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Wegschnecke an einem Kohlrabiblatt. Im Jahr 2024 kein seltener Anblick. Foto: Strickhof>

Hoher Druck durch Schnecken im Gemüsebeet

Durch das anhaltend regnerisch nasse Wetter treten aktuell vermehrt Symptome von Schadschnecken an Gemüsekulturen, sowohl im gewerblichen Anbau als auch im Hausgarten, auf. Die vorbeugende Bekämpfung richtet sich in erster Linie darauf aus, den Schnecken möglichst wenig Unterschlupf und Nahrungsangebot zu bieten.

Die im Gemüsebau als Schaderreger bekannten Schneckenarten sind allesamt Nacktschnecken d.h. sie besitzen kein Schneckenhaus. Aufgrund des fehlenden Verdunstungsschutzes durch das Schneckenhauses werden sie überwiegend nachts oder bei regnerischen Witterungsverhältnissen aktiv. Dementsprechend finden sie beim momentan anhaltend regnerisch trüben Wetter ideale Bedingungen vor, um in den Gemüsekulturen und Gärten ihr Unwesen zu treiben. An den Blättern hinterlassen Schnecken Frasslöcher mit fein gezacktem Rand die im Extremfall bis zum Skelettierfrass gehen können. Besonders gefährdet sind Jungpflanzen, die komplett abgefressen werden können. Ebenfalls typisch bei Blattgemüse wie Salat ist ein Schabefrass bei dem die oberen Zelllagen abgeschabt werden und die heller gefärbten Zellschichten darunter zum Vorschein kommen. An den Knollen von Kohlrabi oder Randen können muldenförmige Frasstellen festgestellt werden. Eindeutig auf Schnecken lassen die silbrigen Schleimspuren an den Pflanzen schliessen. Nebst Frassstellen ist ein Besatz mit Schnecken (z.B. bei Salaten) ein Rückweisungsgrund im Handel und führt zur Unverkäuflichkeit. 

Wegschnecke an Kohlrabi. Im Jahr 2024 kein seltener Anblick.
Wegschnecke an einem Kohlrabiblatt. Im Jahr 2024 kein seltener Anblick. Foto: Strickhof

 

Es lassen sich grob zwei Gruppen von schädigenden Schneckenarten unterscheiden. Bei den Wegschnecken der Gattung Arion nimmt die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) eine herausragende Rolle ein, da sie die einheimischen Wegschnecken zusehends verdrängt. Die Art wird bis zu 10 cm lang und ist relativ variabel gefärbt von orange-rot bis hin zu braun-schwarz. Lebensraum der Art ist vor allem der Feldsaum. Von dort kann die Art jedoch bis zu 10 Meter in die Kulturen eindringen und dort Schaden anrichten. Im Unterschied dazu kommen Vertreter der zweiten Gruppe der Ackerschnecken (Agriolimacidae) auch mitten in den Ackerflächen vor. Dies hängt mit der Fähigkeit zusammen, sich bei Trockenheit in Erdbodenspalten zu verkriechen. Die dominierende Art dieser zweiten Gruppe ist die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum). Die Art ist mit 5 cm maximaler Körperlänge deutlich kleiner als die Spanische Wegschnecke und ist beige-gräulich gefärbt. Ausserdem typisch ist die Musterung auf der Körperoberseite. Entsprechend ihrem Vorkommen auf dem ganzen Feld ist die Genetzte Ackerschnecke im gewerblichen Gemüsebau der Hauptschädling, während im Hausgarten die spanische Wegschnecke durch das Eindringen von den Rückzugsgebieten her (im Hausgarten meist zur Genüge vorhanden) überwiegt. 

Bei Starkem Befall kann es bis hin zum Skelettierfrass wie hier bei Blumenkohl kommen
Bei starkem Befall kann es bis hin zum Skelettierfrass wie hier bei Blumenkohl kommen. Foto: Strickhof

Vorbeugende Bekämpfung 

Die vorbeugenden Massnahmen beginnen schon bei der Feld- bzw. Beetauswahl. Besonders gefährdet sind Flächen in unmittelbarer Nähe zu Dauergrünland, Buntbrachen, Hecken oder Flächen nahe dem Komposthaufen in den Hausgärten. Ebenfalls erhöht ist das Schneckenrisiko auf feuchten, schattigen Flächen mit schwerem Boden. Ebenfalls fördernd für die Überwinterung der Schnecken sind milde, feuchte Winter wie wir sie zunehmend erleben. 

