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Typische Cercospora - Blattflecken mit einem hellen Kern und einem dunkelbraunen Rand. Ihr Durchmesser betru00e4gt rund 5mm.>

Bekämpfung von Cercospora-Blattflecken bei robusten Zuckerrübensorten im Jahr 2020

Oft muss Ende August bis Anfang September entschieden werden, ob ein letztes Fungizid gegen Cercospora-Blattflecken in Zuckerrüben eingesetzt werden soll. Anhand von Spritzfenstern und deren Auswertung wurde diese Frage bearbeitet. In diesem Jahr war die Befallszunahme bei robusten Sorten schwach und es resultierte keine Ertragseinbusse. Georg Feichtinger, Fachstelle Pflanzenschutz

Hintergrund und Versuchsfragen

Cercospora-Blattflecken in Zuckerrüben verursachen bei starkem Befall erhebliche Ertragsausfälle. Nicht zuletzt wegen Resistenzproblemen bei Strobilurinen und einem Shifting bei Triazolen müssen anfällige Sorten je nach Jahr 3-4 mal im 3-4 Wochenabstand behandelt werden. Seit zwei Jahren sind nun die robusteren Sorten Smart Belamia und Tesla auf dem Markt. Aus epidemiologischer Sicht muss auch bei diesen Sorten bei sehr tiefem Befall bei Überschreiten der Bekämpfungsschwelle mit Behandlungen begonnen werden. Bei den anfälligen Sorten musste mittlerweile bei Erstbefall behandelt werden. Ein um ein bis zwei Wochen späterer Spritzstart war dieses Jahr mit mittlerem Cercosporadruck gemäss Feldbeobachtungen möglich. In Versuchen an der HAFL (Luzi Scheider, Masterarbeit 2019) zeigte sich, dass bei anfälligen Sorten der 3-4 Wochenabstand einzuhalten ist, bei den robusteren Sorten aber ein Abstand je nach Befallsdruck von 4 bis zu 6 Wochen problemlos möglich ist, damit ein Befall von 30% auf dem mittleren Blattapparat zur Ernte nicht überschritten wird. Das ist der tolerierbare Befall, damit keine wirtschaftlichen Ertragseinbussen entstehen. Bei anfälligen Sorten lohnt sich eine Behandlung bis 6 Wochen vor der Ernte oder bis Ende August meistens, weil der Befall im September aufgrund der oft optimalen Witterung noch stark zunimmt. Diese letzte Behandlung wirkt sich hauptsächlich auf den Zuckergehalt aus. In diesem Jahr haben viele Produzenten robuster Zuckerrübensorten Mitte Juli das erste Mal behandelt. 3-4 Wochen sind die Zuckerrüben dann geschützt und bei robusten Sorten nimmt danach der Befall nicht so schnell zu. Aus den Versuchen von Luzi Schneider ist bekannt, dass der Ertrag sich nicht verändert, wenn der Befallszuwachs auf dem mittleren Blattapparat im September bis Mitte Oktober nicht mehr als 10% beträgt und der Befall des mittleren Blattapparates Mitte Oktober nicht über 20-30% liegt. Nach Mitte Oktober findet nur noch wenig Befallszuwachs statt, weil die Bedingungen für Cercospora dann nicht mehr günstig sind. 

 

Es stellten sich aus mangelnder Erfahrung mit robusteren Sorten die folgenden Fragen:

  • Nimmt der Befall bei robusten Sorten im September noch so zu, dass eine Fungizid-Behandlung Mitte August bis Anfang September sich noch lohnt?
  • Gibt es Unterschiede zwischen den Sorten Smart Belamia und Tesla?

 

Methodik 

Anzahl StandorteAnzahl VersuchsjahreAnzahl WiederholungenArt des Versuchs
311Spritzfenster

Auf zwei Praxisbetrieben im nördlichen Weinland wurden bei der zweiten und somit letzten Fungizidbehandlung gegen Cercospora Spritzfenster angelegt. Auf zwei Feldern wurde Smart Belamia angebaut, auf einem Tesla. Der tiefe Befall wurde zum Zeitpunkt der letzten Spritzung am 4.9.2020 in allen Feldern im Spritzfenster und dem ganzen Feld in Form der Befallsstärke am mittleren Blattapparat erhoben. Eine zweite Befallserhebung wurde sechs Wochen später Mitte Oktober am 15.10.2020 wieder durchgeführt. Im Feld der Sorte Tesla wurde am 21. Oktober 2021 Zuckerrübenproben im Fenster und dem behandelten Feld gegraben und der Zuckergehalt in der Zuckerrübenfabrik Frauenfeld analysiert.

