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Brotweizen Sortenversuch 2020

Die Zusammenarbeit unter den Partnern Groupe Cultures Romandie, Forum Ackerbau, DSP, swiss granum und Agroscope bildet eine zuverlässige Basis, um Sorten auf die Liste der empfohlenen Sorten (LES) einschreiben zu können. Im Rahmen des Forum Ackerbaus wurden auch am Strickhof Sortenversuche durchgeführt. Resultate und Erkenntnisse aus den Versuchen des Forum Ackerbaus werden hier präsentiert.

Ausgangslage und Versuchsfrage

Die Zusammenarbeit unter den Partnern Groupe Cultures Romandie, Forum Ackerbau, DSP, swiss granum und Agroscope bildet eine zuverlässige Basis, um Sorten auf die Liste der empfohlenen Sorten (LES) einschreiben zu können. Um auf der LES von swiss granum aufgenommen zu werden, wird eine Winterweizensorte zuerst zwei Jahre im Extensonetz von Agroscope geprüft. Danach durchläuft sie zwei weitere Prüfjahre im Versuchsnetz von swiss granum, welches zusammen mit der Groupe Cultures Romandie und dem Forum Ackerbau geführt wird. Das Saatgut wird von DSP vorbereitet und zur Verfügung gestellt. 

Ergänzt wurden diese Versuche mit Zusatzsorten. Das sind bewährte Sorten, welche nicht mehr im Versuchsnetz der offiziellen Sortenprüfung stehen, in den letzten Jahren aber trotzdem noch von Bedeutung im Anbau waren. Somit können diese trotzdem mit den neueren Sorten verglichen werden.

Versuchsfrage              

Wie verhalten sich verschiedene Weizensorten ertragsmässig und qualitativ unter extensiven und intensiven Bedingungen?

 

Methodik 

Anzahl StandorteAnzahl VersuchsjahreAnzahl WiederholungenArt des VersuchsAussagekraft 
633Kleinparzellen* * *

 

  • Standorte: Dörflingen SH (Charlottenfels), Frauenfeld TG (Arenenberg), Lindau ZH (Strickhof), Riedholz SO (Wallierhof), Gränichen AG (Liebegg), Zollikofen BE (INFORAMA).

 

Anbaudaten:                   

  • Versuchsanlage: Exaktversuch mit drei Wiederholungen 
  • Standardsorten: CH Claro, Simano, Montalto 
  • Vergleichssorten: CH Nara, Arina, Hanswin, Spontan, Baretta, Montalbano, Genius, Rosatch, Poncione, Posmeda, Cadlimo, Piznair, Diavel
  • Prüfsorten: Campanile, Barranco, Axen, Tamborello, Falotta, Alpval, Bonavau, Forteresse
  • Zusatzsorten: CH Combin, Forel, Levis, Ludwig (28 Sorten im intensiven Verfahren, 16 davon auch im Extenso-Verfahren)
  • Saat: 350 Körner/m2
  • ÖLN-Verfahren: 1- bis 2-mal Halmverkürzer, 1- bis 2-mal Fungizide, Insektizide nach Schadschwelle
  • Extenso-Verfahren: keine Halmverkürzer, keine Fungizide, keine Insektizide
  • Düngung: Im ÖLN wurde die Düngermenge gegenüber dem Extenso-Verfahren um 30 kg N/ha erhöht.

 

Das Weizenjahr 2020

Die Aussaat des Weizens im Herbst 2019 war von einem nassen Herbst geprägt. Je nach Parzelle wurde der Weizen unter eher feuchten Bedingungen gesät. Zudem waren die Zeitfenster für die Saat teilweise sehr kurz. Im anschliessenden Winter traten nur sehr wenige Fröste auf. Wie bereits in den Vorjahren war der Vegetationsbeginn sehr früh. In vielen Regionen der Schweiz war der Frühling war geprägt von einer ausgesprochenen Trockenheit. Dies führte dazu, dass verbreitet die Bestockung beeinträchtigt war, beziehungsweise beim Schossen Triebe abgestossen wurden. Folge dessen waren vielerorts die Bestandesdichten sehr tief. Zum Zeitpunkt der Kornfüllung fiel wieder genügend Regen, dadurch konnten die tiefen Bestandesdichten teilweise wieder kompensiert werden. Die Weizenernte 2020 konnte grösstenteils unter guten Bedingungen durchgeführt werden. Teilweise wurde sie durch Regenfälle unterbrochen, dies hatte jedoch nur vereinzelt einen Einfluss auf die Qualität.

