Hufschutz in der Gruppenhaltung braucht individuelle Lösungen
Der online Fachabend «Hufgesundheit in der Gruppenhaltung» führte gleich zu Beginn auf den Betrieb von Mirjam und Adrian Streuli auf dem Horgenberg. Bettina Ehrbar von der Fachstelle Tierhaltung am Strickhof und Adrian Streuli stellten den Zuschauern vor den Bildschirmen den grosszügigen Aktivstall vor. Ziel dieses Aktivstalls ist es, dass die Pferde weite Strecke zurücklegen, wie es bei Wildpferden in der Natur der Fall ist. Hierfür sind Futter- und Wasserstellen möglichst weit voneinander entfernt, so dass die Pferde durchschnittlich zirka 12 Kilometer pro Tag unterwegs sind.
Trails mit Gummimatten
Einige von Streulis Pferden sind vorn mit Hufeisen beschlagen; mit den Hinterbeinen laufen sie jedoch ohne Schutz, um Verletzungen an anderen Pferden zu vermeiden. Die Trails sind neu mit Loch-Gummimatten unterlegt, weil der zu Beginn eingesetzte Sand stets weggeschwemmt wurde. Im Bereich von Futterstellen sind aus Hygienegründen Verbundsteine verlegt, um diese Bereiche trocken und sauber zu halten. Die Heuraufe wird in Intervallen von jeweils zwei bis drei Stunden für 30 Minuten geöffnet, die Strohraufe hingegen steht ad libitum zur Verfügung. Der Liegebereich, den die Tiere gemäss Adrian Streuli regelmässig und gerne aufsuchen, wird mit einer Mischung aus Kompost und Sägemehl eingestreut.
Bewegung fördert Durchblutung
Nach dem Einblick in die Praxis erklärte Hufschmied Urs Teuscher anschaulich die Anatomie und die Funktion der Hufe und zeigte auf, wie ein Huf korrekt gepflegt wird. Er begrüsst das Konzept eines Aktivstalls, weil so eine gute Durchblutung der Hufe gewährleistet werde. Er stellte verschiedene Schutzvarianten für die Hufe – Kunststoffbeschläge und Hufeisen – vor sowie welche Vor- und Nachteile sie aufweisen. Wobei Urs Teuscher betonte, dass sich die Beschläge von Pferd zu Pferd anders auswirken können und die Auswahl deshalb spezifisch getroffen werden muss.
Mögliche Hufprobleme
Tierärztin Bettigna Musterle von der Pferdeklinik Moosweid in Obfelden informierte über die häufigsten Hufproblemen und Verletzungen, warum sie auftreten und wie sie möglichst vermieden werden können. Die häufigsten Probleme an Hufen sind Lederhautentzündungen, Hufabszesse, «Gammel» (Fäulnisprozesse) und Schlagverletzungen. Sie bezeichnet die Gruppenhaltung von Pferden als anspruchsvoll, insbesondere aufgrund der Gefahr von Schlagverletzungen. Sie empfiehl, wenn nötig individuelle Lösungen zu finden, weil nicht jedes Pferd in jede Gruppe, bzw. Haltungsform passt.
Wechselndes Terrain
Nicole Hübner von der Firma Hübner-Lee gab einen Überblick über geeignete Bodenbeläge in der Gruppenhaltung. Die Bodenbelagsspezialistin empfiehlt wechselndes Terrain für einen Aktivstall. Für die Auswahl eines Bodenbelags sei es entscheidend, wie stark frequentiert ein Boden ist und welche Beschaffenheit er aufweisen soll. Nicole Hübner stellte verschiedene Bodenmaterialien und deren Vor- und Nachteile vor, wie beispielsweise Sand, Gitter- und Mattensysteme, Pflastersteine und Trampelpfade. Für Futterbereiche empfiehlt sie ein Material, welches gut gereinigt werden kann. Zudem solle bei stark beanspruchten Stellen nicht bei der Befestigung gespart werden, hingegen reiche bei Trails normalerweise ein Naturboden aus.
Text: Ursina Berger