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Bio-Spinaternte erfolgt immer am Sonntagabend (Bild: H. Hu00f6neisen, zVg)>

«Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun‘ und Fass.»

Praxisbericht aus dem Zürcher Weinland von Heinz Höneisen, Thurland Bio, Co-Präsident Verein Bio Zürich & Schaffhausen

Liebe Bio-Bäuerinnen, liebe Bio-Bauern

In einem Berufsumfeld zu stehen, dass sich stetig verändern muss, fordert uns Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern jeden Tag aufs Neue heraus. Einerseits ist das bei den Kulturen, die vor Jahren noch undenkbar waren, werden heute zum Standard. Ich denke da an den Knoblauch, der schon in grossen Mengen auf diversen Bio-Feldern wächst und der dann auch in guter Qualität im Verkaufsregal angeboten wird. 

Bio-Knoblauch im Mai
Knoblauch nach dem Striegeln, ohne Schäden praktisch unkrautfrei (Bild: Heinz Höneisen, Thurlandbio.ch)

Eine weitere Kultur die ganzjährig in den Verkaufsregalen liegt und nur über die Wintermonate aus Schweizer Produktion kommt, sind die Süsskartoffeln. Mit dem Pflanzen beginnen wir ab Mitte Mai, da Süsskartoffeln sehr frostempfindlich sind und Kälte schlecht ertragen. Die Ernte mit dem Siebband-Roder im Oktober hat sich bewährt, da schon beim Zusammenlesen eine Grössen- und Qualitätssortierung auf dem Feld vorgenommen werden kann. 

Bio-Süsskartoffeln, Thurlandbio.ch
Bio-Süsskartoffeln, im Winter aus Schweizer Produktion (Bild: H. Höneisen, zVg)

Am 9. Mai, immer Sonntagabend, hat die Bina unseren Spinat zur Ernte abgerufen. Sonntagabend darum, da am Montagmorgen eine blitzblank saubere Fabrik mit der Verarbeitung des Bio-Spinats beginnt. Zu diesem Zeitpunkt ist auch Bio-Rahm bestellt worden und es kann nach der Verarbeitung unseres Spinats mit konventionellem Spinat weitergefahren werden. So wird eine Vermischung der Produktionsformen vermieden. 

Bio-Spinaternte erfolgt immer am Sonntagabend
Bio-Spinaternte erfolgt immer am Sonntagabend (Bild: H. Höneisen, zVg)

Grossflächige Produktionen von Bio-Kulturen im Spagat mit der Biodiversität: Wir haben uns dieses Jahr vorgenommen, Biodiversität in unsere Gemüsefelder zu bringen. Viele dieser angedachten Massnahmen sind nicht zahlungsberechtigt. Mir schwebt aber eine Vision vor, dass wir Bio-Betriebe, auch was diese Biodiversitätsmassnahmen anbelangt, eine Vorreiterrolle einnehmen müssen. Im gleichen Stil wie die Bio-Bewegung schon vor Jahren entstanden ist, müssten in den nächsten Jahren aus der Bio-Bewegung heraus klare und starke Inputs für die Förderung der Biodiversität auf den Feldern kommen! Ich werde innerhalb des Vorstands von Bio-Zürich und Schaffhausen die Diskussion eröffnen, ob fürs Jahr 2022 nicht ein Mitgliederorganisationsprojekt zur Thematik «Biodiversität» gestartet werden könnte. Würde man auch anderen Detailhändlern bewilligen, die Bio Knospe Marke zu benützen, würde das mehr Lizenzeinnahmen bringen und das Geld wäre für die Finanzierung grosser und neue Projekte vorhanden, eben die Biodiversitätsförderung auf den Feldern. Ich glaube nicht, dass Ast- und Steinhaufen in unseren extensiven Wiesen und Weiden Grosses bewirken können. Natürlich, es ist ein Versuch wert! 

