Bio-Sonnenblumen Sortenversuch 2023
Ausgangslage und Versuchsfrage
Sonnenblumenkerne weisen einen hohen Ölgehalt von 44-50% mit einem hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren auf und werden daher vor allem für die Speiseölproduktion angebaut. Die Nebenprodukte der Ölproduktion wie Presskuchen, können in der Tierernährung als „Kraftfutter“ eingesetzt werden.
Bei der Sortenwahl unterschiedet man zwischen den klassischen Sorten und jenen Sorten, die einen hohen Ölsäure-Gehalt (high oleic = HO) aufweisen. Das Öl der HO-Sorten eignet sich besonders gut zum Frittieren. Diese Sorten müssen in geografisch isolierten Gebieten oder unter Einhaltung eines Mindestabstands von 150 m zu klassischen Sorten angebaut werden, dass es nicht zu einer Bestäubung durch Pollen klassischer Sorten kommen. Ein weiteres Kriterium bei der Sortenwahl ist der Reifezeitpunkt. Für den Sonnenblumenanbau in der Schweiz kommen frühreife bis sehr frühreife Sorten in Frage.
Verglichen mit Raps, welcher auch für die Ölproduktion angebaut wird, haben Sonnenblumen insbesondere im biologischen Landbau eine einfachere Kulturführung. Sie haben geringere Ansprüche an die Nährstoffversorgung. Zu Beginn sind sie gefährdet durch Schnecken und bei der Ernte durch Vogelfrass. Die grösste Herausforderung im Bioanbau ist das Unkraut (bis ins 5-6 Blattstadium), das aber mit einer passenden Mechanisierung gut reguliert werden kann.
Sonnenblumen, sowohl klassische als auch HO-Sorten, sind sehr gesucht. Durch die erhöhte Nachfrage nach Schweizer Öl besteht ein grosses Potential für den Anbau.
Trotz der grossen Nachfrage nach Bio-Sonnenblumen ist die Verfügbarkeit von Saatgut auf dem Biomarkt gering: Die Saatgutverfügbarkeitsstufe ist drei (von maximal drei), was heisst, dass die Verwendung von Saatgut aus Biovermehrung freigestellt, also „nur“ Wunsch ist. Zudem sind lediglich sieben Sorten auf der Bio-Sortenliste, wovon nur eine HO-Sorte dabei ist.
Praxisversuche für klassische und HO-Sonnenblumen im Biolandbau sind also dringend benötigt. Daher wurden dieses Jahr am Stiegenhof in Zusammenarbeit mit dem FIBL unterschiedliche HO-Sonnenblumensorten angebaut und auf deren Praxistauglichkeit im Biolandbau untersucht.
Methodik
Anzahl Standorte | Anzahl Versuchsjahre | Anzahl Wiederholungen | Art des Versuchs |
1 | 1 | 1 | Streifenversuch |
Sorten und Vorkultur
Im diesjährigen Streifenversuch wurden fünf HO-Sorten auf der Parzelle Halden 2 mit der Vorkultur Kunstwiese angebaut. Alle angebauten Sorten befinden sich noch nicht auf der Bio-Sortenliste: ES Epic HO, SY ARCO HO, NS OLIVIA HO, LG50.525 und GENO15 HO
Bodenbearbeitung, Saat, Düngung, Pflege und Ernte
Die Parzelle Halden 2 wurde Mitte Februar gepflügt (17.02.23). Einige Wochen nach dem Pflügen (07.03.23) wurde als Düngung 30 t/ha Rindvieh Laufstallmist mit dem Mistzetter ausgebracht. Die Saatbettbereitung mit Kreiselegge und Kulturegge erfolgte am gleichen Tag wie die Saat (04.05.23). Gesät wurde mit einer Saatdichte von 8 Körner/m2 auf eine Tiefe von 5 cm und in einem Reihenabstand von 50 cm. Zur Unkrautregulierung wurden die Sonnenblumen zweimal mit einem kameragesteuerten Hackgerät gehackt (30.05. und 07.06.23), damit sie bis im 5-6-Blatt Stadium möglichst unkrautfrei waren. Mitte Oktober (13.10.23) wurden die Sonnenblumen geerntet. Zur Bestimmung des Ertrags wurde in der Mitte von jedem Sortenstreifen ein Streifen herausgedroschen und das Erntegut gewogen.
Resultate
Durchschnittlich liegt der Ertrag der Sonnenblumen bei 25.6 dt/ha. Die Sorte NS OLIVIA HO erzielte mit 31.7 dt/ha den höchsten und die Sorte SY ARCO HO mit 18.2 dt/ha den tiefsten Ertrag.
Der durchschnittliche Feuchtigkeitswert von 6.8% liegt knapp über den bei der Übernahme geforderten 6%. Einzig die Sorte SY ARCO HO hat mit 5.8% einen genug tiefen Feuchtigkeitswert.
Diskussion
Erträge und Qualität
Das Erntejahr 2023 am Stiegenhof war mit einem durchschnittlichen Ertrag von 25.6 dt/ha ein gutes Sonnenblumen-Jahr. Der erfreuliche Ertrag ist nicht zuletzt der guten Unkrautregulierung zu verdanken. Bis ins 5-6 Blatt Stadium sind die Sonnenblumen besonders empfindlich auf Konkurrenz durch Unkraut. Deshalb sollte der erste Hackdurchgang schon sehr früh nach dem Auflaufen der Kultur, sobald die Reihen sichtbar sind, erfolgen, was am Stiegenhof der Fall war. Es wurde dann noch ein zweiter Hackdurchgang durchgeführt, so dass der Bestand bis zum Reihenschluss möglichst Unkrautfrei war. Das Hacken wurde zwar durch die Kamera auf dem Hackgerät erleichtert, jedoch liegt die Schwierigkeit bei einem kameragesteuerten Hackgerät darin, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, damit die Kamera die Reihen erkennt bzw. noch erkennt.
Der gefürchtete Herbstnebel, welcher das Abtrocknen bei der Ernte erschwert, blieb dieses Jahr durch den warmen und schönen Herbst erfreulicherweise aus.
Insgesamt machten die Sonnenblumen einen gesunden Eindruck. Dies liegt unter anderem an dem heiss-trockenen Sommer, der keine freundlichen Bedingungen für Pilzinfektionen bot.
Obwohl die Feuchtigkeit bei der Abgabe zu hoch war, scheint der Erntezeitpunkt gut gewesen zu sein. Der Feuchtigkeitsgehalt der Kerne war weit unter den empfohlenen 15% und bei weiterem Zuwarten wäre das Wetter nicht mehr stabil und die Ernte entsprechend schwieriger gewesen. Für die Lagerung mussten die Sonnenblumenkerne unmittelbar nach der Ablieferung auf 6% Feuchtigkeit heruntergetrocknet werden, damit die Qualität des Öls erhalten bleibt und dieses nicht ranzig wird.
Die diesjährigen Kulturen für die Ölproduktion vergleichend, Sonnenblumen und Raps, weisen die Sonnenblumen eine deutlich einfachere Kulturführung auf. Zudem sind sie bezüglich des Standortes und des Nährstoffbedarfs anspruchsloser als der Raps. Da die Sonnenblumen von Saat bis Ernte weniger lange auf dem Feld stehen, sind sie natürlicherweise weniger Krankheiten und Schädlingen ausgesetzt. Insgesamt scheinen die Sonnenblumen eine gute Alternative zu Raps zu sein.