Das Jordanvirus – eine Übersicht
Woher kommt das Jordanvirus?
Ursprünglich kommt das Jordanvirus - auch Tomate Brown Rugose Fruit Virus, kurz ToBRFV genannt, aus Israel. Dort bereitet es bereits seit 2014 grössere Probleme. Im 2019 wurden bereits in Europe erste Fälle gemeldet. Im Sommer 2021 kam die erste Meldung aus der Schweiz. Hauptverbreitungsweg scheint das Saatgut zu sein.
Welche Pflanzen werden befallen?
Hauptsächlich von der Krankheit betroffen sind Tomaten. Ausländische Erfahrung zeigt, dass das Virus aber auch Peperoni sowie weiter heimische Unkräuter wie etwa den Nachtschatten oder Gänsefussarten befällt. Obwohl die Auberginen und Kartoffeln zu der gleichen Pflanzenfamilie wie die Tomaten gehören, scheinen sie bisher nicht zu den Wirtspflanzen zu gehören.
Wie kann das Jordanvirus erkannt werden?
Das Jordanvirus eindeutig zu erkennen ist sehr schwierig. Meistens gibt erst eine sehr teure Laboranalyse endgültig Aufschluss darüber, ob es sich um das Virus handelt oder nicht.
Folgende Symptome treten bei befallenen Tomaten häufig auf:
- Blätter: Wölben sich, sind teilweise schmaler oder kleiner und wachsen weniger stark. Es zeigen sich leichte bis starke mosaikfarbige Verfärbungen.
- Gesamtpflanze: Fängt an zu welken, bis schlussendlich die ganze Pflanze abstirbt
- Blüten: Kelchblätter zeigen abgestorbenes Gewebe
- Früchte: Rundliche, gelbe Flecken, sowie fehlende Ausfärbung. Die Früchte bleiben orange.
Warum ist das Jordanvirus so gefährlich?
Das Jordanvirus gehört zu den Tobamoviren. Diese sind speziell gefährlich weil sie sich durch folgende Eigenschaften auszeichnen:
- sehr langlebig: Das Virus kann bis zu 50 Jahre überleben kann, wenn keine Hygienemassnahmen ergriffen werden
- sehr ansteckend: Auch sehr kleine Konzentrationen führen noch zu einer Ansteckung
- sehr langlebig auf glatten Oberflächen: Über drei Monate infektiös
- sehr hitzestabil: Selbst bei eine Erhitzung eines infizierten Gegenstandes auf über 90°C für 10 Minuten tötet noch nicht alle Viren ab
Aus diesen Gründen ist es unglaublich einfach, das Jordanvirus auf kleine Distanzen z.B. über Hände, Kleidung, Haare aber auch Hilfswerkzeuge wie Messer und Scheren oder Transportkisten weiterzuverbreiten. Auch Hummeln, welche im Gewächshaus die Tomaten bestäuben, kommen als Überträger in Frage.
Auf grössere Distanzen wird das Virus meistens über Samen oder Jungpflanzen verbreitet.
Wie kann die Kultur möglichst geschützt werden?
Bei Arbeitsbeginn müssen alle Mitarbeiter die Hände waschen und anschliessend mit einem Desinfektionsmittel, welches auf Benzoesäure basiert, desinfizieren. Am Eingang sollte möglichst eine Desinfektionsmatte, welche ebenfalls mit dem Desinfektionsmittel getränkt ist, platziert werden. Es sollte nur Kleidung getragen werden, welche auf dem Betrieb bleibt und regelmässig bei 60°C gewaschen wird. Wenn gearbeitet wird, sollten die Werkzeugen möglichst in einer oder wenigen Reihen bleiben und nicht im ganzen Gewächshaus herumgetragen werden. Eine regelmässige Zwischendesinfektion der Werkzeuge und Hände ist sehr zu empfehlen. Wagen und Kisten sollten regelmässig desinfiziert werden. Die Umgebung des Gewächshauses sollte möglichst frei von Tomatenkeimlingen oder anderen Überträgerarten wie dem schwarzen Nachtschatten oder der Melde gehalten werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Wasserdesinfektionsanlage richtig funktioniert. Den Mitarbeitern sollten möglichst eigene Tomaten zur Verfügung gestellt werden. So verhindert man, dass diese Tomaten im Grossverteiler kaufen, welche infiziert sein könnten. Es sollten keine Tomaten von ausserhalb auf den Betrieb mitgebracht werden. Berater, Händler und Besucher, welche das Gewächshaus besuchen möchten, sollten sich unbedingt mit Einweg-Schutzanzügen sowie Handschuhen und Fussüberzügen ausstatten. Importbetrieben muss bewusst sein, dass importierte Tomaten vom Jordanvirus befallen sein können. Aus diesem Grund sollten die importierten Tomaten separat gehandhabt und gelagert werden.
Wie muss ich vorgehen, wenn ein Verdacht besteht?
Da es sich beim Jordanvirus um einen Quarantäneschädling handelt, ist dieser melde- und bekämpfungspflichtig. Als erstes sollte deshalb immer eine Meldung an die Fachstelle Pflanzenschutz unter 058 105 99 03 oder fiona.eyer@strickhof.ch gemacht werden. Anschliessend sollte der Bereich, in welchem der Verdacht besteht wie folgt behandelt werden:
- Verdachtsbereich absperren, kein Betreten der betroffenen Reihen bis ein Ergebnis vorliegt
- Hummelkästen schliessen
- Proben werden durch die Fachstelle Pflanzenschutz entnommen
- Hygienemassnahmen beachten
Gibt es bereits Fälle in der Schweiz?
Ja, im 2021 wurde erstmals im Kanton Thurgau ein Befall festgestellt. Mehr dazu kann in der Pressemitteilung des Kantons Thurgau nachgelesen werden.
Wo finde ich weitere Informationen?
Das liefert Merkblatt des Strickhof über das Jordanvirus weitere Informationen zum Jordanvirus, wie die Diagnostik abläuft und wie bei einer Sanierung vorgegangen werden muss. Auch die Option für Versicherungen sind darin thematisiert.
Ausserdem finden Sie auf der Internetseite der Agroscope aktuelle Informationen und Merkblätter.