Die Zuckerrüben wachsen
Aktuelle Situation
Die Unterschiede bei den Zuckerrüben haben leider weiter zugenommen. Im Berner Seeland und im Mittelland präsentieren sich die Zuckerrüben sehr schön und vielerorts sind die Rüben kurz vor dem Reihenschluss. Ein Bild, das sich in der Ostschweiz leider nicht flächig bestätigen lässt. Die deutlich höheren Niederschlagsmengen im Osten der Schweiz haben dazu geführt, dass die Rüben nicht überall gleichmässig weitergewachsen sind. Die Niederschläge nach der Saat waren ein Segen, da viele Saatfehler korrigiert wurden. Dies führte dazu, dass beinahe 100% gekeimt ist und schweizweit sehr hohe Pflanzenbestände vorzufinden sind. Ein Hoffnungsschimmer, auf welchen später noch eingegangen wird. Die Niederschläge im Mai und Juni deckten leider viele strukturelle Bodenprobleme wieder auf. So sind Fahrspuren aus der Vorkultur, pH und Versorgungsprobleme mit Nährstoffen oder Verdichtungen plötzlich ein Thema. Die Rüben hatten während den intensiven Niederschlagswochen teilweise zu wenig Sauerstoff im Boden und stellten das Wachstum ein. Eine Erscheinung, die sich mit dem «sonnigeren» Wetter wieder korrigierte. Weiter muss festgehalten werden, dass in den klassischen Herbizidapplikationen 2024 eindeutig zu intensiv gespritzt wurde. Das Beimischen von diversen Bodenzusätzen in Kombination mit der enormen Bodenfeuchte führte dazu, dass die Bestände zwar blitzblank sauber waren, die Rüben aber stark unter den Bodenwirkstoffen zu Schaden kamen und ebenfalls einen verzögerten Wuchs zeigten. Es ist nun zu hoffen, dass der lang ersehnte «Zug» im Wachstum endlich einsetzt und die Zuckerrüben ihr volles Potential unter hoffentlich besseren Wetterverhältnissen ausschöpfen können. An dieser Stelle muss aber ebenfalls erwähnt werden, dass auf Parzellen, wo unter den Gegebenheiten das Optimum herausgeholt wurde, wunderschöne und vielversprechende Zuckerrübenbestände in geschlossenen Reihen zu finden sind.
Die Schädlingssituation hat sich nach dem dramatischen Aufkommen des Erdflohs stark beruhigt. Die Blattläuse waren ein untergeordnetes Problem. Gegen die grüne Blattlaus musste im Mittelland und der Ostschweiz nur eine Behandlung mit Teppeki freigegeben werden. Es sind keine weiteren Massnahmen mehr zu ergreifen in diesem Bereich. In den ersten Feldern sind bakterielle Blattflecken gefunden worden, gegen diese muss nichts unternommen werden. Mit Blattflecken ist nicht vor Juli zu rechnen.
Die Aussichten für die Ernte 2024 lassen trotz dem miesen Start noch viel Platz für Hoffnung. Die Pflanzenanzahl lässt hoffen. Bestände mit mehr als 80'000 Pflanzen / Hektare dürften mit einem für das Jahr 2024 entsprechenden normalen Ertrag rechnen. Wichtig wird sein, dass es im Sommer keine Sommertrockenheit gibt, so dass die Zuckerrüben, welche wegen dem nassen Start nicht in die Tiefe gewurzelt sind, nicht bereits zu früh die Blätter hängen lassen.
Anfallende Arbeiten
Borspritzungen über das Blatt sind ab Reihenschluss zu empfehlen (0.5-1 kg/ha Reinbor). Die Herz- und Trockenfäule, wie Bormangel auch genannt wird, ist ein eher seltenes Phänomen. Jedoch auf Grund des Klimawandels zunehmend wahrscheinlicher. Bormangel tritt vor allem bei Sommertrockenheit auf Parzellen mit einem pH-Wert über 7.0 auf. Dies kann auch nach einer Kalkung oder dem Umbruch einer langjährigen Wiese der Fall sein.
Weiter müssen Schosser konsequent entfernt werden. Sowohl in den klassischen wie auch in den ALS Rüben ist dies eine wichtige Arbeit, um Folgeprobleme zu vermeiden. Besonders in den ALS Zuckerrüben (Smart Sorten) ist dies oberste Priorität. Werden Schosser nicht entfernt, können sie Samen bilden und vermehren sich somit. Dies führt in den Folgekulturen zu Durchwuchsrüben, welche mit keinem Sulfonylharnstoff (Gruppe B) bekämpft werden können. Dies ist vor allem in Fruchtfolgen mit Mais, Getreide und Zuckerrüben problematisch und verursacht viel Handarbeit. Ein einziger Schosser kann Tausende Samen bilden – eine kurze Feldkontrolle lohnt sich auf jeden Fall.
Für all diejenigen, welche schon letztes Jahr ALS Zuckerrüben hatten, sollten zwingend ihre Nachfolgekulturen auf Durchwuchsrüben kontrollieren. Sonnenblumen, Kartoffeln und Mais haben aktuell eine gute Grösse, um allfällige Durchwuchsrüben zu finden. Im Weizen sollten vor der Abreife des Getreides alle Zuckerrüben herausgerissen und entsorgt werden, welche oben herauswachsen.
Blattgesundheit
Das Monitoring für die Blattflecken wurde lanciert und wird wiederum auf beinahe 50 Standorten über das Rübenanbaugebiet praktiziert. Bis anhin wurden noch keine Flecken gefunden. Der nasse Frühling in Kombination mit dem späten Reihenschluss lässt vermuten, dass das Auftreten dieses Jahr später sein könnte. Grundsätzlich spricht man von 5-7 Wochen nach dem Reihenschluss von möglichen ersten Flecken. Mit dem späteren Reihenschluss dürfte dies wohl Mitte Juli der Fall sein. CR+ Sorten haben zudem einen besseren Eigenmechanismus und dürften wohl eher erst nach 7 Wochen nach Reihenschluss Befall verzeichnen. Informieren Sie sich dafür auf der BetaSwiss App oder auf der Homepage der Fachstelle. Führen Sie die erste Behandlung erst dann durch, wenn Sie tatsächlich die ersten Blattflecken gefunden haben.
Zusammenfassend kann gesagt werden:
- spritzen Sie erst, wenn Sie Blattflecken gefunden haben, Kontrollaufruf durch BETASwissAPP beachten
- Wirkstoffwechsel ist essenziell, um Resistenzen vorzubeugen
- Wiederholung der Applikation nach 3-5 Wochen, falls im Juli behandelt werden musste
- Mischungen mit Fenpropidin und Fenpropimorph können einen Vorteil bringen
- Bei jeder Behandlung soll mindestens 2 kg/ha Funguran Flow (oder ein bewilligtes Kupferprodukt) beigemischt werden
- Bei hoher Luftfeuchtigkeit spritzen; die Blätter dürfen aber nur taufeucht und nicht nass sein
- Die Wassermenge soll mindestens 300 l/ha betragen.