Frost: eine Bedrohung mit ernsten Folgen
In den letzten Jahren ist es in den Frühlingsmonaten häufig zu Frösten gekommen, die grosse Schäden an den Kulturen verursachten. In der Tat hat es schon immer späte Fröste gegeben. Was sich im Vergleich zu früher geändert hat, ist die Entwicklung der Pflanze, die aufgrund der zunehmend milden Winter jetzt früher beginnt. Deshalb stehen immer mehr Obstbäume bereits in voller Blüte, wenn die ersten Frühlingsfröste kommen. Die Frostnächte im April 2021 haben somit Schäden von bis zu 5 Millionen Franken verursacht (swissinfo.ch). Die Schäden durch den ersten Frost 2022 dürften glücklicherweise relativ gering ausgefallen sein und sich auf Aprikosen, Kirschen und Zwetschgen begrenzen.
Drei verschiedene Frostarten
Um zu entscheiden, wie man sich vor Frost schützen kann, muss man zunächst wissen, dass es verschiedene Arten von Frost gibt. Diese werden auf unterschiedliche Weise bekämpft.
Eine Art von Frost ist der Strahlungsfrost, der häufig in ruhigen, wolkenlosen Nächten auftritt. Die von der Erde abgegebene Wärme wird von den Wolken nicht zurückgehalten und kalte Luft sammelt sich in der Bodennähe an. Deshalb können Kaltluftseen entstehen, während in der Höhe bei Inversionslagen warme Luftschichten vorhanden sind.
Eine zweite Art von Frost ist der Strömungsfrost, der durch das Einströmen kalter Polarluft verursacht wird. In diesem Fall sind alle Luftschichten kalt und der Frost ist sehr schwierig zu bekämpfen.
Schliesslich kommt es zu Verdunstungskälte wenn die Pflanze nass ist. In diesem Fall, und wenn zusätzlich die Luftfeuchtigkeit niedrig ist oder Wind weht, verdunstet das Wasser auf den Pflanzen. Bei der Verdunstung verliert die verbleibende Wasserschicht an Energie, wird noch kälter und kühlt so den nassen Teil der Pflanze weiter ab, der schlussendlich gefrieren kann.
Vor dem Frost: vorbeugende Massnahmen
Das Allererste was man tun kann um Frost zu vermeiden, ist geeignete Obstarten und Sorten auszuwählen und die Bäume an einem geeigneten Standort anzupflanzen. Das heisst an Stellen, die möglicherweise nicht nach Norden ausgerichtet sind und nicht in Senken liegen, um die Ansammlung von kalter Luft im Falle von Strahlungsfrost zu vermeiden. Dann sollte man ständig die Wetterwarndienste beachten, um schnell reagieren zu können. Es ist ausserdem wichtig, das Gras kurz zu halten, damit sich der Boden tagsüber besser erwärmen und nachts mehr Wärme abgeben kann. Wer von Vlies oder Folien über die Kulturen verfügt, sollte sie nachts schliessen. Darüber hinaus kann durch gezielte Bewässerung die Wärmespeicherkapazität bei trockenem Boden erhöht werden, wodurch tagsüber mehr Wärme gespeichert wird, die später wieder abgegeben werden kann.
Während des Frostes: direkte Massnahmen
Bei stärkeren Frösten reichen die vorbeugenden Massnahmen nicht aus und direkte Massnahmen müssen umgesetzt werden. Diese sind oft mit hohen Kosten verbunden.
Die Massnahme, die bisher die grösste Wirkung zeigt (Frostbekämpfungbis zu -7°C), ist die Überkronenberegnung. Diese Massnahme mag nicht sehr intuitiv erscheinen, da wir gerade gesagt haben, dass Verdunstungskälte auftritt wenn die Pflanze nass ist. Der Unterschied bei der Beregnung ist jedoch, dass in diesem Fall keine Verdunstung stattfindet, weil die Bäume kontinuierlich beregnet werden. Deshalb wird also auch keine weitere Abkühlung der Pflanzenteile erfolgen. Bei Beregnung bei Minustemperaturen friert das Wasser auf den Pflanzenteilen direkt ein. Beim Gefrieren gibt Wasser Wärme ab, somit wird die Temperatur des Eises, das sich auf den Pflanzenteilen bildet, bei 0°C bleiben und wird nicht weiter sinken. Die im Eis eingeschlossenen Pflanzenteile sind folglich geschützt vor Frostschäden, denn 0°C reichen nicht aus, um sie zu beschädigen. Die Beregnung darf aber erst gestoppt werden, wenn das Eis milchig wird und die Lufttemperatur über 0° angestiegen ist. Ausserdem muss es bei der Beregnung weitgehend windstill sein, um eine mögliche Verdunstung und folgende Verdunstungskälte zu vermeiden.
Weiter kann der Frost mit Wärme bekämpft werden. Hier können Kerzen, Frostöfen und Gebläsemaschinen verwendet werden. Der Wind darf allerdings auch bei diesen Massnahmen nicht zu stark sein. In einem Tunnel oder unter einem Foliendach funktionieren diese Massnahmen am besten, da die warme Luft besser gehalten werden kann. Gebläse- oder Windmaschinen helfen vor allem, um eine Vermischung von Luftschichten im Falle von Strahlungsfrost zu ermöglichen.
Jetzt hoffen wir, dass diese Methoden auch in diesem Jahr funktioniert haben und wir uns im Sommer an unseren guten Früchten erfreuen können!