Herausforderungen und Trends in der Schweinehaltung
Die Geschwister Antonia und Gabriel Ruckli haben Anfang 2023 den elterlichen Schweinezucht- und -mastbetrieb im Luzerner Seetal übernommen. Zuvor haben beide Agronomie studiert – Gabriel an der HAFL, Antonia an der ETH. Die in Semester- und Masterarbeit gewonnen Erkenntnisse haben sie gleich auf dem eigenen Betrieb umgesetzt. Dazu gehört beispielsweise ein Gruppensäugesystem, welches das Besamen laktierender Schweine ermöglicht. Die Säugezeit dauere länger und das Absetzen erfolge schrittweise und nicht abrupt wie sonst üblich, erläuterte Antonia Ruckli am Strickhof Schweinetag vom 19. Januar.
Umgestellt habend die Geschwister Ruckli auch die Fütterung. So erhalten die Schweine eine Totalmisch-Ration, bestehend aus Kraftfutter, Gras/Silage und Heu. Die Fresszeit verlängere sich dadurch, was dem natürlichen Fressverhalten der Schweine näherkomme, betonte Antonia Ruckli. Sie erinnerte daran, dass Schweine in der Natur einen Grossteil des Tages mit Futtersuche bzw. Fressen verbringen würden. Die TMR-Fütterung habe zudem den Vorteil, dass sie einen Teil des Kraftfutters mit hofeigener Kleegras-Mischung ersetzen können.
Schutzmassnahmen umsetzen
Ein grosses Thema in der Branche ist die Afrikanische Schweinepest (ASP). Stefanie Klausmann vom Schweinegesundheitsdienst erinnerte daran, dass der Seuche seit 2017 über 2,3 Mio. Schweine in Europa zum Opfer fielen. Die ASP sei da und werde nicht so schnell verschwinden. Ein Impfstoff sei kurzfristig nicht zu erwarten, da das Virus sehr komplex sei und man noch zu wenig darüber wisse. Klausmann appellierte an die Schweinehalter/innen, bereits jetzt Schutzmassnahmen zu ergreifen. Dazu zählte sie beispielsweise eine Umzäunung des Betriebsgeländes. Gerade bei der Biosicherheit gäbe es auf den Betrieben «viel Luft nach oben», bilanzierte Stefanie Klausmann. Kritische Punkte seien unter anderem die Kadaverlagerung und -entsorgung oder aus dem Ausland importiertes Stroh.
Neue Produkte gefordert
«Die Qualität von Schweinefleisch in der Schweiz ist hervorragend», freute sich Peter Schneider von der Branchenorganisation Proviande. Die Schweinehalter/innen würden einen guten Job machen. Rund 87 Prozent der 2023 geschlachteten Schweine hätten einen optimalen Magerfleischanteil mit Werten zwischen 54 und 60 % aufgewiesen. Ein fantastisches Ergebnis, lobte Schneider. Weniger rosig sieht es für die Produzenten beim Konsum aus. Dieser sinkt seit Jahren. Schneider rechnet damit, dass der Absatz von Frischfleisch weiter sinken wird, während der Konsum von verarbeiteten Produkten wie Wurstwaren stabil bleibt oder leicht zunehmen wird. Es brauche neue Schweinefleischprodukte, forderte ein Diskussionsteilnehmer von den Verarbeitern.
Algen statt Soja?
Katrin Giller von der Universität Hohenheim stellte einen Fütterungsversuch mit Spirulina vor. Eignet sich diese eiweissreiche Mikroalge als alternative Proteinquelle in der Schweinefütterung? Versuche bei AgroVet-Strickhof haben gezeigt, dass bei Milchkühen und Mastmunis Leistung und Produktequalität mit Spirulina gleich sind wie mit Sojaschrot. Bei Schweinen läuft derzeit die Auswertung von aktuellen Fütterungsversuchen am Strickhof. Gemäss Katrin Giller weisen die noch provisorischen Daten darauf hin, dass es in der Mast keinen signifikanten Unterschied zwischen Spirulina und konventioneller Fütterung gibt.
Weiter referierte Thomas Echtermann, Tierspital Zürich, über die Osteochondrose. Dabei handelt es sich um die bedeutendste nicht-infektiöse Lahmheitsursache, die zu erheblichen wirtschaftlichen Einbussen führen kann und nicht therapierbar ist.
Die angehenden Agrotechniker Marc Daepp, Eric Bolt und Severin Volkart haben im Rahmen ihrer Weiterbildung das Team Tierhaltung bei der Organisation und Durchführung des Schweine-Tags tatkräftig unterstützt.
Text: Michael Wahl