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Erfreulicher Start ins Kartoffeljahr

Eine frühe Bodenerwärmung, beste Pflanzbedingungen, rechtzeitige Feuchte und gnädige «Eisheilige» haben ihren Beitrag zu verbreitet erfreulichen Kartoffelbeständen geleistet. Die Pflanzenschutzmassnahmen haben begonnen. Geflügelte Blattläuse sind in rekordverdächtig hohen Mengen und früh eingeflogen. Kartoffelkäfer haben bereits Eier gelegt. Erste Krautfäule-Herde sind bekannt.

Wiederum konnten Ende März bis Mitte April das Gros der Kartoffeln in gut abgetrocknete Böden gepflanzt werden. Die Pflanzgutqualität war offensichtlich besser als die aus der Ernte 2018.  
 

Warmer und trockener Start
Der plötzliche und frühe Temperaturanstieg Ende März hat den Boden rasch erwärmt und so eine frühe Pflanzung der fürs Lager vorgesehenen Kartoffeln ermöglicht. Meteorologisch gesehen wird der April 2020 als einer der wärmsten und trockensten Geschichte schreiben. An einigen Orten fielen am 25. Tag des Monats die ersten Regentropfen. Eine hartnäckige Bisenlage trocknete die oberste Bodenschicht komplett aus, so dass in einzelnen Böden selbst die Formung eines stabilen Dammes nicht möglich war. Herausfordernd war die Trockenheit verbreitet bezüglich Einsatz der Vorauflaufherbizide. Einerseits fehlte ausreichend notwendige Bodenfeuchtigkeit für eine optimale Wirkung. Andererseits konnten sich die Dämme erst nach der Herbizidbehandlung, mit eingehendem Niederschlag setzen. Dies führte zu Rissen im Herbizidfilm. 

Hoher Blattlausdruck
Beobachtungen in Hausgärten zeigten eine enorme Anzahl früher Blattlauseinflüge mit massigen Kolonien an Nymphen an jungen Blatttrieben. Blattlaus-Fallenfänge von Agroscope haben einen beinahe 3.5-fache Anzahl Fänge im Vergleich zum 20-jährigen Mittel aufgezeigt! Diese geflügelten Blattläuse stellen für die Pflanzkartoffelbestände eine Gefahr als Virusüberträger dar. Pflanzkartoffelbestände virusanfälliger Sorten werden deshalb ab dem Feldaufgang regelmässig mit Öl als Schutzfilm gegen Blattlauseinstiche geschützt. 
Zum jetzigen Zeitpunkt findet man noch keine Nymphen-Kolonien (immer auf der Blattunterseite und in Triebspitzen) die dem Kartoffelkraut im Sinne von Saugschäden gefährlich werden können. Es gilt die Situation bei den Feldbeobachtungen im Auge zu behalten. Erfahrungsgemäss entwickeln sich im Laufe des Frühlings Pilze welche die Blattlauskolonien parasitieren. Zudem ist der Blattlausdruck lokal sehr unterschiedlich und sortenabhängig. 

Eiablagen Kartoffelkäfer
Ab einer bestimmten Höhe der Bodentemperatur beginnen die Kartoffelkäfer ihre Winterquartiere (letztjährige Kartoffelfelder) zu verlassen und wandern in die diesjährigen Kartoffelfelder ein. Je mehr letztjährige Kartoffelfläche in der Nähe ist, umso höher ist der Käferdruck. Entsprechend der allgemein verfrühten Vegetation sind nun auch Kartoffelkäfer an der Paarung und am «Reifefrass». An ersten Orten sind die Eier auf den Blattunterseiten der Stauden abgelegt. Erste Larven werden in diesen Tagen bereits schlüpfen und ihren Heisshunger stillen. Während der Käferfrass den jungen Stauden nie gefährlich wird, gilt es bei den Larven – bei überschrittener Schadschwelle - frühzeitig einzugreifen. Beim Häutungshemmer bacillus thuringiensis entscheidet der (frühe) Einsatzzeitpunkt gar um Wirkung, Teilwirkung oder ausbleibender Wirkung. Um die Anzahl Behandlungen so tief wie möglich zu halten, sollen nicht jetzt schon die Käfer bekämpft werden da nach erfolgter Behandlung laufend noch weitere einwandern werden. Erst zum Zeitpunkt der überschrittenen Schadschwelle bezüglich Larven ist eine erste Behandlung angebracht. Dafür eignet sich der Wirkstoff Spinosad am besten, durch seine Wirkung gegen Larven und Käfer sowie den Nützlings-schonenden Eigenschaften. 

