Bio Dinkel – Praxisstreifenversuch 2022
Bio-Dinkelsorten im Vergleich
Bio-Dinkel ist gesucht. Die Nachfrage ist konstant stark – die Anbauflächen nehmen zu. Wurden jahrelang an vielen Sammelstellen nur die zwei alten Sorten OBERKULMER ROTKORN und OSTRO angenommen werden nun vermehrt auch neuere Sorten (zum Beispiel solche der Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK)) akzeptiert. Auch bei vielen Bio Landwirten geniessen die neueren Dinkelsorten aufgrund ihrer verbesserten Krankheitsresistenz, ihrer Standfestigkeit und ihren höher bringenden Erträgen (gegenüber den beiden alten Sorten) einen sehr guten Ruf.
Der Dinkelsortenmarkt ist also in Bewegung und der Strickhof ist mit dabei. Auf dem Partnerbetrieb Stiegenhof haben wir heuer, wie auch im Vorjahr sieben neuere Dinkelsorten in 6m breiten Streifen neben einer bestehenden Sorte angebaut. Dieser Versuch wird in Zusammenarbeit mit dem FiBL und der GZPK durchgeführt. Schneiden die Sorten an mehreren Standorten in mehreren Jahren gegenüber der Referenzsorte besser ab kommen sie allenfalls auf die Bio-Sortenliste. Die Sortenstreifen-Versuche werden in der Regel im Rahmen der Flurbegehung Bio-Ackerbau am Stiegenhof vorgestellt.
Methodik
Anzahl Standorte | Anzahl Versuchsjahre | Anzahl Wiederholungen | Art des Versuchs |
Mehrere in Gesamtschweiz | 3 | 1 pro Standort | Streifenversuch |
Die Versuchsstreifen wurden im 2022 auf dem Stiegenhof auf der Parzelle Bause gesät. Vorkultur waren Speisezwiebeln. Die Böden am Versuchsstandort Stiegenhof sind mittelschwere Lehmböden, mit einem guten Nährstoffspeichervermögen.
Am 28.09.2021 erfolgte die Grundbodenbearbeitung mit einem Kombigrubber, am 10.10.2021 wurde das Saatbett mit einer Kreiselegge vorbereitet. Die Saat erfolgte am 11.10.2021. Die Saatmenge wurde auf jede Sorte so angepasst, dass etwa 175 Fesen pro Quadratmeter gesät wurden.
Mechanische Pflegemassnahmen wurden im Frühjahr durchgeführt; am 08.03.2022 und am 25.03.2022 wurden die Dinkelstreifen gestriegelt, am 18.03.2022 und am 16.04.2022 wurde zur Verbesserung der Standfestigkeit mit einer Glattwalze gewalzt (am 16.04.2022 war der Bestand bereits am Schossen). Geerntet wurden sämtliche Dinkelsorten am 16.07.2022. Dabei wurde jeder Streifen separat – mittig mit einem 4.5 breiten Balken – gedroschen, die gedroschenen Fesen in eine Balloxe abgefüllt und mit einer Palettenwaage der Ertrag erhoben. Gleichzeitig wurden Proben entnommen, die am Strickhof mittels eines NIR Gerätes auf die gängigen Parameter (HL-Gewicht, Proteingehalt, Feuchtigkeit, etc.) Analysiert wurden. Von jeder Sorte wurden zusätzlich 20kg Erntegut an die GZPK geliefert. Geplant ist den aus diesen Proben zu röllen und jede Sorte, in Zusammenarbeit mit der Bäckereifachschule Richemont, auf ihre Backqualität zu testen.
Folgende Sorten wurden im 2022 angebaut:
Tabelle 1. Bio-Dinkelsorten im Praxisstreifenversuch 2022
Beschreibung (Züchter, Herkunft, Prüfjahr) | |
OSTRO (Standart) | DSP/Agroscope, Zulassung 1978 |
COPPER | GZPK, Bioverita, Zulassung 2018 |
EDELWEISSER | GZPK, Bioverita, Zulassung 2018 |
FLAUDER | GEZPK, Bioverita, Wechseldinkel, Zulassung 2019 |
GLETSCHER | GZPK, Bioverita, Zulassung 2018 |
POLKURA | DSP/Agroscope, Zulassung 2020 |
RAISA | GZPK, Bioverita, Zulassung 2018 |
Wetter 2022
Nach einem turbulentem 2021 (siehe Versuchsbericht Mahlweizen 2021) konnten wir heuer von einer für das Getreide günstigen Witterung profitieren (siehe Grafik 1).
