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COOP will Schweizer Biolinsen ins Sortiment aufnehmen. Bewu00e4hrt hat sich der Anbau als Mischkultur mit Leindotter, der als Stu00fctzfrucht dient. Im Bild die Sorte BELUGA am 22. Juli 2019 (Bild: K. Carrel, Strickhof)>

Biofarm Ackerkulturen-Tagung am Strickhof 2019

Am 10. Dezember 2019 trafen sich mehr als 100 interessierte Biobäuerinnen und Biobauern zur Ackerkulturen-Tagung von Biofarm. Neben Praxisberichten und dem Erfahrungsaustausch über den Anbau von Speziellen Ackerkulturen, war die Marktsituation ein zentrales Thema.

«Wir wollen besser, nachhaltiger und günstiger werden. Innovationen sind gefragt», mit diesen Worten eröffnete der Genossenschafts-Präsident und Vorsitzende der Geschäftsleitung Hansueli Held die Biofarm Tagung. Der Umgang mit der sich abzeichnenden Marktsättigung bei einigen Schweizer Bio-Produkten war ein zentrales Thema des Vormittags. Neben den Referenten von Biofarm, gab Fatos Brunner, Produktmanagerin Ackerkulturen bei Bio Suisse, einen Überblick über Angebot und Nachfrage von Schweizer Bio-Ackerkulturen.

 

Planung der Anbauflächen

Für den Anbau von Speisehafer sind die Perspektiven optimistisch. Dementsprechend möchte Biofarm die Anbaufläche im kommenden Jahr nochmals deutlich ausdehnen. Die wichtigste Herausforderung ist dabei ein genügendes Hektolitergewicht. Winterhafersorten zeigen grundsätzlich bessere Erträge und Hektorlitergewichte als Sommersaaten. Zurzeit stehen die Sorten WILAND und EAGLE zur Verfügung. 

Auch beim Linsen-Anbau gab es positive Neuigkeiten: COOP wird Schweizer Biolinsen ins Sortiment aufnehmen. Das Ziel für 2020 liegt bei einer Anbaufläche von ca. 42 Hektaren. Dabei gilt es zu beachten, dass Linsen nach der Ernte in der Regel getrocknet werden müssen. Die Abreife und Ernte fällt in die Zeit der Getreideernte. Interessierte Produzenten sollten deshalb unbedingt vorgängig mit ihrem Lohnunternehmer und ihrer Sammelstelle Kontakt aufnehmen.

Schwarze Biolinsen Sorte BELUGA
COOP will Schweizer Biolinsen ins Sortiment aufnehmen. Bewährt hat sich der Anbau als Mischkultur mit Leindotter, der als Stützfrucht dient. Im Bild die Sorte BELUGA am 22. Juli 2019 (Bild: K. Carrel, Strickhof)

Bei anderen Speziellen Ackerkulturen sieht es im Moment weniger rosig aus. Verschiedene Produkte, insbesondere die Getreidearten, stehen unter starkem Preisdruck. Die Getreidehändler können nicht alles Getreide vor dem 31.12. verkaufen, so dass die restliche Inland-Ware in den Getreide-Pool wandert. Das Pool-Reglement ist bezüglich Preis relativ unklar und sollte überarbeitet werden.

Der Preisdruck kommt allerdings nicht nur durch die Zunahme der Biobetriebe in der Schweiz zustande. Migros und Hiestand setzen auf die Vermarktung von herbizidlosem Getreide. «Dies bedeutet eine fragwürdige Konkurrenz zum Billigtarif», meint Biofarm-Berater und Produktmanager Hansueli Brassel dazu. 

Für Schweizer Speise-Hirse muss die Anbaufläche auf die Hälfte reduziert werden, weil zuerst die Lagervorräte abgebaut werden müssen. Dies bekommen vor allem Betriebe zu spüren mit einer relativ grossen Anbaufläche: Neu soll kein Einzelbetrieb mehr als 2.5 Hektaren Speise-Hirse anbauen. Das Bio Suisse Reglement sieht zwar einen Inland-Vorrang vor, COOP will jedoch ausländische Hirse im Angebot behalten. Der Grossverteiler argumentiert, dass die ganze Verarbeitungskette garantiert glutenfrei sein muss, d.h. dass auch der Drescher und die Lagersilos nie mit Weizen in Kontakt kommen sollten. Dieses Argument stösst auf Unverständnis bei vielen Produzenten und aus der Diskussionsrunde kommt der Vorschlag, Speise-Hirse mit der Bezeichnung «von Natur aus glutenfrei» zu vermarkten.

