Biopraxis-Bericht Februar 2021
Mitte Januar fiel an unserem Standort soviel Schnee wie zum letzten Mal im Jahr 2006. Da unsere Gewächshäuser nicht für solche Schneelasten gebaut sind, mussten während den Schneefällen ständig Schnee von den Folien heruntergewischt werden. Das Gewicht des Schnees hätte sonst die Metallkonstruktion zusammengedrückt. Zwischen den Tunnels lag dann am 17. Januar etwa 1.5m Schnee. Der Schnee blieb dann noch relativ lange liegen, schmolz dann aber im Februar ohne gross Seen zu machen weg und mit ihm stieg unser Grundwasser massiv in die Höhe. Für die Wasserversorgung in den nächsten Monaten war er ein Segen.
Bio – alles im Griff? Leider nein
Im Herbst 2020 durften wir noch eine ausserordentlich grosse Fläche Industriespinat ansäen. Der Disponent der Firma erklärte uns, dass im Ausland diese Herbstsaaten einmal im Herbst und ein zweites Mal im Frühjahr geschnitten werden können. Das tönte doch schon mal gut! Wir hatten so eine Bodendeckung über den Winter und ohne grossen Aufwand wären wir bei einem zweiten Schnitt im Frühjahr nochmals zu einer Einnahmequelle gekommen. Die Realität sieht nun anders aus: der Spinat wurde im November plötzlich vom Mehltau befallen. Und da die Betriebsmittelliste für den Spinat keine Bekämpfungsmöglichkeit gegen Mehltau vorsieht, habe ich jetzt kurzerhand den Pflug genommen und den Spinat eingepflügt.
Wir werden jetzt heute auf diesem Feld Kartoffeln pflanzen. (Letztes Jahr begannen wir am 24. Februar mit dem Pflanzen, heute haben wir den 23. Februar. Wir sind auf Kurs.) Im Ausland dürfen diese Industriespinatflächen mit Kupfer gegen Krankheiten behandelt werden. Bei uns ist das nicht gestattet. Gepflügt habe ich den Spinat ganz einfach aus dem Grund, da ich eine Infektion durch Mehltau auf unseren Winterspinatfeldern verhindern will. Diese zeigen sich trotz extremer Kälte in einem sehr schönen Zustand. Ich hoffe wir können ende Woche striegeln und hacken.
Baustelle Rosenkohl und Grünkohl
Vielleicht habt ihr's unlängst in der Presse auch gelesen: Der Rosenkohlanbau steht schweizweit auch auf konventionellen Betrieben auf der Abschussliste. Temperaturanstieg und andere Faktoren bewirken ein immer stärkeres Auftreten von Schädlingen. Diese leben dann genussvoll auf den Rosenkohl- und Grünkohlpflanzen und sind praktisch mit keinen zugelassenen Massnahmen im konventionellen, im Biolandbau sowieso nicht, wegzubekommen. Kein Grossverteiler in der Schweiz kauft uns Produzenten so schwarz gepunktete Rosenkohlröschen ab. Schaut man zur Zeit in die Gestelle dieser Grossverteiler, findet man dort nur noch wunderbar grossen, grünen und makellosen Rosenkohl aus Holland, Belgien oder Italien. Und dies zu wirklich moderaten Preisen! Da liegen wir mit unserem nach der Ernte von Hand gerüsteten Rosenkohl mit Preisen über CHF 10.00 pro Kilo natürlich völlig daneben. Obwohl diese Preise die Rüstarbeit in absolut keiner Art und Weise decken. Schon zwei Mal haben wir einen Versuch gestartet, den Rosenkohl mit Netzen abzudecken. Die Netze bewirken eine Erwärmung im Rosenkohlbestand und somit auch ein schlechteres Ansetzen der Röschen. Das zweite Problem; der Rosenkohl wächst sehr stark in die Höhe und irgendwann sind die Netze dann einfach zu wenig breit und die weissen Fliegen können so trotzdem in den Bestand einfliegen.
Winterzwiebeln
Die angekündeten tiefen Temperaturen von unter 10 Grad minus liessen mich anfangs Februar aufhorchen. Wir hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Zwiebelbestände, die nach solchen Kälteeinbrüchen massiv zu schossen begannen. Die blühenden Zwiebeln sind unverkäuflich. Zwiebeln im Bioanbau zählen eher zu den schwierigen Anbauprodukten. Der Krankheitsdruck steht und fällt mit der vorherrschenden Witterung während der Vegetationsperiode. Treten Krankheiten auf, kann man diese nicht stoppen. Es gilt dann einfach mit Stärkungsmitteln den Bestand möglichst lange noch am Leben zu erhalten. Da der Jätaufwand in dieser nie den bodendeckenden Kultur meistens beachtlich ist, mindert ein dazukommendes Schossen durch Kälte den Ertrag massiv! Daher haben wir einen Teil unserer Zwiebelfläche mit Vlies abgedeckt und hoffen, dass das einen positiven Effekt bewirkt. Bei der jetzt herrschenden warmen Witterung bewirkt das Vlies auch Negatives: Das Unkraut gedeiht kräftig und der Krankheitsdruck auf die Zwiebeln nimmt zu. Wir werden das Vlies bald wieder zusammenräumen.
Wetterprognosen und Beobachtungen meinerseits
Die Regenwürmer sind zur Zeit auf einer Tiefe von 25cm anzutreffen. Das heisst, so richtig Frühling wird es noch nicht. An Ostern werden wir Freilandsalat schneiden können. An Pfingsten könnten unsere Frühkartoffeln in euren Tellern zum Genuss bereit liegen. Aber ich rechne nochmals mit einem Kälteeinbruch Mitte/Ende März da zur Zeit noch sehr viel Schnee in den höheren Lagen liegt. Allen Biobäuerinnen und Biobauern wünsche ich einen guten Start bei den Frühlingsfeldarbeiten.
Autor: Heinz Höneisen, Thurlandbio Andelfingen, Co-Präsident Verein Bio Zürich & Schaffhausen
Instagram: thurlandbio