Bäuerlicher Haushaltleiter – als Mann an der Bäuerinnenschule
Stefan Schaufelberger ist Geschäftsführer in einem Pneuhaus. Nebenbei helfen er und seine Schwester Sandra Schaufelberger auf dem Landwirtschaftsbetrieb, den zurzeit noch ihre Mutter führt. Diesen will er später mit seiner Schwester übernehmen. Deshalb haben sie gemeinsam den Lehrgang zum Bäuerlichen Haushaltleiter bzw. zur Bäuerin begonnen.
Der gelernte Schreiner Christoph Meier möchte den Landwirtschaftsbetrieb seiner Eltern gemeinsam mit seiner Partnerin Carina Gsell und seiner Schwester Nicole Meier übernehmen. Deshalb sind sie zu dritt an der Bäuerinnenschule.
Wieso sich die fünf Lernenden für diese Weiterbildung entschieden haben, erzählen sie in diesem Interview:
Wieso haben Sie sich für die Bäuerinnenschule und nicht für die Ausbildung zur Landwirtin, zum Landwirt entschieden?
Carina Gsell: Die Weiterbildung zur Bäuerin ist praktisch, weil ich diese nebenberuflich absolvieren kann. So haben wir trotzdem noch ein fixes Einkommen und können die Schule nebenbei machen.
Stefan Schaufelberger: Der einzige Lehrgang im Bereich Landwirtschaft, den du nebenbei machen kannst, ist die Bäuerinnenschule. Alles andere ist mit meiner aktuellen Arbeit nicht vereinbar.
Was waren Ihre Gedanken dazu, dass der Lehrgang vorwiegend von Frauen besucht wird und von der Bäuerinnenschule gesprochen wird?
Christoph Meier: Ich habe mir einige Gedanken dazu gemacht. Logisch ist es die Bäuerinnenschule, aber bei uns heisst es ja Bäuerlicher Haushaltleiter – das klingt doch relativ cool. Ich habe mich auch dafür entschieden, weil ich ein bisschen reingerutscht bin: Nicole und Carina haben sich für diese Weiterbildung angemeldet und ich habe mir dann überlegt mitzuziehen, da ich auf dem Hof wohne und diesen auch mitführen werde. Wir haben zwei zusätzliche Fächer gewählt, die das unterstützen, was wir machen möchten, wie den Ackerbau zum Beispiel oder die Direktvermarktung. Das finden wir etwas Gutes.
Stefan Schaufelberger: Bei mir war es auch über meine Schwester. Wir haben etwas gesucht, das zu unserer Situation passt und diese landwirtschaftliche Weiterbildung war die Einzige, die wir mit unserem Beruf vereinbaren können. Ob jetzt das nur für Frauen ist – also heute muss man sagen, dass Gleichberechtigung ja für alle ist.
Wie waren die Reaktionen? An der Schule selbst und in Ihrem privaten Umfeld?
Christoph Meier: Ich habe eigentlich nur positive Reaktionen erhalten. Oft schmunzeln die Leute zuerst ein bisschen darüber. Aber ich bekomme auch viele positive Rückmeldungen. Denn viele finden es cool, dass ich diesen Schritt mache, wenn ich ihnen den Grund erkläre.
Stefan Schaufelberger: Bis jetzt habe ich mir noch nichts anhören müssen. Kritik kommt vielleicht eher von der älteren Generation – für sie ist die Bäuerinnenschule eine reine Frauensache. Aber ganz ehrlich, ich gehe auch nicht zu jedem hin und erzähle gleich, dass ich jetzt die Bäuerinnenschule mache. Ich sage manchmal auf der Arbeit einfach, dass ich nebenbei eine landwirtschaftliche Schule besuche. Ich will nicht allen alles so genau erklären, das wäre mir zu kompliziert.
Was empfehlen Sie Männern, die sich für diese Weiterbildung interessieren?
Stefan Schaufelberger: Ich muss sagen, wir haben richtig Spass hier. Man lernt Dinge, die man sonst nicht so lernt. Ich habe noch nichts gefunden, von dem ich sagen muss, dass ich nichts damit anfangen kann. Auch das Putzen und Waschen, bei dem ich vorher gedacht habe, das kann ich eigentlich. Nun habe ich gelernt, wie ich es auch noch machen könnte. Schlussendlich pickt man sich einfach das raus, was man braucht.
Christoph Meier: Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht, seit ich hier bin. Der Austausch ist toll mit den verschiedenen Altersgruppen. Und als Mann werde ich voll akzeptiert. Die Weiterbildung ist eine gute Sache und ich finde, dass mehr Männer sie besuchen sollten.
Interview: Isabel Haudenschild