Feldkontrollen sind, bleiben und werden wichtig
Bei den tierischen Schädlingen im Gemüsebau zeigt sich häufig, dass die Schadschwellen längst nicht auf jeder Parzelle überschritten werden. Als Einstimmung auf die Saison nachfolgend einige Überwachungsmethoden, Zeitpunkte und Schadschwellen bei Kohlarten und Liliengewächsen.
Kohlarten
Raupen sind an Kohlgemüse gefürchtete Schädlinge, die durch ihre Frasstätigkeit die Produkte unverkäuflich machen. Bei den Raupen handelt es sich um die Larvenstadien der Schmetterlingsarten grosser- und kleiner Kohlweissling (Pieris brassicae, Pieris rapae), Kohlmotte (Plutella xylostella) und Kohleule (Mamestra brassicae). Die vier Arten können anhand der Eigelege, Larvenmerkmale und Lebenszyklen unterschieden werden, sind in der Schadschwelle und Bekämpfung jedoch relativ ähnlich. Mit den Feldkontrollen sollte spätestens Anfang Mai in wöchentlichen Abständen begonnen werden. Bei den Kohlweisslingen ist zudem der Flug der adulten Tiere von Auge gut erkennbar und gibt so das Startsignal für die Kontrolle. Zur Überwachung werden 5 aufeinanderfolgende Pflanzen am Feldrand und 5 Pflanzen in der Feldmitte ausgezählt. Dabei wird sowohl die Blattober- als auch die Blattunterseite betrachtet. Die Schadschwelle ist erreicht, wenn insgesamt 10-30 kleine Raupen (frühe Larvenstadien) oder 1-4 grosse Raupen auf diesen 10 Pflanzen gefunden werden. Direkte Bekämpfungsmassnahmen sind auf frühe Raupenstadien deutlich wirksamer als auf ältere Raupen. Nicht zu verwechseln sind die Raupen mit den Larven der Schwebfliege eines wichtigen Nützlings in Kohlkulturen.
Mit der Kontrolle der Kohlraupen lässt sich das Auftreten der mehligen Kohlblattlaus (Brevicoryne brassicae) an den gleichen Pflanzen gleich mitbestimmen. Die Schadschwelle ist hier erreicht, wenn entweder Herzbefall durch Lauskolonien auftritt oder an 4 von 10 Pflanzen Läuse gefunden werden.
die Kohldreherzgallmücke (Contarinia nasturtii) bildet bei uns 5 Generationen pro Jahr aus. Die Larven können bereits die jungen Pflanzenherzen befallen und besitzen daher ein sehr grosses Schadpotential. Eine direkte Bekämpfung muss während des Mückenflugs bzw. gegen die jungen Larven erfolgen. Die Flugüberwachung erfolgt ab Mai mittels Pheromonfallen welche im Handel erhältlich sind. Da sich der Schädling nahezu in alle Kohlkulturen vermehren kann (Auch auf Ausfallraps!) erfolgt der Einflug im Frühjahr meist aus den vorjährigen bzw. überwinternden Kohlkulturen. Die Pheromonfallen werden deshalb im Frühjahr zuerst parallel zu solchen möglichen Überwinterungskulturen aufgestellt bevor die Fallen in die eigentlich zu überwachende Kultur gestellt werden. Das Auftreten ist lokal enorm unterschiedlich weshalb die Überwachung mit 2-Fallen pro Parzelle erfolgen sollte. Da die Mücken nicht sehr hoch fliegen sollten die Fallen nur unmittelbar über der Kultur angebracht werden. Die wöchentliche Auswertung der Leimpapiere ist aufgrund der sehr kleinen Mücken (nur bis 1.5 mm lang) nur unter dem Binokular präzise möglich. Ein detaillierter Bestimmungsschlüssel ist auf dem Internet verfügbar. Die Schadschwelle bei sehr anfälligen Kulturen wie Broccoli, Blumenkohl und Kohlrabi liegt bei 10 Mückenmännchen pro Falle und Woche aus dem Durchschnitt der zwei aufgestellten Fallen pro Parzelle.
Liliengewächse
Ebenfalls mit einer Pheromonfalle kann der Flug der Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella) überwacht werden. Dieser Schädling bildet bei uns jeweils 3 Generationen pro Saison aus und ist durch die Frasstätigkeit in den Pflanzenschäften vor allem in Lauch ein Problem. Auch hier muss eine Bekämpfung gegen die jungen Larven erfolgen weshalb der Bestimmung des Flughöhepunkts grosse Bedeutung zukommt. Bei der Lauchmotte überwintern teilweise die adulten Tiere weshalb die Flugüberwachung bereits im März mit einer Falle pro Parzelle angefangen wird. Auch die Lauchmottenfallen werden wöchentlich ausgewertet. Die Auswertung gestaltet sich jedoch ungleich einfacher, weil die Falle sehr selektiv fängt und die adulten Tiere mit ca. 7 mm Länge von Auge gut erkennbar sind. Die Schadschwelle liegt hier bei 10 adulten Faltern pro Falle und Woche. Beim Flug der 1. Generation im Frühjahr besteht bei durch Vlies abgedeckten, neu gepflanzten Kulturen jedoch noch keine Befallsgefahr.
Nicht mit Pheromonen sondern mit blauen Klebefallen (Rebell® blue) wird die Aktivität der Zwiebelthripse an Liliengewächsen überwacht. Dazu werden die Klebefallen im Frühjahr (ab Mai) hängend etwas über der Kultur aufgestellt. Bei grösseren Parzellen sind dabei mindestens 2 Fallen nötig. Die Auswertung erfolgt einmal wöchentlich mit einer guten Handlupe. Die Zwiebelthripse sind ca. 1 mm gross und als längliche Insekten auf den Fallen relativ gut zu erkennen. Die adulten Tiere sind dabei braun gefärbt, die Larven dagegen hellgelb bis gelb. Die Schadschwelle liegt bei rund 100 Tieren pro Falle und Woche wobei bei Kulturen bei denen das Laub nicht verkauft wird, wie Lagerzwiebeln, mehr Tiere toleriert werden als bei Lauch oder Bundzwiebeln. Zusätzlich zu den Klebefallen empfiehlt es sich auch direkt in den Pflanzen nach Thripsen zu suchen. Die Tiere fressen bevorzugt an den jungen Blättern und müssen deshalb durch auseinanderdrücken der Blätter dort gesucht werden. Zwiebelthripse treten in mehreren sich überlappenden Generationen auf, eigentliche Flughöhepunkte treten jedoch vermehrt während trocken-heisser Wetterphasen auf.