So finden Sie uns

Strickhof
Eschikon 21
CH-8315 Lindau
+41 58 105 98 00
info@strickhof.ch

Strickhof auf Social Media

Durch das Ausharren im Keim- und 2 Blattstadium hatten Schu00e4dlinge wie die Erdschnaken leichtes Spiel.>

Harzige Wochen für die Zuckerrüben

Nach der Aussaat unter vielerorts perfekten Bedingungen erlebten viele Landwirte bei den Feldkontrollen böse Überraschungen. Diverse Bestände stehen lückig und unregelmässig da und mussten teilweise gar neu gesät werden. Die kommenden Wochen werden anspruchsvoll. Verloren ist dennoch noch nichts.

Aktuelles aus dem Feld

In der Ostschweiz wurde im Vergleich zum restlichen Teil der Schweiz ein grosser Teil der Zuckerrüben um den 22. März gesät. Unter optimalen Bedingungen konnte die Saat bei gut geeggten und hervorragend abgetrockneten Parzellen durchgeführt werden. Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Jahr wurden gelegt. Der anschliessend extrem nasse April führte leider zur einen oder anderen Überraschung. Ende April tauchten diverse Probleme in den Parzellen auf. Von leichten Schäden bis zum Totalausfall verbunden mit einer Neusaat war alles zu finden. Vorwiegend davon betroffen waren Saaten um den 22. März. Saaten um Ostern sind meist sehr gut und präsentieren sich mit hohen Pflanzenzahlen. Die Saaten vom 22. März (und Folgetage) kamen beim Feldaufgang höchstwahrscheinlich mit Bodenfrost in Kontakt, obwohl dieser dieses Jahr weniger scharf war als in vergangenen Jahren, dürfte er in den durchnässten Böden dennoch zu einem Problem geworden sein. Ist der Boden tatsächlich so gefroren, dass er die oftmals zu tief gesäten Rübenkeimlinge verrissen hat? 

Weitere Probleme dürfte die Bise kurz vor Ostern gemacht haben. Nach intensiven Niederschlägen trockneten die Böden dank der Bise vor Ostern rasch ab. Hat dies gereicht, dass die Parzellen einen «Deckel» gemacht haben und die kurz vor dem Durchbruch stehenden Zuckerrüben es nicht ans Licht geschafft haben? Weiter haben die kalten Apriltemperaturen dazu geführt, dass die Rüben nicht vorwärts gewachsen sind. Es sind praktisch keine Unterschiede in der Grösse der Zuckerrüben zwischen den unterschiedlichen Saatterminen festzustellen. Was jedoch augenfällig ist, ist dass die Saaten vom 22. März stark unter Schädlingsproblemen leiden. Schnecken, Drahtwürmer, Erdschnacken und weitere unterirdische Schädlinge wie Colembolen/Springschwänze ect. haben die schutzlosen Zuckerrübenpflanzen zum Verenden gebracht. Die Beizung Force hat unter den nassen Bedingungen wohl nur 2 Wochen gewirkt, womit die Zuckerrüben den ganzen April den Schädlingen ausgesetzt waren. Somit präsentierte sich Ende April und Anfangs Mai ein teilweise frustrierendes Bild. Ein abschliessendes Problem zu benennen, dürfte schwierig sein. Dennoch scheint der Frost, die zu tiefe Saat, eine Verkrustung der Oberfläche und die Schädlinge 2023 eine plausible Erklärung zu sein. Zudem haben nach wie vor nicht alle Pflanzer die Zuckerrüben aussäen können. Eine Saat bis Mitte Mai ist bedenkenlos durchzuführen. Anschliessend sind Alternativen z. Bsp. Mais diskutabel. Vergessen werden darf aber auf keinen Fall, dass die Zuckerrüben mit 2100 CHF einen vorzüglichen Einzelkulturbeitrag haben und dies mit keiner anderen alternativen Aussaat erreicht wird. Somit darf der eine oder andere Schaden in Kauf genommen werden. Denn jede abgelieferte Tonne ist zusätzlich mind. 58 CHF Wert.

