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Bio-Zuckerru00fcben sind anspruchsvoll in der Produktionstechnik, aber gesucht. Eine neue Strategie ist dabei die Pflanzung von Setzlingen; die Schweizer Zucker AG unterstu00fctzt Bioproduzenten, welche die Methode u201ePflanzen statt Su00e4enu201c testen mu00f6chten, mit 300 CHF/ha. (Bild: u00a9 Stickhof)>

Bio-Ackerkulturen 2022: geräumte Lager, starke Nachfrage

Bio-Ackerkulturen sind dieses Jahr sehr gesucht. Das ungebremste Wachstum am Biomarkt und das aussergewöhnlich schwierige Anbaujahr 2021 haben geräumte Lager hinterlassen und zugleich dazu beigetragen, dass Speisegetreide, Futtergetreide und spezielle Ackerkulturen im 2022 stark nachgefragt werden.

Bio-Umstellbetriebe werden gesucht und wer seine Anbauplanung noch nicht abgeschlossen hat, findet eine breite Auswahl an Biokulturen, die im Frühling angesät werden können.

An der Biofarm-Tagung im vergangenen Dezember und im Rahmen der Bio-Ackerbautagung, die das FiBL am 11. Januar 2022 durchgeführt hat, zeichneten verschiedene Marktpartner und Fatos Brunner von Bio Suisse ein deutliches Bild: Die einen sprachen vom Corona-Effekt, andere berichteten von leeren Lagern. Die Erträge von Körnermais und Eiweisserbsen im 2021 wurden sogar als „schockierend tief“ bezeichnet, was bei einem Ernteausfall von rund 50 Prozent durchaus angebracht ist. Gleichzeitig berichteten Bio Suisse und die Marktpartner Biofarm, Fenaco GOF, die Mühle Rhyz und die Getreidemühle Albert Lehmann, wie gross im Moment der Bedarf an Schweizer Bio-Ackerkulturen ist. Im ganzen Marktgeschehen haben dabei die strategischen Entscheidungen von Coop und Migros einen besonders grossen Einfluss.

 

Strategische Weichenstellungen bei den Grossverteilern

Wie bereits zu Jahresbeginn berichtet, hat die Migros entschieden, ihr Biosortiment auf Knospe umzustellen. Auch Coop hat mehrere strategische Entscheidungen getroffen: Auf das Jahr 2025 will die Coop-Bäckerei bei Getreide und Ölsaaten auf Schweizer Knospe umstellen. Auch alle Bio-Jogurths und Konfitüren sollen künftig mit Schweizer Knospe-Zucker hergestellt werden. Verschiedene Betriebe der Lebensmittelindustrie bemühen sich um den Ersatz von Palmöl in ihren verarbeiteten Produkten, was zu einer stark gesteigerten Nachfrage nach HO-Sonnenblumen führt. Viele Einflussfaktoren wirken auf den Bio-Markt, ein wichtiger Trend ist dabei sicher die steigende Nachfrage nach vegetarischen und veganen Produkten, aber auch nach Produkten aus Schweizer Anbau. Hofläden und Direktvermarkter spüren diese Tendenz sehr deutlich. Der Bio-Boom hält an.

 

Möglichkeiten in der Biofütterung abwägen

Aufgrund der Richtlinienänderung in der Fütterung von Wiederkäuern und der aktuell knappen Versorgung mit Schweizer Bio-Futterkomponenten sieht Bio Suisse verschiede Möglichkeiten, wie Biobetriebe ihre Fütterungstrategie optimieren können. Neben dem zusätzlichen Anbau von Knospe-Körnerleguminosen wie Futtersoja, Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen, sollte immer eine möglichst hohe Qualität des eigenen Grundfutters für die Frischverfütterung, Konservierung und auf der Weide angestrebt werden (Erntezeitpunkt, Bestandeszusammensetzung, usw.). Auch weisskleebasierte Pellets mit einem Rohproteingehalt von 18-22 Prozent können die Futterration ergänzen. Langfristig wird aber auch eine standortgerechte Milchviehzucht und die Auseinandersetzung mit dem gesamten Themenbereich Zucht, Futterbau, Futtergewinnung und Tiergesundheit auf dem Betrieb empfohlen, bei der auch das Auswechseln von sehr leistungsbetonten Kühen in Erwägung gezogen werden sollte.

 

Bio-Ackerkulturen für das Frühjahr 2022

Futtergetreide wird von den Verarbeitern stark nachgefragt: Allen voran Eiweisserbsen und Futtersoja. Auch Ackerbohnen und Lupinen sind gesucht; wer Lupinen anbauen will, sollte vorher die Verfügbarkeit geeigneter Sorten abklären und die Futtermühle kontaktieren, um die Übernahme vorgängig abzusprechen. Körnermais steht weiterhin weit oben auf der Wunschliste der Mühlen. Der Entscheid zahlreicher Biobetriebe den angesäten Körnermais letztendlich als Silomais zu nutzen, war klimabedingt nachvollziehbar, hat aber die Futtermühlen vor grosse Herausforderungen gestellt. Die abgelieferte Erntemenge lag fast 50 Prozent tiefer als geplant und trotz des attraktiven Preises konnte der fehlende Körnermais nicht so einfach bei Deutschen Biobetrieben eingekauft werden.

