Die Zuckerrüben wachsen
Aktuelle Situation
Die Zuckerrüben haben sich nach dem schwierigen und nassen Start ins Zuckerrübenjahr 2023 prächtig erholt. Trotz lückigen Beständen präsentiert sich das Bild erfreulich. Das warme und vor allem sonnige Wetter haben den Zuckerrüben den benötigten Schub versetzt. Dennoch dürfte das eine oder andere Sommergewitter in den kommenden Wochen nicht ausbleiben. Die Zuckerrüben haben sicherlich weniger weit nach unten gewurzelt als in einem trockenen Frühling – auch wenn in den letzten Wochen ein Wurzelwachstum in tiefere Bodenschichten stattgefunden hat, dürften die Zuckerrüben unter anhaltender Trockenheit schneller welken als gewohnt. Zudem fällt auf, dass der Unterboden bei vielen Feldarbeiten derart nass war, dass die Fahrspuren der Traktoren (Bodenbearbeitung und Saat) deutlich sichtbar sind und die Zuckerrüben in diesen Reihen weniger frohwüchsig sind.
Die Blattlausbekämpfung ist abgeschlossen und es wurde wiederum in der ganzen Schweiz bezüglich der grünen Blattlaus bewarnt. Seit Mitte Juni nahm der Druck kontinuierlich ab und nun dürften die Blattläuse ausgeflogen sein und die Bestände präsentieren sich blattlausfrei. Viele konnten die Düngung nicht wie gewünscht im Mai abschliessen. Von späten Gaben raten wir dringend ab. Dies beeinflusst sowohl den Zuckergehalt wie auch die Ausbeute negativ. Zudem dürfte nach den zuletzt warmen Wochen die Mineralisierung im Boden, bei eintreffenden Niederschlägen, höher sein als im Trockensommer 2022.
Anfallende Arbeiten
Borspritzungen über das Blatt sind ab Reihenschluss zu empfehlen (0.5-1 kg/ha Reinbor). Die Herz- und Trockenfäule, wie Bormangel auch genannt wird, ist ein eher seltenes Phänomen. Jedoch auf Grund des Klimawandels zunehmend wahrscheinlicher. Bormangel tritt vor allem bei Sommertrockenheit auf Parzellen mit einem pH-Wert über 7.0 auf. Dies kann auch nach einer Kalkung oder dem Umbruch einer langjährigen Wiese der Fall sein.
Weiter müssen Schosser konsequent entfernt werden. Sowohl in den klassischen wie auch in den ALS Rüben ist dies eine wichtige Arbeit, um Folgeprobleme zu vermeiden. Besonders in den ALS Zuckerrüben (Smart Sorten) ist dies oberste Priorität. Werden Schosser nicht entfernt, können sie Samen bilden und vermehren sich somit. Dies führt in den Folgekulturen zu Durchwuchsrüben, welche mit keinem Sulfonylharnstoff (Gruppe B) bekämpft werden können. Dies ist vor allem in Fruchtfolgen mit Mais, Getreide und Zuckerrüben problematisch und verursacht viel Handarbeit. Ein einziger Schosser kann Tausende Samen bilden – eine kurze Feldkontrolle lohnt sich auf jeden Fall.
Für all diejenigen, welche schon letztes Jahr ALS Zuckerrüben hatten, sollten zwingend ihre Nachfolgekulturen auf Durchwuchsrüben kontrollieren. Sonnenblumen, Kartoffeln und Mais haben aktuell eine gute Grösse, um allfällige Durchwuchsrüben zu finden. Im Weizen sollten vor der Abreife des Getreides alle Zuckerrüben herausgerissen und entsorgt werden, welche oben herauswachsen.
Blattgesundheit
Das Monitoring für die Blattflecken wurde lanciert und wird wiederum auf beinahe 50 Standorten über das Rübenanbaugebiet praktiziert. Bis anhin wurden noch keine Flecken gefunden. Der kalte Frühling in Kombination mit dem späten Reihenschluss lässt vermuten, dass das Auftreten dieses Jahr später sein könnte. Grundsätzlich spricht man von 5-7 Wochen nach dem Reihenschluss von möglichen ersten Flecken. Mit dem späteren Reihenschluss dürfte dies wohl Mitte Juli der Fall sein. CR+ Sorten haben zudem einen besseren Eigenmechanismus und dürften wohl eher erst nach 7 Wochen nach Reihenschluss Befall verzeichnen. Es ist wichtig, dass die erste Applikation sitzt und zum richtigen Zeitpunkt ausgebracht wird. Informieren Sie sich dafür auf der BetaSwiss App oder auf der Homepage der Fachstelle. Führen Sie die erste Behandlung erst dann durch, wenn Sie tatsächlich die ersten Blattflecken gefunden haben. Kontrollieren Sie dazu vorwiegend die Feldränder mit dem speziellen Augenmerk auf Nachbarparzellen, auf welchen 2022 Rüben gestanden haben. Beachten Sie dabei die Windrichtung. Felder welche in der Hauptwindrichtung von Rübenparzellen aus dem letzten Jahr stehen, sind tendenziell gefährdeter. Nach der ersten Behandlung ist je nach Anbaugebiet und Blattfleckendruck ein Intervall von etwa 3 Wochen empfohlen. Mittel mit dem Wirkstoff Cyproconazol sind höchstens bis zum 30.6.2023 aufzubrauchen, danach dürfen sie in der Zuckerrübenkultur nicht mehr eingesetzt werden. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage www.zuckerruebe.ch oder in den Pflanzenschutzbulletins der entsprechenden Kantone.
Zusammenfassend kann gesagt werden:
- spritzen Sie erst, wenn Sie Blattflecken gefunden haben, Kontrollaufruf durch BETASwissAPP beachten
- Wirkstoffwechsel ist essentiell, um Resistenzen vorzubeugen
- Wiederholung der Applikation nach 3 Wochen, falls im Juli behandelt werden musste
- Mischungen mit Fenpropidin und Fenpropimorph können einen Vorteil bringen.
- Produkte mit dem Wirkstoff Epoxiconazol sind nicht mehr erlaubt. Cyproconazol bis maximal 30.6.2023
- Bei jeder Behandlung soll mindestens 2 kg/ha Funguran Flow (oder ein bewilligtes Kupferprodukt) beigemischt werden.
- Bei hoher Luftfeuchtigkeit spritzen; die Blätter dürfen aber nur Taufeucht und nicht nass sein.
- Die Wassermenge soll mindestens 300 l/ha betragen.
- Extenso Zuckerrüben unbedingt mit einem kupferhaltigen Blattdünger schützen (Achtung!! Darf keine W-Nummer aufweisen)