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Fungizidstrategien im Winterweizen 2019

Im Rahmen des Forum Ackerbaus wurde an drei Standorten in der Schweiz, inklusive am Strickhof in einem Kleinparzellenversuch untersucht, wie sich die Fungizidintensität auf den Ertrag und die Qualität von Winterweizen auswirkt.

Versuchsfrage       

Wie reagiert Weizen auf unterschiedliche Fungizidintensitäten (Ertrag, Qualität)? Welche Fungizidstrategie ist am wirtschaftlichsten?

Methodik

Der Fungizidversuch wurde an den Standorten Lindau ZH (Strickhof), Gränichen AG (Liebegg), Zollikofen BE (Rütti). Am Strickhof und dem Inforama Rütti wurden Exaktversuche (Kleinparzellenversuche) mit drei Wiederholungen und an der Liebegg Streifenversuche mit drei Wiederholungen durchgeführt. 

Anbaudaten 

Sorten:                                CH Claro (Klasse Top), CH Camedo (Klasse Top) à 300 Kö/m2

Pflanzenschutz:               Gemäss Versuchsplan

Düngung:                            Betriebsüblich, bei allen Verfahren gleich, 150 – 160 kg N/ha

Verfahren

In Tabelle 1 sind die Einsatzzeitpunkt und Pflanzenschutzmittel aufgelistet. Das Fungizid im Stadium 31/32 soll der Bekämpfung von Halmbruch und Gelbrost dienen und die Behandlung im Stadium 37/39 den Befall durch Rostarten und Septoria auf den Blättern vorbeugen. Die Behandlung im Stadium 61-65 soll Ährenkrankheiten, Fusariose und Spelzenbräune bekämpfen. 

Tabelle 1: Pflanzenschutzverfahren im Versuch WW-Fu des Forum Ackerbaus von 2017-2019

Tabelle 1: Pflanzenschutzverfahren im Versuch WW-Fu des Forum Ackerbaus von 2017-2019

Resultat und Diskussion

Nötiger Mehrertrag nach Verfahren

In Tabelle 2 sind die Mehrkosten der Fungizidvarianten gegenüber dem Extensoverfahren aufgelistet. Dabei wurden die zusätzlichen variablen Kosten, sowie die zusätzlichen Lohnkosten zusammengezählt. Anschliessend wurde der nötige Mehrertrag zur Deckung der Mehrkosten, sowohl für die reine Extenso-Produktion als auch für die IP-Suisse-Variante (kursiv gedruckt) ausgerechnet. Dabei wurden für die variablen Kosten jeweils Fr. 42.- für die gegenüber Extenso zusätzlichen 30 kg N/ha einberechnet. Stark zu Buche schlägt natürlich die Extensoprämie von Fr. 400.-/ha, die mit dem Mehrertrag ebenfalls herausgeholt werden muss.

Tabelle 2: Mehrkosten in Franken pro Hektare und nötiger Mehrertrag in dt/ha je Pflanzenschutzverfahren gegenüber Extenso- und IP-Suisse Weizen (Listenpreise gemäss Zielsortiment 2019).

Tabelle 2: Mehrkosten in Franken pro Hektare und nötiger Mehrertrag in dt/ha je Pflanzenschutzverfahren gegenüber Extenso- und IP-Suisse Weizen (Listenpreise gemäss Zielsortiment 2019).

Quellen: Mittelkosten: Zielsortiment 2019; variable Zugkraft- und Maschinenkosten: DB-Katalog 2019; Produktepreis: Richtpreis 2019 für Klasse Top Fr. 52.-/dt; Labelprämie: IP-Suisse 2019 Fr. 4.30 /dt;

Jahre mit geringem Krankheitsdruck 

Nach dem ausserordentlich hohen Krankheitsdruck und teils katastrophal tiefen Erträgen im Jahr 2016 folgten drei Jahre mit einem relativ tiefen Krankheitsdruck. Dies zeigt sich auch an den Resultaten des Vorjahrberichtes. Dort lag die Ertragsdifferenz zwischen dem Extenso-Verfahren und der Variante mit zwei Fungiziden bei 2.6 dt/ha im Jahr 2017, 5.3 dt/ha im Jahr 2018 und 7.5 dt/ha im Jahr 2019. Das heisst auch, dass in diesen drei Jahren die Kosten des Fungizideinsatzes durch die Mehrerträge im Durchschnitt aller Sorten nicht gedeckt werden konnten. 

Kosten meist nicht gedeckt

Ganz ähnlich waren die Resultate im vorliegenden Fungizidversuch. Durch den Einsatz von einem bis drei Fungiziden lag der Ertrag zwar in allen Fällen höher, wirtschaftlich waren die Behandlungen aber nur bei 9 % der Behandlungen. Bezieht man bei der Berechnung der nötigen Mehrerträge auch noch die Labelprämie von IP-Suisse mit ein, dann lohnte sich ein Fungizideinsatz in nur gerade 2 % der Fälle.

