkstoff Difenoconazol eingesetzt werden. Auf den Einsatz von Mitteln mit Cyproconazol empfehlen wir zu verzichten, da das Shiffting bei diesem Wirkstoff am weitesten vorangeschritten ist. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder in den Pflanzenschutzbulletins der entsprechenden Kantone.
Zusammenfassend kann gesagt werden:
- spritzen Sie erst, wenn Sie Blattflecken gefunden haben
- Wirkstoffwechsel ist essentiell um Resistenzen zu verlangsamen
- Mischungen mit Fenpropidin und Fenpropimorph können einen Vorteil bringen.
- Bei jeder Behandlung soll >2 kg/ha Funguran Flow beigemischt werden.
- Bei hoher Luftfeuchtigkeit spritzen; die Blätter dürfen aber nur feucht und nicht nass sein.
- Die Wassermenge soll mindestens 300 l/ha betragen.