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Der Bio-Roggen im Stadium u00c4hrenschieben (9. Mai). Der Sortenversuch gehu00f6rt zu einem KABB-Projekt und soll dazu beitragen, fallzahlstabile Sorten fu00fcr den Bioanbau zu finden (Bild: K. Carrel, Strickhof)>

Einladung zum Feldrundgang Bio-Ackerbau 2023 am Stiegenhof ZH

Am 23. Juni lädt die Fachstelle Biolandbau zu einem Feldrundgang zum Thema Bio-Ackerbau am Stiegenhof ein. Der Rundgang am Freitagvormittag bietet einen Einblick in die laufenden Versuche und dient als Treffpunkt zum Austausch zwischen den Praxisbetrieben und Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen von Forschung, Züchtung, Beratung und Vermarktung.

Auch dieses Jahr sind verschiedene Versuchs- und Marktpartner vertreten: FiBL, Agroscope, Getreidezüchtung Peter Kunz, DSP Delley Samen und Pflanzen, Biofarm, Fenaco und Biomühle Lehmann werden vor Ort sein, informieren und für Gespräche zur Verfügung stehen. Dieses Jahr handelt es sich bei der Strickhof-Veranstaltung um einen verkürzten Feldrundgang am Vormittag. Im Anschluss organisiert das FiBL jedoch eine Bonus-Veranstaltung mit Mittagessen und weiteren Bio-Ackerbauthemen.

Vielfältiges Speisegetreide – Weizen, Dinkel, Roggen, Speisehafer

Bio-Roggen Ährenschieben
Der Bio-Roggen im Stadium Ährenschieben (9. Mai). Der Sortenversuch gehört zu einem KABB-Projekt und soll dazu beitragen, fallzahlstabile Sorten für den Bioanbau zu finden (Bild: K. Carrel, Strickhof)

Durch den steigenden Trend bei der Nachfrage nach Bioprodukten und aufgrund der strategischen Entscheide der beiden Grossverteiler Coop und Migros, vermehrt Schweizer Knospe-Produkte im Sortiment zu führen, rechnet Bio Suisse in den kommenden Jahren mit einem wachsenden Markt für Bio-Speisegetreide. 

Bio-Mahlweizen bleibt mit Abstand das wichtigste Brotgetreide: 2022 wurden in der Schweiz über 43'000 Tonnen Biomahlweizen verarbeitet. Im Rahmen des Praxisstreifen Sortenversuchs werden acht Kandidatensorten angebaut und geprüft. Das FiBL koordiniert in Zusammenarbeit mit den kantonalen Biofachstellen diesen Teil der Sortenprüfung auf sieben bis neun Standorten in der ganzen Schweiz; der Stiegenhof in Oberembrach ZH ist einer der Standorte im Versuchsnetz. Im Vorfeld werden alle Sorten-Kandidaten in den Kleinparzellenversuchen von Agroscope angebaut und geprüft. Die besten Kandidatensorten werden schliesslich auf die neue Biosortenliste aufgenommen. Es stehen Züchtungen von DSP und GZPK im Sortenvergleich. Das kühl-feuchte Wetter im Frühjahr 2023 führte zu idealen Bedingungen für die Entwicklung von Gelbrost-Infektionen, auch die Unkraut-Regulierung war schwierig bis unmöglich. Dementsprechend wird dieses Versuchsjahr für die Kandidatensorten eine Härteprüfung bezüglich Gelbrost-Resistenz und Konkurrenzkraft gegenüber Unkraut.

Mit einer Verarbeitungsmenge von knapp 6’900 Tonnen im Jahr 2022 steht Dinkel beim Bio-Mahlgetreide an zweiter Stelle, gefolgt von Roggen und Speisehafer, die in deutlich kleineren Mengen verarbeitet werden. Am Stiegenhof sind all diese Kulturen in Sortenvergleichen zu sehen. In der Bio-Dinkelzüchtung stehen neben dem Erhalt der dinkeltypischen Eigenschaften die Toleranz gegenüber Gelbrost und die Verbesserung der Standfestigkeit im Mittelpunkt. 

Der feucht-nasse Sommer 2021 hat gezeigt, dass die hohe Auswuchsneigung von Roggen dringend verbessert werden muss; 90 Prozent der Ernte musste wegen ungenügender Fallzahlen im Futterkanal verwertet werden. Im Rahmen eines KABB-Projekts werden nun sechs Bio-Roggensorten miteinander verglichen. Der Begriff KABB steht für «Knospe-Ackerbaubeiträge»: Diese Beiträge stammen aus einem Fonds, in den alle Knospe-Betriebe jährlich zweckgebunden einzahlen. Im Versuch stehen fünf Populations- und eine Hybridsorte. 

Speisehafer wird einerseits für die Flockenproduktion und andererseits für die Herstellung von Hafermilch verwendet. Auch hier wird nach geeigneten Sorten gesucht, die im Bioanbau ein genügendes Hektorlitergewicht erreichen und eine gute Standfestigkeit haben. Am Stiegenhof sind im Versuchsjahr 2023 sechs verschiedene Winterhafersorten zu sehen.

