Das Grundfutter passend ergänzen
Der Fachabend zum Thema Mutterkuhhaltung – organisiert von Karoline Schweingruber und Katrin Müller - führte in den Stall vom Strickhof Ausbildungs- und Versuchsbetrieb in Wülflingen. Flavio Ferrari, Teamleiter Fleischrinderzucht, stellte die Charolais- und Simmentaler-Mutterkuhherde vor und erklärte, wo und in welcher Form er den Tieren Mineralstoffe zur Verfügung stellt.
Unterschiedlicher Bedarf
Einen Teil der Mineralstoffe verabreicht er via Totalmischration. Ergänzend erhalten die Tiere Mineralstoffe ad libitum; auf der Weide in Leckbecken und im Stall in Form von Lecksteinen leicht über der Kopfhöhe aufgehängt. Flavio Ferrari hat die Erfahrung gemacht, dass wenn er die ergänzenden Mineralstoffe von Anfang an und permanent zur Verfügung stellt, die Tiere nur entsprechend ihrem Bedarf davon nehmen. «Die Tiere wissen am besten, wie viel ihnen guttut», sagt Flavio Ferrari. Er hat auch festgestellt, dass die Tiere unterschiedlich oft daran schlecken, je nach Jahreszeit und Zusammensetzung des Futters.
Etikette lesen
Der referierende Tierarzt Beat Berchtold aus dem Berner Seeland bestätigte, dass der Bedarf an Mineralstoffen sich über das Jahr verändert. Dabei sei weniger entscheidend, ob die Tiere intensiv oder extensiv gehalten werden, sondern vielmehr sei die Zusammensetzung des Grundfutters massgebend. Die Zusätze sollen das Grundfutter ideal ergänzen und auf den Betrieb passen. «Deshalb müssen die Etiketten der Mineralstoffe genau gelesen werden», empfiehlt der Tierarzt. Mineralstoffmängel seien in den meisten Fällen nicht offensichtlich. Bei erheblichen Problemen können Blut-, Urin oder Kotproben genommen werden, was je nach Probe jedoch bis zu CHF 100.- kosten kann.
Guter Zugang
Die im Mutterkuhstall vom Strickhof aufgehängten Mineral-Lecksteine beurteilte Beat Berchtold als positiv, weil so der Speichel des Tiers direkt in dessen Hals gelangt und nicht – wie beim Becken am Boden – auf den Leckstein fliesst und diesen aufweicht. Für den Tierarzt ist es wichtig, dass die Tiere diese Futterzusätze auch mögen, ansonsten werde der Bedarf nicht gedeckt. In vielen Produkten erhöhe die darin enthaltende Melasse die Schmackhaftigkeit. Was die Tiere mögen, sei aber sehr unterschiedlich und nicht zu verallgemeinern. Die Lecksteine sollten auf der Weide und im Stall so angebracht werden, dass die Tiere einen guten Zugang haben und vor ranghöheren Tieren leicht fliehen können. Die Wasserversorgung befindet sich idealerweise in der Nähe, um den Durst vom Salz zu löschen.
Im ersten Teil des Fachabends hielt Sanja Stuber vom Plantahof ein Referat über die Mineralstoffversorgung bei der Mutterkuh und ihrem Kalb. Sie zeigte auf, welche Mengen- und Spurenelemente für die Entwicklung der Tiere elementar sind, welche bereits im Grundfutter vorkommen und welche zwingend zugefüttert werden müssen.
Text: Ursina Berger