Gekonnter Umgang mit Herbstfutter
An der informativen Herbstflurbegehung von dieser Woche am Strickhof Lindau wurden alle wichtigen Phasen der Futtergewinnung - von der Saat über die Konservierung bis zur Fütterung – lehrreich beleuchtet. Dabei kam klar zum Ausdruck, dass der professionelle Anbau und Einsatz des Herbstfutters eine wichtige Rolle im ganzen Futterbaujahr spielt.
Saat: Der Saatstaffelungsversuch vom Strickhof in Zusammenarbeit mit UFA-Samen zeigte eindrücklich die Auswirkung von verschiedenen Saatzeitpunkten von Zwischenfutter auf – auf vier Parzellen wurden zwischen Ende Juli und Anfang September gesät. Stefan Lüthi von den UFA-Samen riet den Anwesenden, sich zu fragen, welche Ziele mit dem Zwischenfutter verfolgt werden sollen. Wie viele Schnitte sollen es werden? Wann kann es gesät und wann muss es wieder einer anderen Kultur weichen? Auch wenn mancher sich die Frage stellt, ob sich dieses Zwischenfutter der Mühe wert ist. «Ja», sagt Stefan Lüthi, nur schon, um die Äcker zu begrünen, organische Substanz zu produzieren und Hofdünger einsetzen zu können. Des Weiteren kann das gewonnene Futter auf kurzem Weg zum Betrieb geführt werden oder vielleicht möchte man Tiere von der Alp darauf noch weiden lassen. Dabei empfiehlt Lüthi für das Zwischenfutter eine Mischung statt einer Einzelart zu wählen, weil dadurch das Risiko eines Ertragsausfalls minimiert werden kann.
Schnitt: Wie hoch dürfen die Bestände in den Winter gehen? Wie lange darf geweidet werden? Hanspeter Hug vom Strickhof zeigte auf, dass die Überwinterung stark abhängig von der Blattmasse beim Einwintern ist. Beim Einwintern sollten zirka 300 bis 500 kg TS/ha Gras auf der Weide stehen, das entspricht 8 bis 10 cm Aufwuchshöhe. Zwar könne das Überweiden eine gute Alternative sein, wenn noch genügend Futter vorhanden ist. Allerdings – so zeigt eine Studie der Agroscope – sollte die Weidezeit beendet werden, wenn die Vegetationszeit aufhört, das ist zum Zeitpunkt des ersten Frosts. Ansonsten hat das Weiden einen negativen Einfluss auf das Wachstum im Frühling. Je tiefer und je später also die Herbstnutzung, desto grösser ist der Ertragsverlust im Frühling, wobei der Mehrertrag im Herbst den Minderertrag im Frühling nicht auszugleichen vermag.
Konservierung: Raphael Bernet vom Strickhof erklärte den Teilnehmenden, worauf beim Einsilieren von Herbstgras besonders geachtet werden muss. Herbstfutter ist aufgrund der tieferen Temperaturen und häufigem Nebel feuchter, zudem kann es geschnitten nicht mehr gleich schnell anwelken wie im Sommer. Das Futter soll also möglichst trocken geschnitten und rasch einsiliert werden, weil ansonsten zu viel Zucker verloren geht, sodass der Silierprozess nicht mehr richtig stattfinden kann. Daher soll eher etwas zu früh und zu feucht einsiliert werden.
Fütterung: Das Herbstfutter besteht aus einem hohen Kleeanteil und somit für den Pansen schnell verfügbares Eiweiss. Dies kann zu dünnem Kot führen, was bedeutet, dass das Futter schnell wieder ausgeschieden und die vorhandenen Nährstoffe schlecht genutzt werden. Josias Meili vom Strickhof erklärte, wie mit struktur- und faserreichen Energieträgern Abhilfe geschaffen werden kann. So können Gewichtsverlust, Fruchtbarkeitsprobleme und Zysten weitgehend vermieden werden. Selina Hug vom Strickhof zeigte anhand einer Kotanalyse von Milchkühen auf, das Herbstfutter im Vergleich zu Futter vom Frühling oder Sommer die feinste Struktur und die geringste Menge an Kot enthält, weil darin verhältnismässig viel Wasser enthalten war.
Text: Ursina Berger