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Ertru00e4ge nach Kaliber und innerhalb Universalsortierung nach Qualitu00e4ten der Frites- und Chipssorten. Anzahl Knollen je Staude. Durchschnittliches Knollengewicht innerhalb der Universalsortierung. Roter Stern oberhalb der Su00e4ule = aufgrund anbautechnischem Versuchsfehler beschru00e4nkte Aussagekraft.>

Ergebnisse Sortenversuche Frites- und Chipssorten – Humlikon 2020

Im Kartoffel-Sortenversuch in Humlikon wurden die Chipssorten «Pelikan» und «Sorentina» sowie «SHC1010» im Vergleich zu «Lady Claire», «Figaro» und «Levinata» getestet. Bei den Frites-Sorten standen die Hauptversuchssorten (im ersten Jahr) «Edison», «Babylon» und «Leonata» im Vergleich mit «Agria» und «Fontane». Punkto Ertrag ist «Agria» nach wie vor führend.

Bei den Resultaten muss man sich bewusst sein, dass ein Jahr und ein Standort nicht repräsentativ sind, um abschliessend über eine Sorte zu urteilen. Der Sortenvergleich wurde in Form von Kleinparzellen à 4 Reihen Breite und 10 Meter Länge ohne Wiederholungen angelegt. Für die Auswertung wurden jeweils die  2 mittleren Reihen geerntet. 

Kartoffel-Versuchsernte Humlikon 2020
Versuchsernte am 10. September 2020

Bei Kartoffeln ist es aus folgenden Gründen schwieriger als bei anderen Kulturen homogene Bedingungen zu erreichen:

  • Die Kartoffel ist mit vergleichsweise schwachem Wurzelwerk sehr sensibel auf Bodenunterschiede. Deshalb können Bodenunterschiede innerhalb der Versuchsparzelle den Sorteneffekt verzerren. 
  • Der physiologische Zustand des Pflanzgutes spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Kultur. Die Temperaturen welche während der Pflanzgutproduktion und am Lager auf das Pflanzgut eingewirkt hat (Temperatursumme) bestimmen den Zeitpunkt des Keimens, in der Folge den Termin des Feldaufganges und schliesslich auch den Knollen-Ansatzzeitpunkt. Die Sortenmuster der unterschiedlichen Züchter und Lieferanten treffen in der Regel physiologisch unterschiedlich konditioniert ein. Während die einen Sortenmuster im März vorgekeimt werden (können), treffen die  letzten gekühlt und noch komplett keimruhig, ca. 1 Woche vor Pflanztermin ein. Es gibt auch vereinzelt Sortenmuster deren Keimfähigkeit aufgrund mechanischer Verletzungen (Schlagschäden) beeinträchtigt ist.
  • Der Gesundheitszustand des Pflanzgutes beeinflusst die Entwicklung ebenfalls wesentlich. Oft gibt es 2-3 Sortenmuster welche mit einer Krankheit - welche zu Fehlstellen in den Kleinparzellen führen - belastet sind.
  • Die Anbautechnik bei Kartoffeln ist  noch erfolgsentscheidender als bei gesäten Kulturen. Die Strickhof-Versuche werden mit einem halbautomatischen Pflanzgerät gesetzt (Haruwy, 4-reihig). Anschliessend wird der Damm gefräst. Sofern die Dämme der 10 Meter langen Kleinparzelle sich nicht exakt in Fahrtlinie der Dammfräse befinden, laufen die Stauden aus der Dammflanke an Stelle der Dammkrone. Das Knollennest kann nicht vom ganzen Dammvolumen profitieren. Dies führt zu mehr grünen Knollen und/oder Mindererträgen.

 

Abgleiche mit weiteren Daten zu einer Sorte aus Vorversuchen von Agroscope, Züchterangaben, ausländischen Versuchsdaten und Praxisinformationen sind deshalb wichtig. 

Erträge und äussere Qualität der Industriesorten

Grafik Erträge Industriesorten Kartoffel-Sortenversuch Humlikon 2020
Erträge nach Kaliber und innerhalb Universalsortierung nach Qualitäten der Frites- und Chipssorten. Anzahl Knollen je Staude. Durchschnittliches Knollengewicht innerhalb der Universalsortierung. Roter Stern oberhalb der Säule = aufgrund anbautechnischem Versuchsfehler beschränkte Aussagekraft.

Bei den bewässerten Verfahren der Sorten Lady Claire, Figaro, Levinata, SHC 1010, Agria, Babylon, Leonata und Edison wuchs eine der zwei Auswertungsreihen seitlich aus dem Damm. Bei SHC 1010 gelangte auf einen Teil der Kleinparzelle Ende Juni Kontaktherbizid vom benachbarten Krautvernichtungsversuch. Dies führte zu erhöhtem Anteil grüner Knollen und/oder Mindererträgen in den erwähnten Kleinparzellen.