Erbsen, Linsen & Co. für die Speisenutzung

Bio SEE Gerste Mischkultur
Linsen und Eiweisserbsen sind interessante Kulturen, wenn es um Proteinpflanzen für die menschliche Ernährung geht. Die Kulturen werden im Biolandbau als Mischkultur angebaut. (Bilder: K. Carrel, Strickhof)
Linsen Sorte BELUGA Bio Blüte

Der Anbau von Körnerleguminosen ist ein wichtiges Thema für Biobetriebe. Einerseits muss Futtereiweiss in der Wiederkäuerfütterung von Schweizer Knospebetrieben stammen, andererseits stellen Körnerleguminosen auch eine pflanzliche Eiweissquelle für die menschliche Ernährung dar. Wer Erfahrungen gemacht hat mit dem Anbau von Körnerleguminosen, weiss, dass diese Kulturen ein deutlich höheres Anbaurisiko haben als Getreide. Der Boden-pH und die Bodenstruktur müssen stimmen. Grosse Niederschlagsmengen und Sommergewitter können dazu führen, dass die Pflanzen lagern, die Ernte stark erschwert wird und die Körner sogar vor der Ernte auswachsen. Vernässte Böden führen ausserdem zu Sauerstoffmangel, so dass die Stickstoff-Fixierung aus der Luft über die Wurzelknöllchen nicht richtig funktioniert. Der Anbau von Körnerleguminosen in Mischkulturen reduziert zumindest teilweise dieses Risiko. Einerseits wirkt die mitgesäte Partnerkultur (z.B. Getreide oder Leindotter) als Stützgerüst, um das Lager-Risiko zu reduzieren. Andererseits unterdrückt eine beigemischte Partnerkultur das Unkraut und hat in einem ungünstigen Anbaujahr die Funktion einer Versicherungs-Kultur, die trotzdem noch eine Ernte ermöglicht. In einem guten Anbaujahr können Körnerleguminosen in Mischkulturen aber auch eine sehr erfreuliche und unkomplizierte Kultur sein: Körnerleguminosen brauchen keine Düngung und bei einer optimalen Entwicklung kann zwischen Saat und Ernte sogar auf eine mechanische Unkrautregulierung verzichtet werden.

Mit der Erntereife kommen weitere Herausforderungen: Die Erntetechnik braucht Erfahrung und Geduld, die Reinigung und Separierung der Körnerleguminosen-Mischkulturen bringen zusätzliche Aufwendungen. Ganz besonders gilt dies, wenn das Erntegut für die menschliche Ernährung dienen soll. Im Moment bearbeitet eine Projekt-Gruppe von Masterstudenten der ETH dieses Thema und präsentiert die Resultate Ende Juni. Ihre Erkenntnisse sollen besonders für Direktvermarkter von Körnerleguminosen eine Entscheidungshilfe sein.

Im Rahmen des Feldrundgangs am Stiegenhof können Eiweisserbsen- und Linsen im Anbauvergleich besichtigt werden. Es werden Reinsaaten und Mischkulturen, sowie verschiedene Sorten- bzw. Blatt-Typen gezeigt. Die Vermarktungsgenossenschaft Biofarm berichtet über die aktuellen Marktchancen einzelner Körnerleguminosen für die Speisenutzung.

Erntegut Linsen Sorte ANICIA Bio
Erntegut der bewährten Linsensorte ANICIA (Bild: K. Carrel, Strickhof)

Soja bleibt gesucht

Neben den Bio-Ackerkulturen für die Speisenutzung werden auch aktuelle Bio-Sojasorten zu sehen sein, die sich für die Produktion von betriebseigenem Futtereiweiss eignen. Die Wahl der richtigen Sorte stellt bereits wichtige Weichen für den Erfolg, die Frühreife muss unbedingt zum Standort passen. Das schönste Ertragspotential nützt letztendlich nichts, wenn die Sorte nicht ausreift. Am Feldrundgang werden aktuelle Anbau-Empfehlungen, Sorten und die Marktsituation vorgestellt. 

Save the Date und Bonus-Veranstaltung

Der Feldrundgang am Vormittag endet gegen 11:30 Uhr. Gleich im Anschluss bietet das FiBL gemeinsam mit verschiedenen Versuchspartnern ein Mittagessen am Stiegenhof und eine Bonus-Veranstaltung mit weiteren Themen rund um den Bio-Ackerbau an. Weitere Infos folgen.

Eine Anmeldung zum Feldrundgang Bio-Ackerkulturen ist nicht notwendig. Das Programm beginnt um 9 Uhr. Eintreffen ab 8:45 Uhr mit Kaffee und Gipfeli. Die Veranstaltung ist kostenlos.  

Weitere Informationen und Flyerwww.strickhof.ch > Kurse > 23. Juni 2023 

Flyer Feldrundgang Bio-Ackerkulturen 2023

Autorin: Katrin Carrel, Strickhof Fachstelle Biolandbau