Biodiversität fördern
Biodiversität fördern und beobachten (Bild: H. Höneisen, zVg)

Ich stelle aber fest, dass praktisch unter allen Asthäufen eine Ansammlung von Brennnesseln zu wachsen beginnt, die sich dann auf den Flächen ausbreiten. Sie sind praktisch nicht bekämpfbar. Mir schwebt vor, die Biodiversität, das heisst, Inseln für Vögel, Insekten und andere Lebewesen wieder in die Flächen die zur Nahrungsmittelproduktion dienen, einfliessen zu lassen. Es muss in Zukunft vermehrt ein Nebeneinander von menschlichen Nahrungsmitteln und Lebensräumen für die Natur und ihre Tierwelt geschaffen werden. Und diese Lebenswelt für die Tiere müssen wir übers ganze Jahr verteilt anbieten. Die geforderte Winterbegrünung unserer Felder bringt der Tierwelt ziemlich nichts. Es sind sterile, zwar grüne, Flächen, in denen können sich aber keine Lebewesen entwickeln. Auch Rindviehhalter müssen ins Projekt einbezogen werden. Auch deren Flächen bringen der Biodiversität keinen grossen Nutzen. 

Taubnesseln und Ehrenpreis
Taubnesseln und Ehrenpreis werden von Insekten aufgesucht (Bild: H. Höneisen, zVg)

Auf unserem Betrieb sind folgende Massnahmen schon am Laufen oder werden fortlaufend realisiert: Waldränder wurden zurück gestutzt und der heckenartige Aufwuchs, der dort jetzt entstanden ist, ermöglicht es den Fledermäusen, Bienen, Wildenten und Vögeln frei zum darunter fliessenden Bach zu fliegen. Die Kohlfelder wurden in Sektoren eingeteilt und immer nach 50 Aren wurde ein Streifen mit Nützlings anziehenden Pflanzen ausgesät. Das Chicorée-Feld mit einer Furchenlänge von 300 Metern wurde in der Mitte aufgetrennt und dort wurde ein 6 Meter breiter Blühstreifen für Insekten angesät. Die selbe Mischung auch links und rechts vom Feld. Sind an den Grenzen der Feldern Ehrenpreis- und Taubnessel-Streifen vorhanden, lassen wir diese stehen. Sie sind voller Insekten. Auf einer Parzelle ist eine Lindenbaumallee geplant, da diese Bäume sehr viele Insekten anziehen und blühen, wenn andere Pflanzen schon keine Nahrungsquelle mehr bieten. Auf allen Gemüseparzellen werden dieses Jahr 3 – 6 Meter breite Blühstreifen angesät, übers ganze Jahr verteilt. 

Schädlingsnetze Bio-Gemüsebau
Mit Netzen Schadinsekten fernhalten ohne Pflanzenschutzmittel (Bild: H. Höneisen, Thurlandbio.ch)

Die Gewächshäuser wurden im Frühjahr alle mit Netzen ausgerüstet. Das heisst, es sollte kein Zuflug von Schadinsekten mehr in unsere Gewächshauskulturen möglich sein. Wir ersparen uns somit Pflanzenschutzmittelspritzungen, die immer auch die Nützlinge und die Hummeln (also die Guten!) geschädigt haben. 

Fasan, beim Feldrundgang gesichtet
Beim Feldrundgang erspäht: ein Fasan (Bild: H. Höneisen, zVg)

Highlight 2021: ich habe beim Rundgang über unsere Felder wieder einen Fasan entdeckt! Vieles liegt im Argen, was die Biodiversität anbelangt. Ihr müsst einfach über die Felder gehen und alles kritisch beobachten. In diesem Sinn und mit der Aufgabe des Beobachtens möchte ich mich heute verabschieden. Möchte euch bitten, denkt mit: Was können wir ändern, wo können wir Vorschläge vorbringen, um mehr Natur auf unsere Felder zurück zu bringen? 

Autor: Heinz Höneisen, Thurlandbio.ch