Generell sind die Erträge der Frites-Sorten (Agria  bis  Edison) erwartungsgemäss höher als bei  den  Chips-Sorten (Sorentina bis SHC 1010). Die Anzahl Knollen je Staude liegen im - für die jeweilige Sorte - mittleren Bereich. Zu beobachten sind nicht nachvollziehbare Unterschiede in Stückzahlen/Staude zwischen bewässert und nicht bewässert. Durch die 4 Wassergaben (Ende Mai, Ende Juni und 2x Mitte Juli) à total 90l/m2 sind die Einzelknollengewichte in den bewässerten Verfahren mehrheitlich erhöht. 

Bei den Frites-Sorten ist Agria  immer noch führend punkto Ertrag.  Edison ist am nächsten bei Agria. Leonata (weissfleischige Sorte) und Babylon weisen tiefere Erträge aus. Leonata zeigte bei einigen Knollen deutliche Symptome des Y-NTN-Virus. 

Sorte Leonata mit Y-NTN-Virus Kartoffel
Symptome des Y-NTN-Virus auf der Sorte Leonata

Bei den Chips-Sorten übertrafen Figaro und SHC 1010 die Sorte Lady Claire. Lady Claire fällt einmal mehr durch den erhöhten Anteil untermässigen Knollen (<42.mm) auf. Auch bei Sorentina könnte die hohe Stückzahl je Staude eher nachteilig sein bezüglich Ausschöpfung des Ertragspotentials. Sie braucht eine lange Wachstumszeit damit möglichst viele Knollen das Mindestmass erreichen. Im Gegensatz zu Lady Claire ist bei Sorentina das Durchhaltevermögen des Krautes vorhanden. Dies bedingt aber eine kontinuierliche Wasserversorgung während den Sommermonaten Juli und Anfang August. Die Sorten Levinatat und Pelikan fielen ertraglich ab. Pelikan hatte zudem einen ausgeprägten Anteil an missförmigen Knollen. Dies könnte auf den erhöhten Rhizoctonia-Befall zurückzuführen sein der bei dieser Sorte offensichtlich war. 

Missförmige Kartoffelknollen Sorte Pelikan Humlikon 2020
Ausschuss missförmiger Knollen Sorte Pelikan

Die Stärkegehalte sowie Backfarben können im Vergleich zu anderen Jahren als mittel bis hoch bzw. sehr gut gewertet werden. Da keine längere Hitzeperiode und Trockenphase auftrat, konnte im Juli/August gut Stärke in die Knollen eingelagert werden. Ebenso sind gemässigte Temperaturen und eine kontinuierliche Wasserversorgung förderlich für gute Backfarben. 

Einheitliche Unterschiede im Stärkegehalt zwischen bewässert und unbewässert gibt es aufgrund der komplexen Einflussfaktoren nicht. Tendenziell sind bei den bewässerten Verfahren die Stärkegehalte höher (z.B. SHC 1010). Während bewässerte Bestände während trockenen Witterungsphasen ununterbrochen Stärke einlagern können, sind Bestände die Trockenstress haben im Nachteil. 

Einzig Leonata bewässert erfüllte die Mindestanforderung in der Backnote nicht. Die Ursache könnten am ehesten das Y-NTN-Virus oder die Anbautechnik (versetzt aus Damm gewachsen) sein. 

Backfarben und Stärkegehalte Industriesorten Kartoffel-Sortenversuch Humlikon 2020
Stärkegehalte und Backfarben vom 22. Oktober, Industriesorten Humlikon 2020

 

Anbautechnik Versuch

Boden: Vorkultur Zuckerrüben, sandiger Lehm mit hohem Steinanteil, genügende Nährstoffversorgung aller Elemente. 
Pflanztermin: 7. April 2020, Pflanzdistanz 25cm Pflanzdistanz i.d.R., keine Vorkeimung der Industriesorten.
Düngung: Zur Pflanzung 150kg N/ha, 70kg P205/ha, 180kg K20/ha
Dammfräse: 7. April 2020
Herbizid: Vorauflauf 20. April 2020, Boxer+Bandur+Sencor
Mittlerer Termin Feldaufgang: 1. Mai 2020
Erste Fungizidbehandlung: 16. Mai 2020
Bewässerung: 28. Mai 25l/m2, 7. Juli 25l/m2, 17. Juli 15l/m2, 25. Juli 18 l/m2
Krautvernichtung Industriesorten: 19. August 2020
Versuchsernte: 10. September 2020