Vorbeugend sollten die Erntereste der Vorkultur sauber eingearbeitet werden, um das Nahrungsangebot möglichst zu reduzieren. Ebenfalls schadet grundsätzlich jede Bodenbearbeitung, vor allem wenn diese im Winter geschieht, der Entwicklung der Schnecken. Bei der Bodenbearbeitung und dem Aufbrechen der grobscholligen Bodenaggregate werden die Rückzugsnischen zerstört und der Lebensraum dadurch besonders für Ackerschnecken ungeeignet. Bei empfindlichen Kulturen wie Salat ist daher das bereiten eines feinen, gut rückverdichteten Pflanzbeets bezüglich Schneckenbekämpfung vorteilhaft. Überlegungen zur Bodenschonung inklusive reduzierter Bodenbearbeitung laufen in diesem Punkt der Schneckenbekämpfung etwas zuwider und es muss eine Abwägung getroffen werden, wie viel Schadpotential die Schnecken bei den angebauten Kulturen effektiv haben. 

Schnecken im Boden mit Eigelege
Schnecke und Eigelege (ganz links) im Boden Foto: Strickhof

Um die Randbereiche der Felder zu schützen sollten die Vorgewende regelmässig gemulcht werden um feuchte Rückzugsgebiete zu vermeiden. Sofern es die Kulturplanung erlaubt, sollten empfindliche Kulturen wie Salate oder Kohlarten möglichst nicht direkt angrenzend an Dauerwiesen gepflanzt werden, sondern in der Mitte der Parzellen. Als eher schneckentolerant gelten Zwiebeln, Lauch oder auch Zuckerhut. Den Grundsatz, empfindliche Kulturen nicht direkt bei den Rückzugsorten der (Weg-) Schnecken zu pflanzen, kann man in geringerem Umfang auch bei der Beeteinteilung im Hausgarten anwenden. Im Hausgarten kann allenfalls auch mit eher unempfindlichen Zierpflanzen an den gefährdeten Stellen gearbeitet werden. Als eher unempfindlich gelten etwa Fingerhut, Kapuzinerkresse, Ringelblume oder Rosen. Bei der Bewässerung ist es vorteilhaft am Morgen zu bewässern, weil dadurch der Boden während dem Tag wieder oberflächlich abtrocknen kann. Im Hausgarten sollten nur die Gemüsepflanzen selber gegossen werden und möglichst wenig andere Bereiche, um wiederum den Lebensraum für die Schnecken möglichst unattraktiv zu halten. 

Direkte Bekämpfung

Zur direkten Schneckenbekämpfung sind im Gemüsebau Molluskizide auf Basis von Eisen-III-Phosphat und Metaldehyd zugelassen, wobei im Bioanbau nur der Wirkstoff Eisen-III-Phosphat nach der Pflanzung/Saat zulässig ist. Ausgebracht werden die Wirkstoffe als Köderkörner (Schneckenkörner). Beim Ausbringen ist auf eine gute Verteilung der Körner zu achten, um die Köderwirkung optimal zu nutzen. Nach Starkniederschlägen können Schneckenkörner weggetragen oder zugeschüttet werden und die Köderwirkung ist nicht mehr optimal. Schneckenkörner auf Basis von Eisen-III-Phosphat wirken auf den Verdauungstrakt der Schnecken und diese verhungern letztlich. Die Wirkung ist auch bei kühleren Temperaturen im Frühjahr und Herbst gegeben. Im Gegensatz dazu ist die Wirkung von Metaldehyd erst ab rund 14°C optimal. Metaldehyd wirkt auf die Schleimdrüsen der Schnecken und diese vertrocknen letztlich. Beim Ausbringen sind Handschuhe zu tragen und es soll nur der Boden und nicht die Pflanzen bestreut werden. Besonders bei Metaldehyd-Produkten ist auf eine gleichmässige Verteilung (keine Häufchen!) zu achten, weil ansonsten auch Wild- oder Haustiere (!) geschädigt werden können. Wird Schneckenkorn verschüttet, so ist dieses raschmöglichst zu entfernen! Als Alternative zu den Schneckenkörnern besteht gegen Ackerschnecken seit geraumer Zeit die Möglichkeit von Nematoden (Phasmarhabditis hermaphrodita). Die Wirkung tritt hier jedoch relativ langsam ein und ein akuter Schneckenbefall kann nicht gestoppt werden. Daher sollte das Produkt eher als Langzeitinvestition betrachtet werden.  

Nur oben aufliegende freiliegende Schneckenkörner können ihre Köderwirkung entfalten.
Nur oben aufliegende freiliegende Schneckenkörner können ihre Köderwirkung entfalten. Foto: Strickhof

Im Hausgartenbereich sind zusätzlich eine Reihe von physischen Barrieren einsetzbar etwa Schneckenzäune oder auch Schneckenkrägen für Einzelpflanzen. Beide Varianten sind teuer und zeitaufwendig in der Installation und daher nur im Hausgarten und für Kleinstflächen sinnvoll. Bei der Installation ist auf einen genügenden Überhang zu achten. Barrieren bieten meist keinen 100% Schutz, können den Druck aber merklich reduzieren.