Speisehafer Biolandbau
Die Sommerhafersorte CANYON erwies sich als standfest im sturmgeschüttelten Sommer 2021. Flockenhafer sollte ein Hektolitergewicht von 54 kg erreichen. Nach der Ernte muss Hafer möglichst rasch abgeliefert und getrocknet werden, damit kein Fehlgeschmack entsteht (Bild: K. Carrel, Strickhof)

Auch beim Speisegetreide wird ein Marktwachstum festgestellt. Ganz besonders auffällig ist hier der Boom beim Speisehafer, der für Haferflocken, aber auch für die Herstellung von Hafermilch verwendet wird. Während Speisehafer bisher meistens als Winterkultur angebaut wurde, um bessere Hektolitergewichte zu erreichen, ist mit geeigneten Sorten auch ein Anbau im Frühling möglich. Für Biobetriebe werden die Sorten CANYON und TYPHON empfohlen. Abnehmer sind Biofarm und Fenaco GOF, aber auch einzelne kleinere Verarbeiter; grundsätzlich wird Speisehafer nur mit Anbauvertrag übernommen. Sommerhafer wird möglichst früh im Frühjahr gesät (Ende Februar bis März), sobald die Bedingungen gut sind. Als Saatmenge werden 300 – 450 Körner pro Quadratmeter empfohlen (1.1kg – 1.6kg pro Are). Biofarm bietet auf ihrer Webseite ein hilfreiches Merkblatt zum Anbau von Speisehafer an (www.biofarm.ch > Landwirtschaft > Getreide).

Merkblatt 2022 Bio-Speisehafer von Biofarm

Auch Ölsaaten sind gesucht, allen voran Raps und Sonnenblumen. Die Anbaufläche für Speisesoja hat zugenommen und kann die Nachfrage grundsätzlich abdecken. Bio-Ölsaaten brauchen zwingend einen Anbauvertrag. Raps ist eine Kultur mit hohem Anbaurisiko, was die Ausfälle im 2021 bestätigt haben. Aktuell besteht ein nationales Forschungsprojekt, dass die Entwicklung schädlingsresistenter Sorten fördern soll. Biofarm sucht zurzeit sogar Produzenten, die bereit sind Sommerraps anzubauen. Die Erträge liegen bei Bio-Sommerraps deutlich tiefer als beim Winterraps; mögliche Sorten für den Bioanbau sind CLEOPATRA (Liniensorte) und MIRAKEL (Hybride). Weitere spezielle Ackerkulturen, die aktuell gesucht werden und im Vertragsanbau als Frühlingssaat in Frage kommen, sind Schälsonnenblumen, Linsen, Auskernbohnen und Ölkürbisse (letztere v.a. in der Region ZH-Nord und SH). Interessierte melden sich am besten direkt bei Biofarm.

Zuckerrüben Biolandbau
Die Unkrautregulierung bleibt im Bio-Zuckerrübenanbau eine grosse Herausforderung. (Bild: © Stickhof)
Zuckerrüben Biolandbau
Bio-Zuckerrüben sind anspruchsvoll in der Produktionstechnik, aber gesucht. Eine neue Strategie ist dabei die Pflanzung von Setzlingen; die Schweizer Zucker AG unterstützt Bioproduzenten, welche die Methode „Pflanzen statt Säen“ testen möchten, mit 300 CHF/ha. (Bild: © Stickhof)

Die Anbaufläche für Bio-Zuckerrüben soll weiter ausgedehnt werden. Bio Suisse schätzt die Erntemenge aus Schweizer Produktion für das Jahr 2021 auf 6550 Tonnen, was rund acht Prozent der verarbeiteten Bio-Zuckerrüben entspricht. Das Ziel liegt bei einer Anbaufläche von 200 Hektaren bis 2023 und einem Gesamtertrag von rund 12‘000 Tonnen Zuckerrüben. Der Bund fördert den Anbau mit einem Einzelkulturbeitrag von 200 CHF pro Hektare, der aktuelle Grundpreis liegt bei 163 CHF pro Tonne gereinigte Rüben, darin ist die Anbauprämie aus dem Förderprojekt für Knospe-Produzenten direkt enthalten. Neben der Saat angepasster Biosorten und der klassischen Anbaustrategie mit einer Kombination von Striegeleinsatz, verschiedenen Hackgeräten und Handarbeit, wird der Einsatz von Hackrobotern getestet. Eine weitere neue Anbaumethode, um einen raschen Bestandesschluss zu ermöglichen und das Unkraut zu unterdrücken, wird mit dem Pflanzen von Zuckerrüben-Setzlingen erprobt. Produzenten, die diese Anbautechnik testen möchten, werden von der Schweizer Zucker AG mit einem Beitrag von 300 CHF pro Hektare und fachlicher Beratung unterstützt. Interessierte Knospe-Produzenten können sich für weitere Auskünfte bei der Schweizer Zucker AG (Ansprechpartner: Claus Ullmann, Tel. 052 724 74 29) oder der Schweizer Fachstelle für Zuckerrübenbau, Regionalbüro Strickhof, melden (Ansprechpartner: Luzi Schneider, Tel. +41 (0)58 105 98 78).

Autorin: Katrin Carrel, Strickhof Fachstelle Biolandbau