Auswertung Schaderregerkontrollen Gemüse im Kanton Zürich 2021
Allgemeines zur Schaderregerüberwachung
Die Strickhof Fachstelle Gemüse betreibt seit mehr als 10 Jahren ein umfangreiches Schaderregermonitoring, das auch Bestandteil im nationalen Überwachungsnetz ist. In wöchentlichen Feldrundgängen werden über den Kanton Zürich verteilt (Regionen: Weinland, Bezirk Uster, ZH-Unterland inkl. Furttal) eine Reihe Schadinsekten kostenpflichtig mittels Klebe- und Pheromonfallen auf der Einzelparzelle überwacht. Ebenfalls wird das Auftreten von Gemüsekrankheiten und der allgemeine Kulturstand überwacht Die Auswahl der Parzellen erfolgt dabei aufgrund der Anmeldung für die Überwachung durch die Betriebe. Es handelt sich daher nicht um einen Versuch in irgendeiner Art. Das Auftretensmuster bietet jedoch trotzdem interessante Einblicke über die Verteilung und die biologischen Zusammenhänge der Schaderreger.
Im Jahr 2021 wurden insgesamt 42 Standorte überwacht:
Schaderreger | Art der Falle | Anzahl Standorte |
Möhrenfliege | Klebefallen gelb | 12 |
Kohldrehherzgallmücke | Pheromonfalle | 7 |
Lauchmotte | Pheromonfalle | 8 |
Zwiebelthrips | Klebefalle blau | 12 |
Tomatenminiermotte | Pheromonfalle (nicht ausgewertet) | 3 |
Das Monitoring erfolgte von Kalenderwoche 10 im März bis zu Kalenderwoche 42 im Oktober.
Lauchmotte
Die Lauchmotte ist jeweils schon im zeitigen Frühjahr unterwegs, sobald die Tagesmitteltemperaturen über ca. 12°C steigen. In der Saison 2021 zeigte sich beim 1. Hauptflug ein interessantes Bild: Erste verbreitete Flugaktivität zeigte sich in Woche 14 Anfang April. Weil die Fallen nur einmal wöchentlich ausgewertet werden, stellen diese Fänge noch Flugaktivitäten der letzten Märztage 2021 dar. Anfang April erfolgte dann ein massiver Temperatursturz mit verbreitetem Frost und sogar Schnee. Die adulten Tiere von Ende März dürften dadurch in ihrer weiteren Entwicklung gehemmt worden sein. Erst gegen Ende April erfolgte die nächste Warmphase und die Flugaktivität der Lauchmotte stieg noch einmal an. Für den weiteren Verlauf dürften wohl diese späteren Adulten verantwortlich gewesen sein. Der 1. Hauptflug war dieses Jahr also deutlich zweigeteilt. Der weitere Verlauf zeigte die bekannten weiteren 2 Flughöhepunkte Ende Juni - Mitte Juli und in der zweiten Augusthälfte, wobei die Flüge oft nahtlos ineinander übergehen. Ein 4. Flughöhepunkt deutete sich dieses Jahr nicht an.
Der Vergleich mit den Vorjahren zeigt die Hauptflüge im erwartbaren Zeitraum. Verglichen mit dem Trocken- und Hitzejahr 2018 waren der 2. und 3. Hauptflug jedoch deutlich später. Die Verteilung des Auftretens war jedoch mit 2018 vergleichbar. Anzumerken sind die wenigen wirklichen Problemparzellen bei denen die Schadschwelle von 10 Falter/Falle/Woche überschritten wurde. Sowohl im Jahr 2018 als auch 2021 waren das nur 3 Parzellen von 10 bzw. 8 überwachten Standorten.
