Die Weinlese ist im Gange – manchmal unterstützt von Erntemaschinen
Die Handlese ist in den allermeisten Betrieben immer noch die bevorzugte Erntemethode, aus mehreren guten Gründen. Zum Beispiel ist eine Handlese immer möglich, auch bei ungünstigen Bedingungen oder in extremen Steillagen. Daneben ist der soziale Aspekt ein wichtiger Faktor. Viele schätzen das gemeinsame Arbeiten, die Kollegialität und die Gespräche. Der wohl wichtigste Grund ist aber die sehr hohe Lesequalität, eine entsprechende Schulung des Lesepersonals vorausgesetzt. Das ist vor allem bei ungleichmässiger Reife, schlechtem Gesundheitszustand der Trauben, oder bei der Produktion von höherpreisigen Weinen ein wichtiges Argument.
Neben all diesen Vorteilen gibt es aber auch Schwächen. Besonders zu erwähnen ist der sehr hohe Arbeitsaufwand von 100 – 300 Stunden je Hektar, abhängig vom Erziehungssystem, dem Ertrag, dem Traubenzustand und von der Ernteleistung der Lesehelfer. Auch die Verfügbarkeit der Arbeitskräfte stellt manchen Betrieb vor Probleme, da ist ein grosses Mass an Flexibilität gefordert und oftmals muss kurzfristig reagiert werden. Fehlende Arbeitskapazität jedoch führt zu Engpässen und Verzögerungen bei der Lese, was im ungünstigsten Fall Auswirkungen auf die Weinqualität oder den Ertrag hat.
Immer häufiger kommen daher auch Erntemaschinen, sogenannte Vollernter, bei der Traubenlese zum Einsatz. Der Vorteil dieser Maschinen liegt in der hohen Ernteleistung und der Unabhängigkeit von Lesepersonal. Bei optimalen Voraussetzungen und reifem, gesundem Traubenmaterial kann mit solchen Maschinen ein Hektar Rebfläche in rund 2 – 3 h geerntet werden. Auch ist theoretisch der Einsatz rund um die Uhr möglich, v. a. bei hohen Temperaturen während der Lese ist das ein Pluspunkt. Der hohe Anschaffungspreis, aber auch die Kosten für Unterhalt und Pflege und die niedrige Auslastung, machen Vollernter vor allem für den überbetrieblichen Einsatz oder für grosse Betriebe interessant. Um das auszugleichen sind manche Vollernter als Geräteträger konzipiert, d. h. es können weitere Arbeiten mechanisiert werden. Das senkt die Kosten.
Die Ernte mit solchen Maschinen stellt auch gewisse Anforderungen an die Rebanlage, v. a. in Hinblick auf Hangneigung, Grösse, Erziehungssystem, Vorgewende usw. Neue Gerätetypen, z. B. Steillagenvollernter, bieten diesbezüglich Vorteile, trotzdem ist auch ihr Einsatz nicht überall möglich. Angesichts der Schlagkraft ist es entscheidend, dass auch der Abtransport des Traubenguts und die Weiterverarbeitung im Keller entsprechend organisiert und dimensioniert sind. Wird dann noch eine Sortierung des Traubenguts nach der Lese durchgeführt, z. B. mit einem Rollensortierer, ist die zu erwartende Qualität durchaus mit der Handlese vergleichbar.
Trotz all der Neuerungen und der mittlerweile sehr guten Lesequalität der Erntemaschinen, ist ihr Einsatz unter den hiesigen Bedingungen nur eingeschränkt möglich. Darum wird wohl auch in Zukunft für viele Winzerinnen und Winzer die Handlese an erster Stelle stehen. Die Gruppen von mit Scheren bewaffneten Menschen, die im Herbst durch die Rebberge streifen, werden also weiterhin das Bild der Traubenlese prägen.