Deckel in ZR
Viele Zuckerrüben, welche um den 22. März gesät wurden, verendeten im Boden. War es der Frost oder der anhaltende Deckel?

 

Herbizide

Das nasse und kalte Wetter hatte nicht nur Schlechtes mit sich gebracht. So sind neben den Zuckerrüben die Unkräuter und Ungräser ebenfalls nur zögerlich gekeimt. Dort wo frühzeitig eine Herbizidbehandlung durchgeführt wurde, haben die Bodenherbizide ihren Job erledigt und super gewirkt. In den kommenden Wochen gilt es ein gesundes Gemisch zwischen intensiven Herbizidsplits mit diversen Zusätzen und der Zuckerrübengrösse zu finden. Vor allem in klassischen Parzellen mit Nachsaaten gilt es vorsichtig zu sein. Nehmen Sie in extremen Fällen Rücksprache mit der Fachstelle oder ihrem Pflanzenschutzmittelberater. In Conviso Smart Zuckerrüben muss auf die Zuckerrübengrösse keine Rücksicht genommen werden. Die 2-malige Applikation mit 0.5l/ha Conviso One und 1.0l/ha Mero (Öl) kann bedenkenlos durchgeführt werden. In klassischen Zuckerrüben ist eine Ausweitung auf 4 Splits zu überlegen. Es ist wichtig, dass die Zuckerrüben während der konkurrenzschwachen Phasen (2-8 Blatt der Zuckerrüben) unkrautfrei sind. 

Schädlinge

Dank dem regnerischen April waren die Erdflöhe kein Problem. Sie tauchten während den vergangenen Tagen mit zunehmender Temperatur teilweise auf, richteten aber an den wenigstens Orten Schäden an. Dafür waren leider Erdschnaken und Schnecken das grössere Problem. Gegen letztere können Schneckenkörner ausgebracht werden. Gegen die Erdschnaken gibt es leider keine Bekämpfungsmöglichkeit mehr. Die Weibchen legen ihre Eier im August in begrünte Parzellen ab, worauf in der kommenden Vegetation Probleme auftreten können. Somit kann dieses Problem kurzfristig nur über die Fruchtfolge gelöst werden. 

Erdschnaken Zuckerrüben
Durch das Ausharren im Keim- und 2 Blattstadium hatten Schädlinge wie die Erdschnaken leichtes Spiel.

 

Die nächsten Schädlinge sind die Blattläuse. Gegen die grüne Blattlaus läuft das Monitoring. Bei Befällen wird in der Deutschschweiz via APP und SMS gewarnt und zur Behandlung aufgerufen. Gegen die schwarze Blattlaus kann nach dem Erreichen der Bekämpfungsschwelle (80% der Pflanzen im 6-Blatt mit Blattläusen) selbstständig behandelt werden. Bei der Anwendung mit Pirimicarb (100-150g/ha) ist darauf zu achten, dass die Tagestemperatur 15 Grad erreicht. Das Produkt wirkt über die Gasphase und benötigt somit nach der Applikation in den Vormittagsstunden genügend Wärme. Wir empfehlen gewisse Sektoren abzuschalten, so dass die Nützlinge nicht komplett abgeräumt werden respektive keine Nahrung mehr finden und ausfliegen. Sowohl die Nützlinge als auch Pirimicarb können eine Unterstützung gegen die Bekämpfung der grünen Blattlaus sein. 

Was darf 2023 erwartet werden? 

Trotz miserablem Start ist noch nichts verloren. Die Zuckerrüben haben ein unglaubliches Kompensationsvermögen und können Lücken und Ausfälle locker wegstecken. So ist in Bestände mit 40'000 Pflanzen/ha gemäss Literatur mit einem Ertragsverlust von 15-20% zu rechnen. Gleiche Verluste sind mit Neusaaten oder Aussaaten von Anfangs Mai zu erwarten. Aussichten, die nicht gerade rosig sind, dennoch Hoffnung machen. Hoffen wir auf einen erfreulichen Sommer zu Gunsten aller Ackerkulturen.