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Sowohl begrannte als auch unbegrannte Mahlweizensorten wurden dieses Jahr am Standort Stiegenhof auf ihre Praxistauglichkeit gepru00fcft.>

Bio-Mahlweizen Sortenversuch 2023

Als einer von acht Standorten in der Schweiz führt der Stiegenhof in Zusammenarbeit mit dem FiBL jährlich Praxisstreifen-Versuche durch, um neue Sorten für die Biosortenliste zu prüfen.

Ausgangslage und Versuchsfrage

Die Sortenwahl bildet eine wichtige Grundlage für den standortgerechten und erfolgreichen Anbau von Bio-Mahlweizen. Die Sortenzüchter Agroscope und GZPK entwickeln fortlaufend neue biotaugliche Sorten und melden diese als Kandidaten zur Prüfung an. Während Agroscope Kleinparzellenversuche durchführt, koordiniert das FiBL Praxisstreifen-Versuche, die sich gegenseitig ergänzen und in der Regel nach drei Prüfjahren zur Aufnahme der besten Sorten auf die Bio-Sortenliste führen. Die Versuche am Stiegenhof sind dabei einer von acht Prüfstandorten in der Schweiz.

Mahlweizen Stiegenhof 2023
Sowohl begrannte als auch unbegrannte Mahlweizensorten wurden dieses Jahr am Standort Stiegenhof auf ihre Praxistauglichkeit geprüft.

Methodik

Anzahl StandorteAnzahl VersuchsjahreAnzahl WiederholungenArt des Versuchs
131Streifenversuch

Bodenbearbeitung, Saat, Düngung, Pflege und Ernte 

Im diesjährigen Streifenversuch wurden acht Sorten Mahlweizen auf der Parzelle Rüteli 2 mit der Vorkultur Soja angebaut und miteinander verglichen. 

Bio-Mahlweizensorten im Praxisstreifenversuch 2023. Bio-Weizensorten werden aufgrund ihrer Herkunft in Kategorien eingeteilt. Dabei bezeichnet die Kategorie I Sorten aus zugelassenen biologischen Pflanzenzüchtungsprogrammen. Sorten aus der Kategorie II erfüllen nicht alle Anforderungen für biologische Züchtungsprogramme, verwenden aber keine kritischen Züchtungstechniken und durchlaufen die Sortenprüfung unter Biobedingungen.

 Beschreibung (Züchter, Herkunft)
BODELIDSP/Agroscope, 2024 auf ESL Bio, Kat. II
MONTALBANODSP/Agroscope, seit 2021 auf ESL Bio, Kat. II
PESI.3011DSP/Agroscope, 1. Prüfjahr, Kat. II
PIZ NAIRDSP/Agroscope, seit 2023 auf ESL Bio, Kat. II
PRIMGZPK, seit 2021 auf ESL Bio, Bioverita, Kat. I
ROSATCHDSP/Agroscope, seit 2019 auf ESL Bio, Kat. II
WITALGZPK, seit 2022 auf ESL Bio, Bioverita, Kat. I
WIWAGZPK, seit 2005 auf ESL Bio, Bioverita, Kat. I

 

Anfangs Oktober wurde die Parzelle gepflügt (04.10.22), dann geeggt (11.10.22) und einen Tag später erfolgte die Saat (12.10.22). Gesät wurde mit einer Saatdichte von 450 Körner/m2 auf eine Tiefe von 3 cm. Als der Regen im Frühjahr für einige Tage stoppte, erfolgte die erste Düngergabe mit Rindermastgülle 1:0.5 verdünnt von 30 m3/ha (20.03.23). Zur Unkrautregulierung wurde der Mahlweizen zwei Mal gestriegelt (22.03. und 10.04.23). Aufgrund der anhaltenden Feuchtigkeit im Frühjahr wurden anstelle einer zweiten Güllengabe 300 kg/ha Bioenne gegeben (30.03.23). Die Ernte erfolgte in der sommerlichen Hitze am 18.07.23. Zur Bestimmung des Ertrags wurde jeweils ein Mittelstreifen aus den Sortenstreifen herausgedroschen und das Erntegut gewogen. Anschliessend wurden Feuchtigkeit und Hektolitergewicht mit dem NIRs Gerät analysiert.

Resultate

Erträge Mahlweizen Stiegenhof 2023
Ertrag [dt/ha] ungereinigt und auf 14.5% Feuchtigkeit normiert, Hektolitergewicht (HLG) [kg/hl] und Protein [%] der verschiedenen Mahlweizensorten. Die Sorte MONTALBANO erzielte den höchsten, die Sorte WIWA den tiefsten Ertrag.

Durchschnittlich erzielten die acht Mahlweizensorten einen Ertrag von 62.3 dt/ha. Den höchsten Ertrag erzielte die Mahlweizensorte MONTALBANO mit 67.3 dt/ha, den niedrigsten Ertrag erzielte die Sorte WIWA mit 57.3 dt/ha.

