Den richtigen Standort für Lupinenanbau wählen
Gesuchte Eiweissträger
Körnerleguminosen aus Schweizer Bioproduktion sind gesucht, während für einige Futtergetreide die Nachfrage aufgrund der Marksituation verhalten ist; dies gilt besonders für Hafer. Seit diesem Jahr darf gemäss Bio Suisse Richtlinien nur noch Futtersoja aus Europa verwendet werden und ab 2022 muss das gesamte Futter aus Schweizer Knospe-Anbau stammen. Aus diesem Grund soll der Anbau von Futtersoja und Lupinen soll massiv ausgeweitet werden. Um entsprechende Anreize zu schaffen wurden die Richtpreise erhöht (Soja 105 CHF/dt; Lupine 89 CHF/dt); dazu kommt bei beiden Kulturen ein Förderbeitrag von 35 Franken pro Dezitonne.
Frühreife Sojasorten ermöglichen den Anbau in Höhenlagen bis 600 Meter über Meer. Lupinen wachsen grundsätzlich auch an kühleren Standorten. Dennoch muss auch für Lupinen der Standort und die Sorte sorgfältig gewählt werden.
Der Anbau von Biokörnerleguminosen zu Futterzwecken wird auch an der diesjährigen Flurbegehung zum Thema Bio-Ackerkulturen am Stiegenhof gezeigt und kommentiert werden. Erste Beobachtungen im Feld zeigen, wie wichtig die Standort- und Sortenwahl bei Lupinen sind.
Kalkgehalt beachten
Lupinen bevorzugen gut durchlässige leicht saure Böden. Die Versuchsparzelle am Stiegenhof liegt auf einem Braunerdeboden, der sich grundsätzlich gut eignet. Innerhalb der Parzelle gibt es jedoch ein Bereich mit erhöhtem Kalkgehalt (Kalkbraunerde). In dieser Zone wurde ein deutlich reduzierter Wuchs der jungen Lupinen-Pflanzen festgestellt; besonders bei einigen Sorten der schmalblättrigen blauen Lupine.
In Australien sind Lupinen die wichtigste Körnerleguminose überhaupt. Verschiedene Publikationen aus dieser Anbauregion zeigen vielfältige Einflüsse der Bodenbedingungen auf das Wachstum der Lupinen. Wie das FiBL Merkblatt, empfehlen auch die australischen Lupinen-Anbauer einen Boden-pH zwischen 4.5 und 7.0. Ein leicht saurer pH-Wert (unter 6.5) ist wichtig für die stickstofffixierenden Knöllchenbakterien, welche die Wurzeln der Lupinen besiedeln. Ausserdem beeinflusst der Kalkgehalt des Bodens die Verfügbarkeit von Eisen und Zink im Boden; beide Nährstoffe sind besonders wichtig für das Wachstum der Lupinenpflanzen. Kalkhaltige oder sehr flachgründige Böden (25cm und tiefer) sind für den Lupinen-Anbau grundsätzlich nicht geeignet. Während schmalblättrige blaue Lupinen am besten auf kalkarmen, sandigen oder gut strukturierten Lehmböden gedeihen, passen weisse breitblättrige Lupinen am besten auf mittelschwere, fruchtbare Böden ohne Staunässe. Weisse Lupinen gedeihen weniger gut auf sandigen Böden.
Temperatur im und über dem Boden
Eine weitere Herausforderung stellten die kühlen Temperaturen in diesem Frühling dar. Gemäss Literatur ertragen die schmalblättrigen blauen Lupinen Temperaturen von –4°C bis -6°C. Seit der Saat am 27. März sanken die Temperaturen zwar nie so tief, aber es gab zahlreiche Tage mit mässigem bis starkem Wind und dies führte zu einem zusätzlichen Kühlungseffekt an den jungen Pflanzen. So lag die berechnete Temperatur, unter Berücksichtigung des sogenannten «Windchill-Effekts», an mehreren Tagen unter -6°C.
Auch die Bodentemperaturen waren zeitweise rückläufig. Tiefe Bodentemperaturen haben einen Einfluss auf die Bildung von Wurzelknöllchen, besonders in der Startphase der Knöllchenbildung. Gemäss einer australischen Studie liegen hier die kritischen Bodentemperaturen zwischen 7-12 °C; unter diesem Wert kommt es kaum mehr zur Bildung von Wurzelknöllchen. Am Standort Lindau, wo die Bodentemperaturen kontinuierlich gemessen werden, lagen die Bodentemperaturen vom 26. April bis zum 17. Mai unter 12°C. Wir gehen davon aus, dass sich die Bodentemperaturen auf unserer höher gelegenen Versuchsparzelle am Stiegenhof (600 m.ü.M.) ebenfalls in diesem suboptimalen Bereich bewegten.
Dementsprechend präsentierten sich die jungen Lupinen-Pflanzen eher gestresst und nicht besonders frohwüchsig. Bei der Standortwahl empfiehlt es sich deshalb neben dem Kalkgehalt und dem Boden-pH auch der Exposition und der Erwärmbarkeit des Bodens Beachtung zu schenken.
Autorin: Katrin Carrel, Fachstelle Biolandbau