Elektronische Taxierung für mehr Stabilität
Roger Bolt vom Strickhof war erfreut, den Beef-Tag - in Zusammenarbeit mit der beef Ost und der Melior - endlich wieder auf einem Munimast-Betrieb durchführen zu können. Das Interesse seitens der Produzenten und Branchenvertreter war gross. Gastgeber waren Marcel und Simon Steinmann in Seuzach. Sie betreiben eine Betriebszweiggemeinschaft mit gemeinsamer Munimast und separat geführtem Ackerbau. Bei der Betriebsführung nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, den beiden Betriebsleitern Fragen zu stellen und gegenseitig Erfahrungen auszutauschen.
Taxationsgerät BCC-3
Christian Schneider von der Branchenorganisation Proviande stellte in seinem Referat das elektronische Taxationsgerät BCC-3 vor, das im Schlachthof St. Gallen eingeführt wurde. Ziel dieser acht mit mehreren Kameras ausgestatteten Säulen ist es, eine Stabilität bei der Beurteilung der Schlachtkörper mittels der Elektronik zu erhalten. «Weil Menschen nicht immer gleich konzentriert arbeiten», begründete Christian Schneider. Er ist überzeugt, dass diese Art der Klassifizierung der Schlachtkörper die Zukunft sein wird und er hofft, dass weitere Schlachtbetriebe nachziehen werden.
Faktoren der Fettabdeckung
Ebenfalls zum Thema Taxierung erläuterte Roger Bolt die Resultate der Diplomarbeit von Dominik Räz, Absolvent der Höheren Fachschule für Agrotechnik. Dominik Räz analysierte die Zahlen von zirka 25'000 Tieren im Bereich Fettabdeckung, mit Daten vom UFA Toro Programm. Denn die Fettabdeckung hat sich in den letzten Jahren negativ entwickelt, d.h. die 3er-Klassierungen haben abgenommen. Beeinflussende Faktoren bei der Fettabdeckung sind unter anderem die Rasse, die Fütterung und die Haltungssysteme. Die in der Diplomarbeit analysierten Zahlen haben unter anderem gezeigt, dass bei der Ration ein TS-Gehalt zwischen 34 und 38% anzustreben ist. Zu trockenes Futter (ab 45%) ist für die Tiere weniger schmackhaft. Wichtig ist auch der Rohfasergehalt: «Dieser darf bei den Wiederkäuern nicht vernachlässigt werden», so Roger Bolt. Ideal sind 158 bis 165 Gramm pro KG TS, um den Stoffwechsel im optimalen Bereich zu gewährleisten. Die Zahlen über die Haltungssysteme zeigten, dass bei einer Haltung in Tretmist oder Tiefstreu die Klassierungen weniger oft bei einer 3 liegen als bei QM-Haltesystemen, weil sich die Tiere mehr bewegen müssen. Roger Bolt empfiehlt deshalb bei Neubauten Liegeboxen anzubringen, um den Tieren genügend Ruhe gewähren.
Futtermittelmarkt
Christian Peyer von Agrokorn, einem Unternehmen, das mit Einzelfuttermittel in der ganzen Schweiz handelt, erläuterte, wie es zu der aktuellen Marktsituation mit gesunkenem Angebot und der damit verbundenen hohen Nachfrage und den hohen Preisen bei Futtergetreide, Eiweiss- und Ölpflanzen kommen konnte. Der Ausblick auf das Jahr 2022 sei mit sehr vielen Fragezeichen verbunden, so Christian Peyer, wobei bis zum heutigen Zeitpunkt eine gute Ernte zu erwarten sei. Die Versorgung mit Soja sei momentan recht gut, was auch mit sinkenden Tierbeständen zusammenhänge. Entscheidend für die zweite Jahreshälfte seien vor allem allfällige Pandemie-Lockdowns und wie viele Rohstoffe aus der Ukraine exportiert werden können. Die Energiepreise und alle damit verbundenen Güter dürften aber noch eine Weile auf hohem Niveau bleiben. Deshalb empfiehlt Christian Peyer, nicht zu viele Güter und Futtermittel im Voraus zu kaufen, weil in diesem Bereich längerfristig mit sinkenden Preisen zu rechnen sei, beziehungsweise zu den aktuell hohen Preisen auch kurzfristige eingekauft werden könne.
Text: Ursina Berger