Abbildung 1: Cercospora-Blattflecken-Boniturschema zur Bestimmung der Befallsstärke (BASF, Deutschland)
Abbildung 1: Cercospora-Blattflecken-Boniturschema zur Bestimmung der Befallsstärke

Besonders in der zweiten Septemberhälfte war das wetterbedingte Infektionsrisiko hoch. Gleich zu Beginn des Oktobers sanken die Temperaturen so tief, dass kaum mehr Infektionen stattfinden konnten. Der Umgebungsdruck war aber in diesem Jahr tief bis mittelmässig. Dafür kommen verschiedene Erklärungen in Frage: Die Nachttemperaturen waren nach einem frühen Befallsstart Ende Juni besonders im August tief, was eine schnelle Entwicklung von Cercospora nicht förderte. Dem regional schon recht hohen Anteil an robusten Sorten ist allenfalls zu verdanken, dass sich die Krankheit nicht so stark aufbauen konnte. Der Kupferzusatz konnte in diesem Jahr nach weit auseinanderliegenden Niederschlagsereignissen ohne Abwaschung mit optimaler Wirkung eingesetzt werden.

Wetterbedingungen in Marthalen im Jahr 2020
Abbildung 2: Wetterbedingungen in Marthalen im Zeitraum des Versuches

Resultate 

Befallserhebungen am mittleren Blattapparat

Zum Zeitpunkt der letzten Fungizidbehandlung wurden im Bereich des neu angelegten Spritzfensters und übers ganze Feld bei den Befallserhebungen keine Befallsunterschiede festgestellt. Bei der Befallserhebung Mitte Oktober zeigte sich, dass der Befall nur bei der Sorte Tesla im Spritzfenster gegenüber dem behandelten Feld stärker zugenommen hat; nämlich von 1% auf 15%. Auch im behandelten Feld nahm der Befall von unter einem Prozent auf 9% zu. Das Spritzfenster war im Feld deutlich zu erkennen.

Spritzfenster Cerco Zuckerrüben
Abbildung 3: Im Vordergrund das Spritzfenster, im Hintergrund ab der Gelbtafel das Feld mit der maximalen Anzahl Behandlungen und deutlich grüneren und weniger befallenen Blättern

In den beiden Feldern mit der Sorte Smart Belamia nahm die Befallsstärke am mittleren Blattapparat unter den diesjährigen Bedingungen nicht mehr zu.

Befallsstärke von Cercospora zu zwei Zeitpunkten
Abbildung 4: Bonitur des Cercospora-Blattfleckenbefalls am mittleren Blattapparat im Spritzfenster der letzten Behandlung und im Feld am 4.9.20 und 15.10.20

Zuckergehalt der Zuckerrüben

Der Zuckergehalt der Proben aus dem Spritzfenster und des Feldes zeigten kaum Unterschiede im Zuckergehalt.

Tabelle Zuckergehalt der Zuckerrüben
Tabelle 1: Zuckergehalte im Spritzfenster (ohne letzte Behandlung) und im ganzen Feld (mit letzter Behandlung), Im September beeinflusst der Blattbefall den Zuckergehalt und nicht mehr den Ertrag. Keine relevante Veränderung des Zuckergehaltes trotz 6% Unterschied in der Befallsstärke auf dem mittleren Blattapparat

Diskussion und Schlussfolgerung 

Im Spritzfenster der letzten Behandlung war bei der Sorte Tesla eine Zunahme um 14% auf 15% zu beobachten. Dies führte offensichtlich nicht zu einer relevanten Reduktion des Zuckergehaltes. Wolf et al 1997 ermittelte 5% Befallsstärke zur Ernte über alle Blätter als wirtschaftliche Schadschwelle. Da dabei aber ein Grossteil der jüngeren Blätter noch keinen Befall aufweist, ist davon auszugehen, dass die 15% Befallsstärke am mittleren Blattapparat etwa diesen 5% entsprechen. Luzi Schneider fand, dass der Zuckergehalt sogar erst ab 30% Befallsstärke zur Ernte am mittleren Blattapparat merklich sinkt.  Dies scheint sich auch hier zu bestätigen. Die verbliebene Grünfläche und die jüngeren, noch grüneren Blätter kompensieren die verlorene Blattfläche, wenn der Befall ein gewisses Mass nicht überschreitet. Der Befall nahm in diesem Versuch nicht ertragsrelevant zu, obwohl im September für rund drei Wochen noch gute Infektionsbedingungen herrschten. Bei regional tiefem bis mittlerem Befallsdruck und einer Befallsstärke von nur 1% am mittleren Blattapparat Ende August ist eine Fungizidbehandlung bei den robusten Sorten kaum mehr wirtschaftlich, auch wenn der Fungizidschutz der vorherigen Behandlung abgelaufen ist. Noch deutlicher war dies bei Smart Belamia, wo der Befall unter den diesjährigen Bedingungen gar nicht zugenommen hat. Dafür konnte besonders im Spritzfenster bei Smart Belamia in Marthalen ein starker Befall mit Rübenrost festgestellt werden. Über die Relevanz dieses Auftretens kann natürlich keine Aussage gemacht werden, bei reduzierter Fungizidanzahl ist der Krankheit aber allenfalls mehr Beachtung zu schenken.

Zuckerrübe Rübenrost
Abbildung 5: Starkes Auftreten von Rübenrost auf Smart Belamia in Marthalen am 15.10.2020