2021 | |
Kriterium | Anzahl Parzellen |
Schadschwelle Lauchmotte niemals überschritten | 5 |
Schadschwelle min. in einer KW überschritten (10 Tiere/Falle/Woche) | 3 |
Max. Fangzahl zwischen 1-5 Tieren/Falle/Woche | 5 |
Max. Fangzahl zwischen 6-10 Tieren/Falle/Woche | 0 |
Max. Fangzahl 10-20 Tiere/Falle/Woche | 1 |
Max. Fangzahl > 20 Tiere/Falle/Woche | 2 |
2018 | |
Kriterium | Anzahl Parzellen |
Schadschwelle Lauchmotte niemals überschritten | 7 |
Schadschwelle min. in einer KW überschritten (10 Tiere/Falle/Woche) | 3 |
Max. Fangzahl zwischen 1-5 Tieren/Falle/Woche | 5 |
Max. Fangzahl zwischen 6-10 Tieren/Falle/Woche | 2 |
Max. Fangzahl 10-20 Tiere/Falle/Woche | 1 |
Max. Fangzahl > 20 Tiere/Falle/Woche | 2 |
Möhrenfliege
Die Möhrenfliege zeigte die für diesen Schädling typischen 3. Hauptflüge. Im Vergleich zu den Vorjahren lagen die Flughöhepunkte jedoch spät in der Saison. So wurde der 1. Hauptflug ab Ende Mai beobachtet der 2. Hauptflug Anfang August und der Dritte Hauptflug im Oktober. Die Flughöhepunkte waren dieses Jahr relativ schön gegeneinander abgegrenzt d.h. es gab wenig Überlappung der Generationen. Ebenfalls wurden durch die regelmässig feuchten Bodenverhältnisse nicht verschiedene "Flugschübe" beobachtet. Aus der Grafik kann nicht generell herausgelesen werden, ob es sich um ein starkes oder schwaches Jahr gehandelt hat, weil dies bei diesem Schädling immer enorm auf die überwachten Parzellen ankommt.
Im Unterschied zu 2018 gab es im Jahr 2021 viel weniger Parzellen, auf denen der Schädling zwar überwacht wurde, jedoch nicht auftrat. Die Möhrenfliege war also insgesamt verbreiteter vorhanden. Da die Schadschwelle bei nur gerade 1 Fliege pro Falle und Woche als Durchschnitt von 2 Fallen pro Parzelle definiert ist, war bei 8 von 12 Parzellen mindestens einmal die Schadschwelle überschritten. Allerdings waren es wie 2018 nur wenige Parzellen in der Region Furttal, die hohe Fangzahlen von mehr als 10 Fliegen pro Falle und Woche zeigten. Der Schädling ist also längst nicht auf jeder Parzelle ein gleich grosses Problem, weshalb das Auftreten mittels Gelbfallen überwacht werden sollte um die Bekämpfungsmassnahmen zu terminieren.
2021 | |
Kriterium | Anzahl Parzellen |
Kein Auftreten der Möhrenfliege | 1 |
Nur Einzelfänge | 3 |
Schadschwelle min. in einer KW überschritten (1 Fliege/Falle/Woche) | 8 |
Max. Fangzahl zwischen 1-5 Tieren/Falle/Woche | 8 |
Max. Fangzahl zwischen 6-10 Tieren/Falle/Woche | 1 |
Max. Fangzahl >10 Tiere/Falle/Woche | 2 (Sellerie) |
Zwiebelthripse
2021 war bei uns im Kanton ein sehr schwaches Zwiebelthripsejahr. Die häufigen Niederschläge liessen die Populationen nie ins uferlose hochschnellen, wie das z.B. 2018 der Fall war. Einzig die Schönwetterphase Mitte Juni mit hohen Temperaturen liess die Thripspopulationen schnell und stark ansteigen. Allerdings gingen die Fangzahlen danach bis Anfang Juli wieder sehr stark zurück. Als gegen den Spätsommer die Niederschlagsperioden seltener wurden, bauten sich die Populationen wieder etwas auf, erreichten allerdings nie die Intensitäten wie 2018. In den nachfolgenden Grafiken sind die Fangzahlen 2021 und 2018 einschliesslich der Niederschlagsmengen gegenübergestellt, was den Einfluss der sommerlichen Trockenperioden auf die Thripsentwicklung verdeutlicht.
War 2018 ein intensiver Massenflug auf den Parzellen die Regel, so waren 2021 nur vereinzelt Parzellen vorhanden, die die Schadschwelle massiv überschritten. Insgesamt verdeutlicht dies sehr schön den Zusammenhang zwischen einem trocken-heissen Mikroklima im Bestand und der Ausbreitung der Zwiebelthripse in Zwiebeln und Lauch. Ein Zusammenhang den man sich durch häufige Bewässerungsgaben (überkopf !) in Hitzeperioden als vorbeugende Bekämpfungsmassnahme zunutze machen kann.