Fasst man die Resultate aller Standorte, Jahre und Sorten zusammen, dann stellt man fest, dass ein Fungizideinsatz den Ertrag in allen Fällen erhöht hat (Abb. 1). Die Mehrerträge reichten aber in keinem Fall aus, um die zusätzlichen Kosten zu decken. 

Abbildung 1: Erträge in dt/ha bei 14.5 % Feuchtigkeit je Fungizidverfahren im Durchschnitt von zwei Sorten von 2017-2019 an drei Standorten
Abbildung 1: Erträge in dt/ha bei 14.5 % Feuchtigkeit je Fungizidverfahren im Durchschnitt von zwei Sorten von 2017-2019 an drei Standorten

Resistenzeigenschaften nicht entscheidend 

Die Resultate aufgeteilt nach Sorten zeigen in erster Linie das unterschiedliche Ertragsniveau der beiden Sorten CH Claro und CH Camedo. Obwohl CH Claro anfälliger auf Krankheit ist, erreichte diese Sorte in den Versuchsjahren selbst ohne Fungizideinsatz höhere Erträge als die gesündere Sorte CH Camedo (Abb. 2). Obwohl die Ertragssteigerung durch den Einsatz von Fungizid(en) bei CH Camedo sogar leicht grösser waren als bei CH Claro, errichte sie selbst mit drei Fungiziden nicht viel mehr Ertrag als CH Claro ohne Fundizidbehandlung. Die erzielten Mehrerträge reichten bei beiden Sorten in keinem Fall aus, um wirtschaftlich zu sein. 

Abbildung 2: Erträge in dt/ha bei 14.5 % Feuchtigkeit nach Weizensorte und Fungizidverfahren von 2017-2019 an drei Standorten
Abbildung 2: Erträge in dt/ha bei 14.5 % Feuchtigkeit nach Weizensorte und Fungizidverfahren von 2017-2019 an drei Standorten

Einfluss der Fungizidbehandlungen auf die Qualität

In den drei Versuchsjahren wurden auch Qualitätsmerkmale wie das Hektolitergewicht und der Proteingehalt analysiert. Dabei wurde festgestellt, dass die verschiedenen Verfahren keine Auswirkungen auf den Proteingehalt hatten. So lag der Proteingehalt bei der Sorte CH Camedo bei allen Verfahren bei rund 14.7 % und bei der Sorte CH Claro bei 14.4 %. Auf das Hektolitergewicht hingegen scheint der Einsatz von Fungizid(en) einen positiven Einfluss zu haben. So stieg das Hektolitergewicht von CH Claro im Durchschnitt über alle Verfahren mit Fungizid um 1 kg/hl und bei CH Camedo sogar um 2.2 kg/hl (Tab. 4). 

Tabelle 4: Hektolitergewicht in kg/hl je Sorte und Fungizidverfahren im Durchschnitt der Jahre 2017 - 2019 

VerfahrenCH CamedoCH Claro
Extenso76.678.4
Low Input78.679.3
Standard78.679.5
Intensiv79.179.4

Jahreseinfluss entscheidend für Ertrag

Bei der Schlussfolgerung aus den Resultaten des dreijährigen Versuches sollte man bedenken, dass der Krankheitsdruck in den Jahren 2017 bis 2019 an den meisten Orten gering war. So erstaunt es kaum, dass die Wirkung der Fungizide eher gering ausfiel und die Sorten mit ihren Eigenschaften nur einen bescheidenen Einfluss hatten. 

Schlussfolgerung / Empfehlungen

Die Resultate des dreijährigen Versuches zeigen klar auf, dass der Einsatz von Fungiziden in vielen Fällen nicht wirtschaftlich ist. Dabei reicht der erzielte Mehrertrag häufig nicht einmal aus, um die Mehrkosten und den entgangenen Extensobeitrag zu decken, geschweige denn noch die zusätzlichen Prämien der Labelproduktion (IP-Suisse).

Dennoch gibt es Jahre mit einem ausserordentlich hohen Krankheitsdruck (z. B. 2016) oder Standorte (z. B. Waldrand, Bachnähe) mit günstigen Bedingungen für einen Krankheitsbefall, wo ein oder mehrere Fungizideinsätze wirtschaftlich sind.

Ein Landwirt sollte sich nicht schon im Winter definitiv für oder gegen den Einsatz von Fungizid(en) entscheiden und ein striktes Spritzprogramm durchziehen wollen. Der Entscheid sollte erst im Frühling unter Berücksichtigung der Lage des Feldes und des aktuellen Krankheitsdrucks sowie der Witterung getroffen werden. Dieses Vorgehen ist selbst bei der Extenso-Produktion möglich, wo notfalls auch im Frühling ein Ausstieg wegen einer Spritzung möglich ist.

Autoren: Martin Bertschi (Strickhof) und Sonja Basler (Forum Ackerbau)

Aussagekraft**