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Abbildung 1: Mais im Verfahren Herbizidlos (Hacken) am Standort Strickhof>

Herbizidverzicht im Mais 2022

Welchen Einfluss hat der Herbizidverzicht auf den Maisertrag, wenn die Vorkultur Kunstwiese mit Pflug oder Schälfräse entfernt wird? Weder das Bodenbearbeitungsverfahren noch das Verfahren der Unkrautregulierung, sondern vielmehr der Standort und die Witterungsbedingungen im jeweiligen Anbaujahr hatten einen entscheidenden Einfluss auf den Ertrag.

Ausgangslage und Versuchsfrage

Zunehmend interessieren sich auch Landwirte, welche ihren Betrieb nicht nach biologischen Richtlinien bewirtschaften, für eine Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Auf Grund seiner weiten Reihenabstände eignet sich Mais sehr gut für eine mechanische Unkrautregulierung. Erfahrungen im herbizidlosen Maisanbau sind bereits vorhanden und zeigen, dass dies einigermassen problemlos möglich ist, sofern keine Problemunkräuter vorhanden sind. Jedoch wird in den meisten Fällen vor der Saat der Pflug eingesetzt, was je nach Lage Probleme mit Erosion verursachen kann. Aus diesem Grund wird Mais vielerorts auch pfluglos angebaut. Dabei werden die Reste der Vorkultur meistens mit Glyphosat beseitigt. In den letzten Jahren kamen vermehrt Schälfräsen zum Einsatz, um beispielsweise Kunstwiesen vor der Maissaat ohne Glyphosat zu regulieren. Um die Auswirkungen verschiedener Techniken in der Bodenbearbeitung und der Unkrautregulierung auf den Ertrag festzustellen, wurde dieser Versuch angelegt. 

Daraus ergibt sich folgende Versuchsfrage:

Welchen Einfluss hat der Herbizidverzicht auf den Maisertrag, wenn die Vorkultur Kunstwiese mit Pflug oder Schälfräse entfernt wird?

Methodik

Anzahl StandorteAnzahl VersuchsjahreAnzahl WiederholungenArt des Versuchs
3-423Streifenversuch

Verfahren

Der Versuch wird im Rahmen es Forum Ackerbaus an drei bis fünf Standorten in den Kantonen AG, LU, BE und ZH als Streifenversuch mit drei Wiederholungen durchgeführt. An allen Standorten wurde die Kunstwiese bei der Hälfte der Verfahren mittels Pflug und bei der anderen Hälfte mittels einer Schälfräse bearbeitet. Bei beiden Bodenbearbeitungsverfahren wurde die chemische Unkrautbekämpfung mit der mechanischen Unkrautbekämpfung verglichen. In der Variante Herbizid wurde das Nachauflaufherbizid Equip Power eingesetzt. Für die mechanische Unkrautbekämpfung kamen je nach Jahr und Standort verschiedene Hackgerätetypen zum Einsatz. Je nach Standort und Witterungsbedingungen wurde ergänzend zum Hackgerät ein Hackstriegel eingesetzt. Die Saatdichte betrug 9 Körner/m2. Die Düngung erfolgte betriebsüblich.

Mais herbizidlos 2022
Abbildung 1: Mais im Verfahren Herbizidlos (Hacken) am Standort Strickhof

Resultate 

Unterschiedlichen Herausforderungen

Es zeigte sich, dass die Regulierung der Kunstwiese mittels Pflug einfacher ist. Bei der Bodenbearbeitung mittels einer Schälfräse ist die Gefahr grösser, dass Gräser wieder anwachsen. Durch eine zweimalige Bearbeitung mit der Schälfräse liess sich die Kunstwiese besser regulieren. So wurde im Jahr 2020 die Schälfräse am Standort Lindau zweimal und am Standort Zollikofen nur einmal eingesetzt. Dies führte zu einer deutlich stärkeren Restverunkrautung mit Raigräsern und Knaulgras am Standort Zollikofen.

Weiter zeigte sich, dass bei einem hohen Blackenvorkommen in jedem Fall auf die Schälfräse verzichtet werden sollte. So musste am Standort Zollikofen im Jahr 2020 eine Teilparzelle aus dem Versuch genommen werden, da vorhandene Blacken durch die Schälfräse so stark vermehrt wurden, dass sie nicht mehr mechanisch bekämpft werden konnten und ein Herbizid eingesetzt werden musste. 

