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Hilfsmittel zur Bewässerungssteuerung nutzen und Erfahrungen sammeln!

Es ist Sommer, es ist heiss! Die Gemüsekulturen brauchen Wasser, wenn es denn verfügbar ist. Eine Möglichkeit um den Wasserbedarf von rund 45 Gemüse- und Ackerkulturen digital zu berechnen wird hier vorgestellt.

Digitales Bodenwassermodell 

Eine Möglichkeit, um das Wasser effizienter einzusetzen besteht im Führen einer klimatischen Wasserbilanz. Anstelle des direkten Messens der Bodenfeuchte in der Parzelle, was bei vielen Parzellen und teuren Messsensoren im Freilandgemüsebau schnell ins Geld gehen kann, führt man quasi eine «Milchbüechli-Rechnung» darüber, wie viel Wasser durch die Kultur verdunstet wird und wie viel Wasser in Form von Beregnung oder Niederschlag hinzukommen. Der Fehlbetrag wird aus dem Bodenwasserspeicher entzogen und muss beim Erreichen einer definierten Schwelle durch Bewässerungsgaben ergänzt werden. 

Diese an sich schon lange unter dem Stichwort «Geisenheimer-Bewässerungssteuerung» bekannte Methode wurde vor einigen Jahren in einem Projekt durch die ALB-Bayern e.V. zu einem umfassenderen Bodenwassermodell weiterentwickelt und auf digitale Füsse gestellt. Die Anwendung ist unter dem Namen ALB Bewässerungs-App hier (www.alb-bayern.de > Bewässerung > Steuerungsmodelle) verfügbar. Bisher handelt es sich jedoch nur um eine Desktopanwendung und nicht um eine eigentliche App. Die Nutzung ist grundsätzlich kostenlos, erfordert jedoch eine Registrierung mit Mail-Adresse. 

Seit dem Jahr 2019 fanden unter Leitung der HAFL und Beteiligung verschiedener kantonaler Partner umfangreiche Anwendungs- und Vergleichsversuche in der Schweiz statt. Unter www.bewaesserungsnetz.ch sind die Resultate und Erfahrungen dieser Versuche sowie auch eine interaktive Bedienungsanleitung der Anwendung unter Schweizer Verhältnissen aufgeschaltet.

Nötige Daten für die Berechnung

Weil es sich um eine Berechnung des Bodenwassers handelt und nicht um eine Messung, bedingt die Anwendung die Eingabe von diversen Parametern zu jeder Parzelle. Das ist zugegeben mit einem gewissen Aufwand verbunden und beinhaltet folgende Teile: 

  • Angaben zur Parzelle wie Name, Feldgrösse etc.
  • Standort und mit welchen Wetterdaten gerechnet werden soll
  • Bodeneigenschaften: Hier ist es nötig die Ergebnisse der letzten Bodenuntersuchung bereit zu halten
  • Kulturbestand d.h. welche Kultur angebaut wird und wann spezifische phänologische Stadien erreicht sind. Momentan stehen rund 30 Gemüsekulturen zur Verfügung.
  • Bewässerungstechnik die verwendet wird. Überkopf vs. Tropfer
  • Sollwerte der Bewässerung wie Startschwellen, Mindestintervalle etc.
  • Berechnungszeitraum und Wassersättigung bei Berechnungsstart
  • Korrekturen der Niederschläge und effektiv verabreichten Bewässerungsgaben
  • Wetterprognose der nächsten Tage

 

Auch während der Kultur selber müssen gewisse Eingaben getätigt werden, etwa das nachführen der phänologischen Stadien. Es würde zu weit führen an dieser Stelle alle Details der Eingabe zu beschreiben. Wir verweisen dabei auf die oben erwähnte Bedienungsanleitung der HAFL. 

Grundlage bilden Wetterdaten

Eine der wichtigsten Grundlagen sind die ausgewählten Wetterdaten mit denen gerechnet wird. Konkret werden die Parameter Strahlung, Temperatur, Niederschlag, Luftfeuchte und Wind verwendet, um daraus einen täglichen Verdunstungswert zu errechnen. Es stehen öffentlich finanzierte Wetterdaten von ausgewählten Gemeinden in den Kantonen AG und ZH zur Verfügung. Die Grafik zeigt die für die Saison 2023 anwählbaren Gemeinden. Die Niederschläge können über die Korrekturfunktion jedoch auch selber in die Berechnung eingegeben werden. Eine automatisierte Schnittstelle für Wetterdaten von betriebseigenen Wetterstationen besteht jedoch leider nicht. 

Auswählbare Wetterdatenpunkte in der ALB Bewässerungs-App im Kanton Zürich.
Auswählbare Wetterdatenpunkte in der ALB Bewässerungs-App im Kanton Zürich. Foto: ALB Bewässerungs-App

 

Fazit

Abschliessend muss erwähnt werden, dass die Anwendung nur in ausgewählten Kulturen wie etwa Karotten, Zwiebeln oder Kabis für Schweizer Verhältnisse «getestet» wurde in den Versuchen. Bisherige Erfahrungen zeigen eine grosszügige Marge in der Anwendung d.h. es wird im Regelfall eher zu früh eine Bewässerungsempfehlung abgegeben als zu spät. Interessierte Betriebe können die Anwendung (kostenfrei!) nutzen und damit eigene Erfahrungen machen. Die Bewässerungsempfehlungen kann man sich zudem auf sein E-Mail schicken lassen, damit man sich nicht immer einloggen muss. Bei Problemen bei der Anwendung können wir gerne unterstützen. Gleichzeitig sind wir auch über Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge froh.