2021 | |
Kriterium | Anzahl Parzellen |
Schadschwelle niemals überschritten | 4 |
Schadschwelle min. in einer KW überschritten (200 Tiere/Falle/Woche) | 8 |
Max Fangzahl zwischen 0 -500 Tieren/Falle/Woche | 9 |
Max Fangzahl 500 - 1000 Tieren/Falle/Woche | 2 |
Max Fangzahl > 1000 Tiere/Falle/Woche | 1 |
2018 | |
Kriterium | Anzahl Parzellen |
Schadschwelle niemals überschritten | 1 |
Schadschwelle min. in einer KW überschritten (200 Tiere/Falle/Woche) | 14 |
Max Fangzahl zwischen 0 -500 Tieren/Falle/Woche | 1 |
Max Fangzahl 500 - 1000 Tieren/Falle/Woche | 4 |
Max Fangzahl > 1000 Tiere/Falle/Woche | 10 |
Kohldrehherzgallmücke
Bei der Kohldehherzgallmücke stellten sich die bekannten 5 Flughöhepunkte ein, wie sie auch in der Literatur beschrieben sind. Dabei gehen die Flüge jeweils nahtlos ineinander über d.h. es gibt eine gewisse Überlappung.
Wiederum kann nicht aufgrund der Fangzahlen direkt darauf geschlossen werden, ob es ein intensives Jahr war oder nicht, weil dies auch immer stark auf die überwachten Standorte draufankommt. Es gibt grosse Unterschiede im Auftreten. Vorfrüchte der Kreuzblütler (Raps, Kohlgemüse) in der Nähe der Kulturen begünstigen ein Auftreten. Leider wurden 2018 die Fangzahlen nicht systematisch erfasst, weshalb dieses interessante Vergleichsjahr nicht in nachfolgender Grafik ersichtlich ist.
Die Entwicklung des Schädlings verlief also en gross im gewohnten Rahmen. Die Bekämpfungszeitpunkte sollten entsprechend nach den Flughöhepunkten und überschreiten der Schadschwelle von 10 Tieren pro Falle und Woche als Durchschnitt von 2 aufgestellten Fallen pro Parzelle erfolgen. Als besonders gefährdet für Schäden durch die Frasstätigkeit der Larven am Pflanzenherz gelten Blumenkohl und Broccoli.
Weitere Schaderreger 2021
Bedingt durch die oft regnerische Witterung traten 2021 verschiedene Pilzkrankheiten vermehrt in den Kulturen auf. Hervorzuheben war etwa der sehr starke Befall durch den falschen Mehltau der Zwiebeln, falscher Mehltau und Kohlschwärze (Alternaria) an Kohlarten oder auch Septoria an Sellerie. Ebenfalls häufig anzutreffen war die Papierfleckenkrankheit an Lauch, oder Schwächeparasiten wie Botrytis an verschiedenen Kulturen. Auch Bakteriosen wie etwa die Kohladernschwärze oder Weichfäulen an Karotten traten im Spätsommer häufig auf. Deutlich weniger Probleme als in den Vorjahren bereiteten dagegen die Kohlerdflöhe, obschon auch sie gelegentlich zu beobachten waren. Der Befall mit der Kohlmottenschildlaus ("weisse Fliegen") lag bei uns im Kanton auf durchschnittlichem Niveau. Auffällig in den Frühjahren ist jedoch wie schnell es bei den ersten warmen Tagen bereits zu neuen Eiablagen dieses Schädlings kommt, was die Wichtigkeit der Feldhygiene der abgeernteten Winterkulturen verdeutlicht um diesen "Jahrestransfer" zu unterbrechen. Insgesamt war 2021 von den Schaderregern her ein sehr intensives Jahr, wenn auch anders als z.B. 2018 vor allem die "altbekannten" Schaderreger Probleme bereiteten.
Die grössten Ausfälle waren 2021 jedoch witterungsbedingt zu beklagen. So konnten häufig die geplanten Kulturarbeiten, beginnend mit der Pflanzung/Saat, nicht termingerecht durchgeführt werden. Bei den Gewitterereignissen gab es Ausfälle durch Hagel oder stehendes Wasser mit anschliessenden physiologischen Schadsymptomen.