Energietransition Gewächshäuser
Energietransition Gewächshausbranche
Migros machte den ersten Schritt, indem es die Forderung stellte, dass Sie ab 1.1.2026 nur noch mit erneuerbaren Energien erzeugtes Gemüse abnehmen will. Druck kommt auch vom Pariser Klimaabkommen, welches bis 2030 die CO2 Emissionen halbieren und bis spätestens 2050 auf Null setzen will. Hollands grosse Gewächshausbranche setzt sich das Ziel, bis 2030 eine Reduktion von 50% und bis 2040 von 100% zu erreichen. Unter diesen Umständen hatte der Schweizer Gemüseverband eine Energiestrategie zu definieren. Diese sieht vor, dass die Gewächshäuser bis 2030 zu 80% ohne fossile Brennstoffe beheizt sind und bis 2040 zu 100%. Bei der Erarbeitung war auch Jardin Suisse dabei. Das ist ehrgeiziger als in Holland und stellt eine Übererfüllung des Pariser Klimaabkommens dar. Dennoch ist es technisch machbar, denn 80% des Gesamtenergieverbrauchs sind durch die Grundlast abgedeckt und können mit alternativen Energieträgern abgedeckt werden. Geeignet sind primär Holzschnitzel oder Pellets, Wärmepumpen oder Fernwärmeanschlüsse. Die Grundlast ist die Leistung, die über längere Dauer gebraucht wird. Sie wird durch die Spitzenlast ergänzt, um kurzfristige Energiepeaks in kalten Zeiten oder bei Schneefall zu ergänzen. Für die Spitzenlast braucht es grössere Leistungen, welche aber weiterhin durch Gas abgedeckt werden können. Bis 2040 müssen auch diese fossilfrei sein, wobei Biogas oder andere Biogene Treibstoffe als Energiequelle dienen könnten. Das Gas ganz durch Biogas zu ersetzen ist schwierig, weil die Kosten klar höher sind mit geschätzten+150%. Zudem sind in der Schweiz keine Energiepflanzen erlaubt und damit wäre die Verfügbarkeit nicht garantiert.
Damit sind die Produzenten vor eine grosse Herausforderung gestellt, werden doch noch viele Gewächshäuser fossil beheizt. Die Herausforderung besteht insbesondere darin, dass die alternativen Energiequellen in Erstellung und Unterhalt einiges teurer sind, was durch zum Teil tiefere Energiepreise für die alternativen Quellen nicht wettgemacht werden kann. Eine Umstellung macht das Kilo Tomaten beispielsweise rund 25 Rappen teurer.
Der VSGP hat aber Arbeit geleistet, um den Produzenten einen Weg aufzuzeigen. Jeder interessierte Betrieb kann sich zum finanziell unterstützten Beratungsangebot ProCalor anmelden. Für den Kanton Zürich wäre die DM Energieberatung der Ansprechspartner. Die Berater betrachten den individuellen Energiebedarf und dimensioniert aufgrund dessen die Heizleistung und Speichergrösse. Aufgrund dessen gibt es einen Vergleich von Kapital, Energie- und Betriebskosten der in Frage kommenden Wärmequellen. Je nach Betriebsgrösse kostet das zwischen 5000 und 9000 Franken. Die Hälfte davon wird durch das Myclimate Klimaschutzprogramm rückerstattet. Wird die Heizung tatsächlich in Betrieb genommen, wird der Beitrag nachträglich auf 75% erhöht.
Bei Projektteilnahme wird man über ProCalor für das Förderprogramm von myclimate angemeldet. Die vom BAFU bescheinigten CO2 Einsparungen können zu 115 Franken pro Tonne verkauft werden, was im Schnitt 30'000 Franken pro Hektare und Jahr ausmacht. Wichtig ist hier, dass erst mit der Umsetzung begonnen werden darf, wenn die Anmeldung erfolgt ist. Zudem soll der Umbau bis 2027 realisiert werden. Weitere Infos findet man unter folgendem Link:
https://www.gemuese.ch/Dossiers/Nachhaltigkeit-Qualitat/Nachhaltiger-Anbau
Grundsätzlich können sich Betriebe auch überlegen, zusätzliche Massnahmen umzusetzen, um den Energieverbrauch zu senken. Eine Variante ist das spätere Pflanzen der Kultur. Hier muss aber bedacht werden, dass beispielsweise bei einer Märzpflanzung von Tomaten nur 5 Erntemonate anstehen. Wird das auf den April verschoben, so vergibt man sich 20% der Erntezeit. Eine andere Variante ist der Einsatz eines Energieschirms oder die Dämmung der Stehwände mit Noppenfolie. Der Energieschirm kann Nachts geschlossen werden, um so die Abstrahlung zu verhindern. Je später er Morgens geöffnet wird oder sogar über Tags geschlossen wird, desto weniger Energie geht verloren. Gleichzeitig steigt aber die Feuchtigkeit und somit das Pilzrisiko. Ebenso bekommt die Pflanzen in einer lichtarmen Zeit noch weniger Licht. Man kann auch mit der Temperaturintegration arbeiten. Das heisst, dass an sonnigen warmen Tagen eine höhere Temperatur zugelassen wird als an Strahlungsarmen. Oder dass die Tag-Nacht Differenz grösser werden darf. Wichtig hierbei ist es aber, die physiologischen Grenzen der Pflanzen nicht zu überschreiten. So sollte es bei Tomaten nicht über 30°C werden und auch nicht tiefer als 12°C. Zudem werden die Pflanzen bei grösserem Tag-Nacht Temperaturunterschied auch generativer und die Qualität mag darunter leiden. Zudem muss bedacht werden, dass Hummeln kürzere Stunden fliegen, wenn es sehr warm ist im Gewächshaus. Reduzierte Befruchtung kann eine Folge sein.
Man sieht, dass die Energietransition nicht einfach und schon gar nicht billig ist. Unter dem Druck von Abnehmer, nationalen Verpflichtungen und dem Wandel der umliegenden Produzenten ist es aber ein unumkehrbarer Weg. Am besten beginnt man früh damit, denn bekanntlich kommen die Stolpersteine früh genug, damit eine rechtzeitige Fertigstellung gefährdet sein könnte.