Im Verfahren Pflug wurde am Standort Zollikofen im Jahr 2020 ein deutlich tieferer Unkrautdruck festgestellt als im Verfahren Schälfräse. Dies wurde am Standort Lindau nicht festgestellt. 

Leider präsentierte sich im Jahr 2021 das Wetter von seiner schlechten Seite. Die extrem hohen Niederschläge führten dazu, dass die Versuche in diesem Jahr nicht ausgewertet werden konnten. Sowohl in Zollikofen wie auch in Lindau zeigten sich sehr grosse Unterschiede innerhalb der Parzelle, unabhängig von der Bodenbearbeitung. Die Bodenstruktur hatte in diesen Fällen den grösseren Einfluss auf die Entwicklung des Maises als die verschiedenen Verfahren. Durch den langanhaltenden Regen trat teilweise Staunässe auf. Dies führte verbreitet zu sehr schlecht entwickelten Maispflanzen. Um trotzdem genügend aussagekräftige Resultate zu erhalten, wird der Versuch um ein Jahr bis ins Jahr 2023 verlängert. 

Durch das sehr trockene Wetter im Jahr 2022 erfolgte die Beseitigung der Kunstwiese mittels Schälfräse unter sehr guten Bedingungen. Jedoch traten am Standort Zollikofen grosse Probleme mit Krähen auf, was eine Nachsaat erforderlich machte. 

Geringe Unterschiede

Der Ertrag im Jahr 2020 war rund 32 dt TS/ha höher als im Jahr 2022 (193 vs. 225 dt TS/ha). Zusammengenommen zeigte sich in den beiden auswertbaren Jahren keine signifikante Ertragsdifferenz zwischen den beiden Bodenbearbeitungsverfahren Mulchsaat und Pflug. Es gab jedoch Standortunterschiede. So erreichte am Standort Zollikofen im Jahr 2022 das Verfahren Mulchsaat einen Mehrertrag von 23 dt TS/ha (210 vs. 187 dt TS/ha). Am Standort Lindau dagegen erreichte im gleichen Jahr das Verfahren Mulchsaat einen Minderertrag von 25 dt TS/ha (176 vs. 201 dt TS/ha). Im Erntejahr 2020 dagegen waren die Standortunterschiede zwischen den beiden Bodenbearbeitungsverfahren an allen Standorten gering. Noch kleiner waren die Unterschiede zwischen den beiden Arten der Unkrautregulierungsmassnahmen (Herbizid versus Hacken). Diese waren über alle Versuchsjahre leidglich bei 1.5 dt TS/ha.

Herbizidverzicht im Mais Ertrag 2022
Abbildung 2: Erträge in dt TS/ha je Verfahren im Jahr 2020 und 2022 (je 2-3 Standorte)

Typische Unkräuter

Bei der Unkrautbonitur im 6-8 Blatt Stadium zeigte sich die gute Wirkung der Herbizide. In dieser Variante traten an allen Standorten wenige bis keine Unkräuter auf. In den Verfahren mit mechanischer Unkrautregulierung war die Unkrautdichte leicht höher. Sie variierte jedoch von Standort zu Standort sehr stark. Im Jahr 2022 trat in Zollikofen vor allem viel Amarant auf, am Standort Gränichen dagegen vor allem Franzosenkraut. In Hohenrain dagegen waren vor allem Raigräser zu finden. Betrachtet man die Verunkrautung bei der Ernte, so zeigte sich an allen Standorten eine erhöhte Restverunkrautung in den herbizidlosen Verfahren. Diese setzte sich grösstenteils aus Frühjahr- und Sommerkeimern wie Franzosenkraut, Amarant und Hirse zusammen.

Fazit nach zwei Jahren

Weder das Bodenbearbeitungsverfahren noch das Verfahren der Unkrautregulierung, sondern vielmehr der Standort und die Bedingungen im jeweiligen Anbaujahr sind die entscheidenden Faktoren. So hängt der Erfolg der Unkrautregulierung sehr stark von der Witterung ab. Bei erfolgreicher Unkrautregulierung können jedoch mit mechanischer Unkrautregulierung gleiche Erträge wie mit einer chemischen Unkrautregulierung erzielt werden.

 

Autor: Martin Streit, Inforama Rütti (BE), in Zusammenarbeit mit dem Forum Ackerbau.