Auch bei den Ölsaaten hat sich die Situation für Biofarm-Produzenten stark verändert. COOP hat sich dafür entschieden, zu Fenaco als Lieferant zu wechseln. Dies hat zu einer drastischen Reduktion der Anbaufläche für den Vertragsanbau mit Biofarm geführt. Für Öllein und Schäl-Sonnenblumen wird der Anbau im 2020 ebenfalls nicht empfohlen. Im Allgemeinen brauchen Nischenkulturen nur sehr kleine Anbauflächen. Als Silberstreifen am Horizont konnte Biofarm-Produktmanager und Geschäftsleitungsmitglied Hans-Georg Kessler von einer Ölmühle als potentiellem neuen Kunden und einem Vertrag mit der Migros im Kanton Waadt berichten. Dies würde sich in der Nachfrage beim Raps- und beim Sonnenblumen-Anbau positiv auswirken. Zum gegebenen Zeitpunkt wird Biofarm genauer informieren.

 

Marktinformationen von Bio Suisse

Fatos Brunner, Produktmanagerin Ackerkulturen bei Bio Suisse, vermittelte mit ihrem Referat eine erste Einschätzung der gesamtschweizerischen Situation bei den Bio-Ackerkulturen. Die inländische Biomahlweizen-Produktion wird für das Jahr 2019 auf rund 21'500 Tonnen geschätzt. Das ist eine Zunahme von über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dementsprechend erreichen die aktuellen Inland-Anteile für Bio-Mahlgetreide relativ hohe Werte: Bei Mahlweizen liegt der Anteil bei schätzungsweise 68 Prozent, beim Roggen bei 90 Prozent und beim Dinkel bei 78 Prozent. Bei Futtergetreide bewegt sich der Inland-Anteil zwischen 56.9 Prozent (Futterweizen) und 97.9 Prozent (Triticale). Einzig bei den Eiweiss-Erbsen liegt der Inlandanteil mit 39 Prozent relativ tief, für Ackerbohnen werden etwas mehr als 83 Prozent Inlandanteil erreicht. Dieses Jahr wurden rund 30 Tonnen Bio-Lupinen produziert; für Futtersoja, die ebenfalls von einem Förderbeitrag profitiert, sind die Ernte-Zahlen noch nicht bekannt. Erfreulich ist auch die Entwicklung bei den Bio-Zuckerrüben: Seit dem Start des Förderprojekts im Jahr 2017 konnte die Anbaumenge von 1104 Tonnen auf rund 4320 Tonnen gesteigert werden. Ab dem ersten Quartal 2020 kann erstmals reiner Schweizer Bio-Zucker verarbeitet werden und wird u.a. für die Herstellung von Sirup, Most und Joghurt eingesetzt.

 

Spannende Praxisberichte

Die Biofarm-Tagung ist ursprünglich aus einem Arbeitskreis für Hirse- und Leinproduzenten entstanden. Deshalb durften natürlich die Praxisberichte nicht fehlen. Neben dem Vortrag von Bioberater Felix Zingg, der über die Anbauversuche am Stiegenhof berichtete, zeigte Biobauer Tobias Speiser aus Anwil mit eindrücklichen Bildern und Video-Sequenzen, wie er gemeinsam mit seinem Bruder auf eher flachgründigen Juraböden Linsen und Hirse anbaut. Die beiden haben in Zusammenarbeit mit TREFFLER ein Anbausystem mit einem Präzisions-Flachgrubber und einem Ein-Mann-Fronthackgerät entwickelt, das in 15cm-weiten Reihen hacken kann. Viele der Anwesenden staunten über die Präzision der Hacktechnik ohne GPS und über die Konzentration des Fahrers.

 

Bio-Hanf Sorte FINOLA
Die zweihäusige Hanfsorte FINOLA. Links die weibliche, rechts die bereits verblühte männliche Pflanze (Bild: K. Carrel, Strickhof)

Georg Frick produziert im Fürstentum Liechtenstein Hanf und Quinoa für Biofarm. Er berichtete davon, dass beide Kulturarten eine gute Nährstoffversorgung bevorzugen und wie der Erntezeitpunkt meistens ein Kompromiss zwischen Feuchtegehalt und Vogelfrass darstellt. Man muss ernten, bevor die Vögel zu grosse Verluste verursachen und dafür einen gewissen Aufwand für die Trocknung in Kauf nehmen. Beim Hanf ist es empfehlenswert, die Polizei und Passanten darüber zu informieren, dass es sich um den Anbau von Sorten handelt mit einem tiefen THC-Gehalt und «dass man genauso gut Salat-Köpfe rauchen kann», wie Georg Frick zur allgemeinen Erheiterung meinte.

Den Abschluss bildete das Referat von Hans-Georg Kessler und Hansueli Brassel, die einen Ausblick gewährten in neuere Biofarm-Projekte. Unter anderem gehören Feuerbohnen in Mischkultur mit Mais zur Körnergewinnung und der Buchweizen-Anbau dazu, für den in der Westschweiz seit Kurzem die notwendige Technik für das Schälen der Nüsschen existiert. Auch der Senf-Anbau soll als schöne Nischenkultur weiterverfolgt werden. Mohn für die Samenproduktion, Amaranth und Hartweizen befinden sich in der Versuchsphase.

Autorin: Katrin Carrel, Strickhof