Eigelege Kartoffelkäfer auf Blattunterseite
Eigelege Kartoffelkäfer, 14. Mai in Humlikon

Beginn Krautfäulebekämpfung sachlich abwägen
In allen weit entwickelten Frühkartoffelbeständen ist der Erhalt eines lückenlosen Fungizidschutzes nun in vollem Gange. Der Spritzintervall ist Witterung entsprechend anzupassen. Bei den übrigen, aufgelaufenen Beständen ist der Entscheid über den Start des Krautfäuleschutzes von der regionalen Befallssituation und vom Stadium abhängig. Bis Gestern, 21. Mai wurde auf der Prognosesystem-Plattform www.phytopre.ch vier Krautfäulebefälle aus der Region Berner Seeland bzw. Rhonetal gemeldet. Bei bekannter Krautfäuleinfektion sind die umliegenden (10km Radius) Felder ungeachtet des Entwicklungsstadiums und der Sortenanfälligkeit vor Krautfäule zu schützen. Als Erstbehandlung soll in einer solchen Situation ein Wirkstoff mit guter kurativer Wirkung eingesetzt werden. In unmittelbarem Umfeld (ca. 5km Radius) empfiehlt sich zudem die Beimischung eines sporenabtötenden Wirkstoffes da unbemerkte Infektionen nicht ganz auszuschliessen sind. Das letzte Jahr hat in der Ostschweiz gezeigt, dass der richtige Behandlungszeitpunkt und die situationsgerechte Wirkstoffwahl matchentscheidend waren. 
Ausserhalb einer Region mit vorhandenem Befall richtet sich der Bekämpfungsbeginn nach Kulturstadium. Bei anfälligen bis mittelanfälligen Sorten kann mit einer Behandlung bis Stadium Reihenschluss, bei wenig anfälligen Sorten 1-2 Wochen später zugewartet werden.

Kleinparzellen unterschiedlicher Kartoffelsorten Humlikon 2020
Ohne Krautfäulebefall in der Region kann der Zeitpunkt der ersten Behandlung dem Stadium der Kultur angepasst werden.

 

Kartoffel-Versuchsanlage Humlikon 
In Humlikon hat der Strickhof wiederum eine umfangreiche Kartoffel-Versuchsanlage gepflanzt. Am 28. März wurden rund 35 Saatproben der VO-Ost-Pflanzkartoffeln gesetzt. Diese stellen eine Art Rückstellmuster dar um die Qualität der Ende 2019 vermarkteten und 2020 bei Kunden ausgepflanzten Ware zu überprüfen. 
Herzstück des Versuches sind rund 50 verschiedene Sorten. Es handelt sich dabei vor allem um festkochende Sorten mit vielversprechenden geschmacklichen Eigenschaften, guter Lagerfähigkeit sowie bei einzelnen Sorten eine starke Krautfäuleresistenz oder Toleranz gegenüber Trockenheit. Wegen letzterer Eigenschaft stehen einige der Versuchssorten im direkten Vergleich mit und ohne Bewässerung. Die aktuellen Bodenfeuchten und Niederschlags- bzw. Bewässerungsdaten finden sie unter www.bewaesserungsnetz.ch > Humlikon. 
Da die Krautvernichtung  durch den künftig absehbaren Verzicht auf Diquat herausfordernder wird, werden auch verschiedenen Krautvernichtungsverfahren bei Agria und Ditta demonstriert.  
In einem Streifen Agria wird eine komplett mechanische Unkrautbekämpfung und Krautvernichtung dem herkömmlich chemischen Verfahren gegenübergestellt. 
 

Luftaufnahme Kartoffelversuch Humlikon vom 15.5.20
Luftaufnahme des Kartoffelversuches in Humlikon vom 15. Mai 2020

Die Entwicklung des Versuchs mit Bezug zu aktuellen Fachthemen können Sie unter www.youtube.com im Strickhof Feldkanal verfolgen.