Das Hektolitergewicht lag durchschnittlich bei 81.4 kg/hl. Somit lagen alle Sorten über dem für Mahlweizen geforderten Hektolitergewicht von 77 kg/hl. Einige Sorten lagen sogar über 79.9 kg/hl, was einen Zuschlag ergab.

Mit einem durchschnittlichen Proteingehalt von 10.8% lagen alle Sorten unter dem minimalen Proteinwert von 12% und bekamen somit einen Abzug.

Im Durchschnitt erreichten die Mahlweizensorten einen Feuchtigkeitswert von 16.4%. Dieser liegt über dem geforderten Feuchtigkeitsmaximum von 14.5%. Somit gab es auch bei der Feuchtigkeit einen Abzug.

Diskussion

Erträge und Qualität

Das Erntejahr 2023 war für den Mahlweizen ein gutes Jahr. Trotz des nass-kalten Frühlings und des darauffolgenden heiss-trockenen Sommers waren die Erträge mit durchschnittlich 62.3 dt/ha hoch. In der heiss-trockenen Phase im Sommer profitierte der Mahlweizen von den tonhaltigen, tiefgründigen Böden am Standort Stiegenhof, die das Wasser gut speichern. So war genügend Wasser für die Ertragsbildung verfügbar und keine Trockenheitsstress-Symptome an den Pflanzen sichtbar. Im Vergleich mit den Jahren 2021 und 2022, in welchen durchschnittlich 57 dt/ha respektive 56 dt/ha geerntet wurden, stimmt der Ertrag auch im langjährigen Vergleich. 

Der Proteingehalt lag in diesem Jahr mit 10.8% deutlich tiefer als die geforderten 12-13% und es gab entsprechend Abzüge vom Richtpreis. Im Vergleich mit den Vorjahren ist der diesjährige Proteingehalt am niedrigsten (2021: 13.5%, 2022: 12.5%).

Die Faktoren Sorte, Düngung und Umweltbedingungen beeinflussen den Proteingehalt massgebend. Über die Jahre variiert der Proteingehalt wegen den unterschiedlichen Umweltbedingungen und innerhalb der Jahre wegen der Sorte. So wiesen die Sorten mit einem hohen genetischen Potential in allen drei Versuchsjahren die höchsten Proteinwerte auf. Sowohl die Stickstoffdüngung als auch die Vorkultur waren über die Jahre vergleichbar, weshalb vor allem die unterschiedliche Witterung die Proteingehalte beeinflusst haben musste. 

Beim Faktor Düngung ist insbesondere die Stickstoffdüngung entscheidend. Diese erfolgt bei Winterweizen normalerweise in zwei Gaben, wobei die zweite den Proteingehalt beeinflusst: 

  • Eine erste frühe Gabe im Frühjahr, spätestens bei Beginn der Bestockung, wird zur Förderung der ährentragenden Triebe empfohlen. Diese erfolgt idealerweise mit Gülle, in welcher der Stickstoff zu etwa 60% als Harnstoff und Ammonium vorliegt. Gerade das Ammonium ist schnell pflanzenverfügbar, da dieses nicht noch mineralisiert werden muss. Die Mineralisierung ist im Frühjahr aufgrund der tiefen Bodentemperatur langsam, da die Bodenlebewesen erst bei höheren Temperaturen ihre maximale Aktivität erreichen.
  • Eine zweite späte Gabe erfolgt am besten bei Beginn des Schossens zur Anlage der Körnerzahl und der Proteineinlagerung. Hierzu eignet sich ebenfalls Gülle. Der mineralische Teil der Gülle wirkt schnell, wodurch den Weizenpflanzen gleich etwas Stickstoff zur Verfügung steht. Der organische Anteil muss zuerst durch die Bodenlebewesen mineralisiert werden und ist somit für die Pflanzen erst später etwa im Stadium DC 37 (Fahnenblatt) verfügbar. Dieser ist dann entscheidend für den Proteingehalt. 

Neben den ausgebrachten Düngemitteln leistet auch die Vorkultur einen Beitrag zum Stickstoff (N) im Boden. So kann beispielsweise eine Kleegras-Mischung als Vorkultur mit 20-30 kg N/ha bereits einiges an Stickstoff für die nachfolgende Kultur im Boden zurücklassen. Bei Soja wird jedoch von einer negativen Stickstoffbilanz ausgegangen. So muss also noch mehr gedüngt werden, damit das Manko ausgeglichen werden kann.

Das Jahr 2023 zeigt, dass trotz Düngung die Stickstoffverfügbarkeit für den Weizen am Standort Stiegenhof ungenügend war. Die Ursache dafür liegt an den Umweltbedingungen, respektive an der Trockenheit ab Mitte Mai. Der Trockenstress während der Kornfüllung limitierte die Stickstoffaufnahme der Wurzeln aus dem Boden. So konnte der pflanzenverfügbare Stickstoff in Form von Nitrat und Ammonium wegen dem geringen Wassergehalt im Boden nicht mehr genügend nachgeliefert werden.