 

Resultate und Diskussion

Erträge

Im Vergleich zum letzten Jahr fiel die Ertragsdifferenz zwischen ÖLN- und Extenso-Verfahren mit 4.4 dt/ha tief aus (2019: 7.5 dt/ha). Somit wurde auch in diesem Jahr im Verfahren ÖLN der notwendige Mehrertrag von 16 dt/ha im Vergleich zum Extenso, beziehungsweise 20 dt/ha im Vergleich zur IP-Suisse Produktion nicht erreicht. Dieser Mehrertrag wird benötigt, um die höheren Aufwände im ÖLN-Verfahren für Pflanzenschutzmittel, Dünger, Maschinen und Arbeit, sowie den fehlenden Extensobeitrag zu kompensieren. Im Vergleich mit der IP-Suisse-Produktion muss zusätzlich die fehlende IP-Suisse Prämie kompensiert werden. Der geringe Mehrertrag bei dem ÖLN-Verfahren ist unter anderem auf den schwachen Krankheitsdruck in diesem Jahr zurückzuführen. Vor allem während der verbreitet aufgetretenen Trockenperiode im Frühjahr konnten sich die Krankheiten kaum ausbreiten. Sowohl der Befall mit Blattkrankheiten als auch der Befall mit Ährenkrankheiten bewegte sich auf einem sehr tiefen Niveau.

Von den vier getesteten Zusatzsorten konnte lediglich Ludwig mit den besten seiner Klasse im Ertrag mithalten. In der Klasse II fiel die Sorte Levis klar ab. In der Klasse I fielen die Sorten Combin und Forel vor allem im Extensoertrag deutlich ab. Dies weist auf eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit dieser Sorten hin. Will man Weizen der Klasse-I unter Extensobedingungen anbauen, so steht Hanswin im Vordergrund. Es ist zu hoffen, dass in den nächsten Jahren zusätzliche neue Sorten in dieser Klasse auf den Markt kommen, welche gute Krankheitsresistenzen aufweisen.

Bei den Top-Sorten wiesen die neu auf der Sortenliste aufgenommenen Sorten Cadlimo, Diavel und Piznair ein hohes Ertragspotential im intensiven Anbau auf (Abbildung 1). Aus dem extensiven Anbau stehen von diesen Sorten noch keine Resultate zur Verfügung. Bei den älteren Top-Sorten fällt Nara im Ertrag stark ab. Baretta und Montalbano können gut mit den neuesten Sorten mithalten. Bei Claro ist gut zu erkennen, dass die Sorte aufgrund ihrer schlechten Krankheitsresistenzen nicht mehr für den Extensoanbau zu empfehlen ist. So war bei ihr die Ertragsdifferenz zwischen dem intensiven und dem Extensoanbau mit 8.6 dt/ha deutlich höher als bei allen anderen Top-Sorten.

Das Ertragspotential der Klasse II lag deutlich über dem Niveau der Klasse I. Die Sorten unterschieden sich mit Ausnahme von Levis nur wenig im Ertrag. Gegenüber Montalto, Spontan und Posmeda lieferte Levis im Extenso 7.9 bis 10.2 dt/ha und im intensiven Verfahren 6.9 bis 9.8 dt/ha weniger Körner. 

Die einzige Futterweizensorte Poncione bewies, dass mit Futterweizen auch im extensiven Anbau hohe Erträge möglich sind. So lag der Ertragsunterschied zwischen dem intensiven und dem extensiven Anbau bei lediglich 4.4 dt/ha, was eventuell auf die verbesserten Resistenzeigenschaften im Vergleich zu den älteren Sorten zurückzuführen ist. 