Grafik 1: Niederschlagsverteilung (mm oder Liter/m2) und Temperaturdurchschnitt C° 2m ü. Boden von der ca. 4km entfernten Station Lindau. Ausschnitt vom 01.03.2022 bis zum 18.07.2022 (Drusch Sommerhafer)
(Quelle: https://www.agrometeo.ch/de)
So traten am Standort Stiegenhof keine längeren Trockenheitsperioden auf, der Frühling und Frühsommer 2022 war am Standort Stiegenhof gekennzeichnet von kurzen, ausreichenden Niederschlägen sowie sonnigen und warmen Zwischenperioden. Der Dinkel war also stets mit genügend Feuchtigkeit und Sonnenlicht versorgt. Dank der windigen Laage auf dem Brüttener Platteau konnten die Bestände stets schnell abtrocknen – Pilzkrankheiten wie Gelbrost traten sehr begrenzt auf (OSTRO – wies vereinzelt Pusteln auf Einzelpflanzen auf).
Resultate
Ernteerträge, Feuchtigkeit und Proteingehalte
Die untenstehende Grafik zeigt die Resultate vom Standort Stiegenhof an. Die Erträge wurden zum relativen Ertrag der Vergleichssorte OSTRO umgerechnet.
Grafik 2: Ernteerträge der einzelnen Bio Dinkelsorten im Vergleich zu Ostro, sowie Feuchtigkeitsgehalte (%) und Proteingehalte (% in TS) – gemessen mit dem NIR-Gerät.
Mit Ausnahme der Sorte EDELWEISSER, war der Ertrag bei allen Sorten höher verglichen mit OSTRO (47.7dt/ha). Am meisten zum Dreschen gab es bei der Sorte POLKURA. Hier war jedoch der mit dem NIR-Gerät gemessene Proteingehalt auch am tiefsten.
Einen guten Kompromiss diesbezüglich erbrachte die Sorte COPPER. Diese wies im Vergleich mit OSTRO einen deutlich höheren Ertrag auf und verfügte mit 15.3% gleichzeitig über den höchsten mit dem NIR-Gerät gemessenen Proteingehalt.
Der Sortenversuch wurde mit einer Feuchtigkeit von durchschnittlich 11% geerntet. Die meisten Sorten lagen bei etwas über 10.5%, die Sorte GLETSCHER wurde am feuchtesten, nämlich mit durchschnittlich 13.4% gedroschen.
Diskussion
Ein gutes Dinkeljahr!
Bild 1: Die Dinkel-Sortenstreifen am Stiegenhof. Im Vordergrund rechts, die Dinkelsorte FLAUDER (deutlich zu erkennen am rötlich-rosafarbenem Stängel), links davon (und etwas gründlicher) die Sorte RAISA. Aufnahme vom 25.06.2022, Viktor Dubsky, Strickhof.
Das Anbaujahr 2022 war wettermässig ein sehr gutes Getreide- Dinkeljahr am Standort Stiegenhof. Der Bestand verfügte dank regelmässiger Regenfälle stets über genügend Feuchtigkeit, dank dem warmen und wüchsigem Wetter konnte der Dinkel gut wachsen und dank dem windigen Standort konnten die Pflanzen nach jedem Regenschauer schnell abtrocknen.
Weiterhin erfolgten die mechanischen Unkrautbekämpfungsmassnahmen zum absolut richtigen Zeitpunkt. Der Bestand war durch den zweimaligen Strigeleinsatz praktisch unkrautfrei und das zweimalige Walzen half die Standfestigkeit zu verbessern – die Dinkelsorten lagerten bei der Ernte nicht, beziehungsweise waren lediglich etwas gestossen.
Das Anbaujahr 2022 hat gezeigt, dass unter optimalen Bedingungen (Witterung, Boden, mechanischer Unkrautbekämpfung) hohe Dinkelerträge im Biolandbau möglich sind und dass die GZPK Sorten gegenüber der Referenzsorte OSTRO mehrheitlich höhere Erträge erbringen.
Offen ist, wie diese bei den Back- und Qualitätsversuchen abschliessen – wir sind gespannt.
Dinkel bleibt auch im 2023 ein aktuelles Thema – wir haben darum bereits den nächsten Dinkelsortenversuch mit acht verschiedenen Dinkelsorten angesät.
Viktor Dubsky, Strickhof Fachstelle Biolandbau