«Donner im Mai führt guten Wind herbei»
Kein Jahr wie das andere: Im Mai sind nun doch nennenswerte Niederschläge gefallen. Der Regenmesser konnte einmal mit 30mm Inhalt ausgeleert werden. Das Wetter zeigt sich eher von der kühlen Seite. Diverse Nächte lagen unter dem Gefrierpunkt. Der Wind wechselt ständig von Ost nach West. Die Witterung zeigt sich bis jetzt von einer anderen Seite wie im vergangenen Jahr.
Pflege der Frühkartoffeln
Die am 15. Februar gepflanzten Frühkartoffeln entwickelten sich langsamer als erwartet und wurden daher erst am 25. März zum hacken und aufhäufeln abgedeckt. Dabei ging es darum, das Unkraut zu vernichten, Luft in den Boden zu bekommen und die Knollen durch Aufhäufeln vor dem späteren Ergrünen zu schützen. Die Kartoffeln waren zu diesem Zeitpunkt sehr regelmäßig aufgelaufen. Das Wurzelwerk zeigte sich ohne Rhizoctoniabefall. Anschließend an diesem Arbeitsvorgang wurde das Feld wieder mit Lochfolie und Vlies abgedeckt.
Frostschutzberegnung
Die Bearbeitung des Bodens im März erzeugte einen Wachstumsschub. Am 6. April 2019 hatten wir schon wieder eine Staudenhöhe von 15cm erreicht. Da wurde eine Frostwarnung herausgegeben. Für den Landwirt bedeutet dies, den richtigen Zeitpunkt nicht zu verschlafen und die Beregnung frühzeitig laufen lassen zu können. Mit einem Nachbarbetrieb zusammen werden in den Frostnächten Kontrollen durchgeführt: je nach Lage der Parzelle sind Temperaturunterschiede anzutreffen. Es ist daher sinnvoll, mit der Beregnung frühzeitig zu beginnen um Ernteeinbußen zu vermeiden. Der Prozess des Gefrierens der Berieselung erzeugt Wärme, dadurch werden die Kartoffelstauden vor dem Erfrieren geschützt. An einem solchen Morgen trifft man dann Zentimeter dicke Eisschichten auf Stauden und Vlies an. Die Berieselung wird abgestellt, sobald das Eis geschmolzen ist. Dieses Jahr musste die Berieselung diverse Male laufen gelassen werden. Auch beim Schreiben dieses Textes meldet uns Meteo weitere Frostnächte.
Sturmschäden am Vlies
Die Befestigung der Abdeckungen ist auf flach gepflanzten Gemüsekulturen auch bei starken Winden gut händelbar, bei hohen Kartoffelstauden hingegen schwierig handzuhaben. Sinnvoll wäre es, die Abdeckungen zusammen nehmen zu können, da sie aber doch auch einen Schutz gegen Frost darstellen, liegen sie dieses Jahr länger als geplant auf den Feldern. Ständig aufkommende Böen verursachten bereits große Schäden am Vlies. Befestigt man das Vlies stark, zerreißt es. Ist es nur schwach befestigt, wird es zur Seite gewindet und man kann es nochmals verwenden. Der Arbeitsaufwand für das Reparieren der Abdeckungen war bis anhin sehr groß.
Probegrabung anfangs Mai
Die Bestände haben sich trotz kühler Witterung sehr schön entwickelt. Probegrabungen zeigen ein erfreuliches Bild. Der Knollenansatz ist unüblich hoch. Es sind keine gesprungenen oder grünen Knollen vorhanden. Bei stabilerer Wetterlage rechnen wir in der Kalenderwoche 21 mit der Ernte der schalenlosen Kartoffeln beginnen zu können. Ab Woche 23 wird bei den ersten Parzellen das Kraut geschlegelt damit 14 Tage später schon schalenfeste Frühkartoffeln in den Läden angeboten werden können.
Preisverhandlungen Telefonkonferenz Bio-Suisse Handel und Produktion
Am 7. Mai fand die Telefonkonferenz zum Verhandeln des Startpreises der Frühkartoffelernte 2019 statt. Daran nahmen Produzenten aus der ganzen Schweiz, die Bio-Kartoffel-Händler und ein Großverteiler teil. Die konventionelle Produktion startet in Woche 21 mit einem Preis von CHF 1.25 pro Kilo. Von einem Bio-Händler wurde ein Startpreis von CHF 1.70 pro Kilo vorgeschlagen mit der Begründung, dass Bio-Frühkartoffeln nicht 40% mehr als die konventionellen Kartoffeln kosten dürfen. Dass Kartoffelsaatgut, Dünger und Mehrarbeit sich mit diesen 40% im Bio-Anbau nicht decken lassen, hat ihn nicht interessiert. Da zurzeit noch sehr viele Bio-Lagerkartoffeln am Lager sind, wurde auch dieses Argument in die Diskussion eingebracht. Meine Nachfrage bei Bio-Suisse zeigte aber, dass die Bio-Frühkartoffelfläche stabil geblieben ist und nicht ausgedehnt wurde. Somit ist eine Preisreduktion schon zum Startpreis nicht nötig. Nach kurzer Diskussion machte der Großverteiler einen Vorschlag von einem Startpreis von CHF 1.95 pro Kilo. Das Jahr vorher sind wir mit CH 2.20 pro Kilo gestartet. Der diesjährige Preis gilt ab Woche 21 für 4 Wochen.
Stand weiterer Gemüsekulturen, die das kühle Wetter lieben
Der Industriespinat konnte Ende Februar bei besten Bodenverhältnissen gesät, gehackt und gestriegelt werden. Die Düngerversorgung gestaltete sich etwas schwieriger da die kühlen Bodenverhältnisse die Bodenbakterien nicht zu hohen Leistungen anregen konnten. Zum ersten Mal konnten wir Blattspinat ernten in dem nie durch Handarbeit gejätet werden musste. Teurere Technik hat da mitgeholfen. Aber die eher trockene Witterung hat maßgeblich zum Erfolg des Hackens und Striegelns beigetragen. Der Start der Bohnen ist ebenfalls sehr früh geglückt. Sie konnten einmal mit Hackgerät und Fingerhacke bearbeitet werden. Durch ein 19-Gramm-Vlies geschützt, haben sie bis jetzt gegen jeglicher Erwartung die Fröste überlebt. Das würde bedeuten, dass wir Mitte Juni mit der Bohnenernte beginnen können. Über die Stärken und Schwächen der GPS-Hackgeräte, und wie sich die Kulturen weiterentwickeln, erzählen wir Euch an dieser Stelle in einer anderen Ausgabe des Zürcher Bauern.
Autor: Heinz Höneisen, Biobauer aus Andelfingen und Co-Präsident Bio ZH&SH