 

Abbildung 1. Dreijahresmittel der Erträge in dt/ha, jeweils im intensiven (ÖLN) Anbausystem (rot und blau) und im extensiven (Extenso) Anbausystem (grün und gelb). Die Balken zeigen die mittleren Erträge über alle Standorte. Die Erträge am Strickhof werden als Punktdiagramm dargestellt.
Abbildung 1. Dreijahresmittel der Erträge in dt/ha, jeweils im intensiven (ÖLN) Anbausystem (rot und blau) und im extensiven (Extenso) Anbausystem (grün und gelb). Die Balken zeigen die mittleren Erträge über alle Standorte. Die Erträge am Strickhof werden als Punktdiagramm dargestellt.

 

Unterschiede beim Hektolitergewicht

Bei den Top-Sorten lagen die meisten Sorten im neutralen Bereich (d.h. ohne Zuschlag oder Abzug) zwischen 77.0 und 79.9 kg/hl. Lediglich die Sorten Nara, Cadlimo und Diavel hätten im intensiven Anbau einen Zuschlag erhalten. Die Sorten Claro und Baretta wiesen die tiefsten Hektolitergewichte (HLG) auf, waren aber immer noch im neutralen Bereich.

Bei den Sorten der Klasse I waren die Unterschiede deutlicher. Im ÖLN hätten die Sorten Forel (81.1 kg/hl), Arina (81.4 kg/hl) und Hanswin (81.8 kg/hl) Zuschläge erhalten. Im Extenso-Verfahren dagegen befand sich nur Hanswin mit 81.5 kg/hl im Zuschlagsbereich. Das HLG von Combin war mit 75.5 kg/hl so tief, dass diese Sorte sogar Abzüge erhalten hätte. 

Die Sorten der Klasse II hatten Hektolitergewichte im neutralen Bereich, nur Montalto bewegte sich in beiden Verfahren klar im Abzugsbereich.

Top-Sorten mit Qualitätszuschlägen

In diesem Jahr waren die Proteingehalte in beiden Verfahren 0.3 % tiefer als Dreijahresschnitt. Über alle Sorten betrachtet lagen die Gehalte beim intensiven Verfahren mit 14.3 % leicht höher als im Extenso-Verfahren mit 13.6 %.

Bekanntlich werden hohe Proteingehalte nur bei den Top-Sorten mit Zuschlägen belohnt. Im Schnitt der letzten drei Jahren erreichten alle Sorten der Klasse Top den Zuschlagsbereich (Abbildung 2). Unterschiede konnten trotz dem beobachtet werden. Die höchsten Proteingehalte wurden mit den Sorten Nara (15.8 % ÖLN, 15.1 % extenso), Diavel (15.7 % ÖLN) und Piznair (15.6% ÖLN) erreicht. 

 

Abbildung 2. Proteingehalte in % für alle Standorte, sowie für den Strickhof gemittelt über drei Jahre.
Abbildung 2. Proteingehalte in % für alle Standorte, sowie für den Strickhof gemittelt über drei Jahre.

 

Ergebnisse der Prüfsorten

Die Prüfsorten Campanile, Barranco, Tamborello und Falotta wurden von den Züchtern mittlerweilen zurückgezogen und werden daher nicht kommentiert. Axen und Bonavau werden voraussichtlich in der Klasse Top eingestuft. Bisher vermochte Axen mit den besten Sorten der Klasse Top mitzuhalten. Bonavau hingegen bewegte sich eher im Mittelfeld, was etwa dem Ertragsniveau von Piznair und Montalbano entspricht. Die Prüfsorten Alpval, Forteresse und Campanile kämen bei einer Aufnahme in die LES voraussichtlich in die Klasse I. Schaut man hier die ersten Resultate an, so könnten sowohl Alpval wie auch Campanile mit den besten Sorten der Klasse I, wie beispielsweise Hanswin, durchaus mithalten, wohingegen Forteresse leicht abfiel und sich eher auf dem Niveau von Arina bewegte. Bei allen Prüfsorten liegen noch keine Resultate aus dem Extenso-Verfahren vor. Da es sich bei diesen Resultaten zudem nicht um dreijährige Resultate handelt, müssen sie mit Vorsicht genossen werden.

Die HLG der Prüfsorten waren dieses Jahr tief bis sehr tief. Besser sah es beim Proteingehalt aus. So befanden sich sowohl Axen als auch Bonavau im Zuschlagsbereich. 

 

Dieser Bericht basiert auf dem Versuchsbericht des Forum Ackerbaus, welcher von Martin Streit (INFORMA) verfasst wurde. 

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