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Flurin Keller in seinem Versuchsstreifen mit Silomais und der Stangenbohnensorte WEINLu00c4NDERIN, die sich am Standort Wald bereits gut bewu00e4hrt hat; inzwischen kommt auch die Bohnensorte WAV 612 zum Einsatz (Bild: F. Keller, zvg)>

Biomais und Bohnen auf 630 m.ü.M.

This und Flurin Keller sind experimentierfreudige Biolandwirte aus Wald ZH. Seit 2014 testen die beiden den Gemengeanbau von Silomais und Stangenbohnen in einer Höhe von rund 630 m.ü.M. Im Anbaujahr 2017 hat Flurin Keller erstmals die gleichzeitige Saat von Mais und Stangenbohnen getestet. Im Interview berichtet er über seine Erfahrungen
Biolandwirt Flurin Keller vor Mais-Bohnen-Mischkultur
Flurin Keller in seinem Versuchsstreifen mit Silomais und der Stangenbohnensorte WEINLÄNDERIN, die sich am Standort Wald bereits gut bewährt hat; inzwischen kommt auch die Bohnensorte WAV 612 zum Einsatz (Bild: F. Keller, zvg)

 

F: Flurin, wie beurteilst Du das Maisjahr 2017 im Allgemeinen?

A: Wir hatten ein ausserordentlich erfolgreiches Anbaujahr. Wir konnten 465 dt Frischsubstanz pro Hektare ernten, das entspricht einem Ertrag von 148 dt TS - für den Biomaisanbau in unserer Höhenlage ist das sehr hoch; normalerweise rechnen wir mit TS-Erträgen zwischen 120 und 125 dt/ha. Ich sehe den Hauptgrund dafür in den besonders warmen Wochen im Mai und Juni. Der Mais konnte sich in dieser Zeit kräftig entwickeln.

F: Wie beurteilst Du die gleichzeitige Saat im Vergleich zur zeitlich versetzten Saat der Bohnen?

A: Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal Stangenbohnen gleichzeitig mit dem Mais gesät. In den anderen Jahren haben wir zeitlich versetzt gesät und mit der Bohnensaat gewartet, bis der Mais mindestens vier Blätter hatte. In Bezug auf die vereinfachte Sätechnik und die Wirtschaftlichkeit beurteile ich eine gleichzeitige Saat als sehr positiv. Es gibt keinen zusätzlichen Durchgang für die Bohnensaat und wir konnten zweimal Hacken und Gülle ausbringen, wie im normalen Silomaisanbau. Gerade in unserem Gelände ist die genaue Sätechnik bei zeitlich versetzter Saat herausfordernd. Bei der gleichzeitigen Saat konnten wir Mais und Bohnen von Hand mischen und mit normalen Lochscheiben arbeiten; die Bohnenkerne aller geprüften Sorten hatten die richtige Grösse dafür. In unserer Höhenlage sehe ich einen zusätzlichen Vorteil der gleichzeitigen Saat: In einigen Jahren war es nicht einfach, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, um die Bohnen neben den wachsenden Mais zu säen. Weil wir günstige Wetterbedingungen abwarten mussten, konnten wir die Bohnen manchmal erst etwas zu spät säen. Dieser Nachteil fällt bei der gleichzeitigen Saat weg. Im 2017 konnte sich der Mais allerdings optimal entwickeln – in einem kühleren Jahr könnten gleichzeitig gesäte Bohnen den Mais stärker konkurrenzieren.

F: Welche Bohnensorte hat sich an eurem Standort bewährt?

A: Die Stangenbohnensorte WEINLÄNDERIN haben wir nun schon im vierten Jahr angebaut. Diese Sorte hat sich bei uns bewährt, denn sie hat sich jedes Jahr und unter verschiedenen Bedingungen gut entwickelt. Sie bildet relativ grosse Schoten. Im 2017 haben wir diese Sorte für unseren Versuch mit der gleichzeitigen Saat gewählt. Sie hat sich auch in diesem Anbauverfahren gut entwickelt, bis zur Ernte waren ihre Blätter abgereift. Ich sehe das als Vorteil, denn auf diese Weise bringen die Bohnenblätter nicht zu viel Wasser in die Silage. Die Stangenbohnensorte WAV 512 ist aufgrund ihres tiefen Tausendkorngewichts wirtschaftlich besonders interessant. In diesem ersten Versuchsjahr hat sie sich ebenfalls gut entwickelt, hat viel Blattmasse und zahlreiche Schoten gebildet. Andere Bohnensorten, wie z.B. Feuerbohnen, sind aufgrund ihrer hohen Wärmebedürftigkeit für unseren Standort ungeeignet. Auch die Stangenbohne ANELLINO VERDE haben wir angebaut; an unserem Standort konnten die Rohprotein-Gehalte dieser Silage aber noch nicht überzeugen.

Mais-Bohnen-Mischkultur, Bohnensaat
Zeitlich versetzte Saat der Bohnen im Juni (Bild: F. Keller, zvg)

 

F: Welche Erfahrungen hast Du bei der Fütterung der Mais-Bohnensilage gemacht? 

Wir hatten in den letzten vier Jahren nie Probleme bei der Fütterung unsere Milchkühe. Es gab keinerlei Beschwerden oder gesundheitlichen Probleme. Der Anteil der Mais-Bohnensilage in der Ration ist bei uns relativ tief: Normalerweise enthält eine Ration etwa 2 kg TS pro Kuh und Tag, der Rest ist Gras und Emd; in der Startphase wird die Ration mit Leistungsfutter ergänzt. Unsere Kühe fressen die Mais-Bohnensilage sehr gut – es ist sozusagen ihr Dessert.

F: Wie beurteilst Du die Wirtschaftlichkeit dieser Mischkultur auf eurem Betrieb?

A: Wenn ich nur das wirtschaftliche Resultat ansehe, muss ich diese Mischkultur im Moment eher negativ bewerten. Wir können die zusätzlichen Saatkosten mit dem gewonnenen Rohprotein in der Silage nicht kompensieren. Das Ganze ist aber immer noch in der Versuchsphase. Ich sehe besonders auch die Unkrautunterdrückung durch die Bohnen als Vorteil. Ausserdem habe ich im Verfahren mit der gleichzeitigen Saat festgestellt, dass die Bohnenwurzeln zahlreiche Wurzelknöllchen gebildet haben. Auch das ist in meinen Augen ein Pluspunkt im Bereich der Bodenfruchtbarkeit.

 

Interview: Katrin Carrel, Strickhof