Botanische Aufwertung von Biodiversitäts-Wiesen
Soll eine Wiese mit unbefriedigender botanischen Zusammensetzung aufgewertet werden, beispielsweise auf QII-Niveau, müssen einige Fragen abgeklärt werden:
- Ist der Standort geeignet?
- Welche Anlagetechnik ist optimal: ganzflächige Neuansaat, teilflächige, beispielsweise streifenförmige Aufwertung oder Übersaat?
- Welches Saatgut ist zweckmässig: kommerzielle Mischungen mit einheimischen Wildpflanzen, lokales Saatgut einer gedroschenen artenreichen Wiese (Heugrassaatgut), oder der Übertrag einer artenreichen Wiese (Direktbegrünung)?
- Welche Bewirtschaftung garantiert den langfristigen Erfolg?
Standort
- Ideal sind trockene, nasse, flachgründige, skelettreiche und sandige Böden.
- Ungeeignet sind drainierte Moorböden, Nährstoffgewinnlagen, mit Blacken, Ackerkratzdisteln und anderen ausdauernden Unkräutern verseuchte Böden
Falls der Standort nicht geeignet ist, soll die Aufwertung an einen geeigneteren Standort verlegt werden (nur mit Sonderbewilligung, wenn die Fläche als BFF angemeldet ist)
Falls der Standort geeignet ist, ist bei einer Neuansaat eine Sonderbewilligung nötig, falls die ursprüngliche Wiese als BFF angemeldet ist!
Anlagetechniken
Vorgehen ganzflächige oder teilflächige Neuansaat (Wiesenblumenstreifen), inkl. Direktbegrünung
1. Grundbodenbearbeitung
Ziel: Konkurrenz ausschalten
- Tief Pflügen im Winter bis spätestens Ende März
- Grubber und Fräse
- in Ausnahmefällen Totalherbizid März bis Mai (Sonderbewilligung nötig, wenn Dauergrünfläche oder als BFF angemeldet); (verursacht Keimhemmungen beim Saatgut)
2. Saatbettvorbereitung
Ziel: feinkrümliges, gut abgesetztes, sauberes Saatbeet
- Einsatz Kreiselegge (nach Pflug)
- danach alle 2 - 3 Wochen 2 - 3 Durchgänge mit der Federzahnegge (Unkrautbekämpfung = Unkrautkur)
- zwischen der 1. Bodenbearbeitung und der Saat sollen mindestens 8 Wochen liegen (Absetzen des Bodens für guten Wasseraufstieg)
- Nach dem letzten Durchgang mit der Egge sofort säen.
Bei Wiesenblumenstreifen
- Punkt 1,2 und 4 gelten hier auch
- nur anwenden, wenn auf der restlichen Wiesenfläche die Gräser bereits die Richtigen sind (Fromental, aufrechte Trespe, Geruchgras, Schwingelarten, usw.)
- Artenreichere Bereiche schonen
- mind 3 m breite Streifen, besser breitere, damit die Randeffekte klein bleiben
- Abstand von Streifen zu Streifen 6 bis 12 m; die Verbreitung der Blumen aus dem Streifen beträgt ca. 1 m pro Jahr.
- Wiese zwischen den Streifen 3 - 4 x pro Jahr schneiden
3a. Ansaat mit Samenmischung
Ziel: beste Startbedingungen
- Bodentemperatur mind. 8°C
- Anfang Mai bis Mitte Juni
- Wahl einer geeigneten Mischung gemäss Standort (GIS (Karte Lebensraum-Potenziale)): Salvia (Fromentalwiese auf leicht gedüngten oder auf fruchtbareren Böden), Broma (trockene Magerwiese mit aufrechter Trespe), Humida (feuchte, magere Flächen mit Pfeifengras) oder Heugrassaatgut
- Bei Wiesenblumenstreifen oder Kleinflächen die QII-Aufwertungsmischung verwenden. Diese enthält vor allem Blumen, bzw. sämtliche QII-Arten
- Ansaattechnik:
- Kleinere Flächen: von Hand
- Grössere Flächen: z.B. Krummenacher
- Nach der Saat unbedingt Rauhwalze einsetzen
3b. Ansaat Direktbegrünung
- Punkt 1,2 und 4 gelten hier auch
- Bevorzugt anwenden, wenn lokal eine passende artenreiche Naturwiese vorhanden ist.
- Schnittzeitpunkt Spenderwiese: Beginnende Samenreife der wichtigsten Arten (kann bis Mitte Juli sein)
- Verhältnis Fläche Spenderwiese zu Empfängerwiese: 1 : 1
- Schnittgut locker verteilen
- Im Spätsommer und Herbst spätreifende Arten bzw. im nächsten Jahr Frühblüher (z.B. Schlüsselblumen) ernten und ausbringen
- Auf das Walzen verzichten
4. Säuberungsschnitt
Ziel: Konkurrenz verringern
- Sobald Unkrautschluss (Unkraut kniehoch) und kein Boden mehr sichtbar
- Schnitthöhe 7 - 9 cm
- Schnittgut wegführen oder an einem heissen Tag vertrocknen lassen (es darf sich keine Matte bilden, die kein Licht durchlässt)
- Säuberungsschnitte sind immer durchzuführen, wenn der 1. Punkt erfüllt ist. Dies kann mehrmals, einmal oder keinmal nötig sein!
Einjährige Unkräuter sind bis zu einem gewissen Punkt (sobald kein Licht mehr an den Boden gelangt) erwünscht, da sie die Feuchtigkeit im Saatbett erhöhen.
Übersaat / Einsaat
- Nur in extrem lückigen Beständen empfehlenswert und wenn der Boden bereits mager ist.
- Saatgut aus dem Sack streuen, funktioniert in der Regel nicht, da dieses extrem lange Keimzeiten hat
- frische Samen streuen, die beim Heuen einer artenreichen Wiese aufgefangen werden können (beispielsweise zusammenwischen beim Abladen im Tenn oder ähnliches) oder bei Spaziergängen gesammelt werden, funktioniert über die Jahre. D.h. jedes Jahr werden frische Samen ausgebracht, die schnell keimen. Natürlicherweise funktioniert die Verjüngung einer artenreichen Wiese genau nach diesem Prinzip!
- Die Samen werden in die frisch geschnittene Wiese gestreut
- Eine Rauhwalze kann eingesetzt werden
- Der vorherige Einsatz einer Wiesenegge zwecks Aufrauen des Bodens ist eher nicht zu empfehlen, da dabei junge Pflanzen ausgerissen werden (ausser, es hat noch keine QII-Pflanzen)
- Folgeschnitte durchführen, damit genügend Licht in den Bestand kommt.
- Geduld haben! Es geht Jahre, bis QII erreicht ist.
Langfristige Bewirtschaftung, um die Artenvielfalt zu erhalten oder zu vergrössern
- Jährlich 1 bis 3 Schnitte (je nach Wüchsigkeit)
- Heuschnitt: ab 15. Juni - 1. August (ab beginnender Samenreife der Leitgräser oder einer anderen zu fördernden Art!). Wenn die Wiese für Beiträge.pdf angemeldet ist, gelten folgende Vorgaben Wiesen.pdf
- 3-tägiges Bodenheu bereiten
- Folgende Nutzungen nach 8-10 Wochen
- Gestaffelte Nutzung: nicht alles gleichzeitig, es sollten stets blühende Bereiche belassen werden (Altgrasstreifen)
- Balkenmäher einsetzen
- Schonende Herbstweide: nur bei trockenen Verhältnissen einige Tage überweiden (keine Dauerweide mit schweren Tieren und Regen!!!)
- Bestand nicht zu hoch in den Winter lassen (max. 15 cm)
- Altgrasbereiche, nur dort, in denen keine lichthungrigen Arten wachsen (z.B. Orchideen, Frühlingsschlüsselblumen)
- Keine Düngung, ausser bei einer Fromentalwiese auf einem mageren Standort (BFF ist angemeldet als wenig intensiv genutzte Wiese). Auf einem Ackerstandort mit fruchtbarem Boden kann eine Fromentalwiese lange ohne Düngung bestehen ohne dass sie ausmagert (angemeldet als extensiv genutzte Wiese).
- Sowohl Magerwiesen als auch Fromentalwiesen können QII erreichen und für die Artenvielfalt einen wichtigen Beitrag leisten. Oft haben Magerwiesen die selteneren Arten, dafür sind Fromentalwiesen farbiger und dadurch schöner fürs Auge.
Folgende Merkblätter vertiefen das Thema:
Agridea Merkblätter "Wiesland"