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Zu den anfu00e4lligen Sorten mit starkem Blattfall gehu00f6ren Reanda (o.l.), Rubinola (o.M.) oder Topaz (o. r.). Die einzigen drei relativ robusten Sorten sind Ingol (u.l.), Schneiderapfel (u.M.) und der Wehntaler Hagapfel (u.r.). Fotos vom 14. September 2021.>

Anfälligkeit von Mostapfelsorten gegen Marssonina coronaria

Die Marssonina-Blattfallkrankheit stellt eine ernste Bedrohung für den extensiven Apfelanbau dar. Seit 2020 führt die Strickhof Fachstelle Obst deshalb in Zusammenarbeit mit dem "HERAKLES-Projekt" und Agroscope Versuche zur Ermittlung der Anfälligkeit von Mostapfelsorten durch. Wie sich 2021 deutlich zeigte, gibt es deutliche Sortenunterschiede, jedoch keine wirklich resistenten Sorten.

Ausgangslage und Versuchsfrage

Die durch den Pilz Diplocarpon mali (Nebenfruchtform Marssonina coronaria) ausgelöste Marssonia-Blattfallkrankheit kann bei extensiv gepflegten Apfelbäumen zu stark verfrühtem Blattfall führen. Bäume, die ihre Blätter bereits im September verlieren, können keinen zusätzlichen Zucker für die am Baum hängenden Früchte bilden und zusätzlich kaum Reserven für den Austrieb im Folgejahr anlegen. Die Krankheit ist in der Schweiz 2010 im Bodenseeraum erstmals stärker aufgetreten und verbreitet sich seit rund 10 Jahren auch auf vielen Apfel-Hochstammbäumen im Kanton Zürich aus. Um mehr zur Sortenanfälligkeit von bekannten und potenziell interessanten Mostapfelsorten zu erfahren, wurde 2016 in der Strickhof-Obstanlage in Wülflingen eine Versuchsparzelle erstellt, in welcher 27 verschiedene Apfelsorten auf bestehende Bäume gepfropft wurden.

In der Versuchsparzelle wurden 2016 total 27 verschiedene Mostapfelsorten zufällig verteilt (=randomisiert) auf insgesamt 135 bestehende Apfelbäume veredelt. Somit stehen von jeder Sorte 5 Bäume in der Anlage. Im Herbst 2020 wurden optisch stark von Marssonina befallene Blätter direkt von den Bäumen abgelesen und in einem grossen Sack gemischt. Anschliessend wurden jeweils 10 dieser Blätter in leere 2,5kg-Kartoffelsäcke gegeben und diese bei jedem Baum in Stammnähe am oberen Baumdraht befestigt. Das Falllaub dient dabei als Infektionsquelle für den Versuch.

Übersicht Marssonina-Versuch 2021
Befallene Blätter (o l.) werden im Herbst des Vorjahres gesammelt und in Kartoffelsäcken bei jedem Baum in der Versuchsparzelle aufgehängt.

 

In der Parzelle wurden 2021 keine Fungizide appliziert, damit möglichst hoher Krankheitsdruck durch Pilzkrankheiten entstehen konnte.

Nach dem Auftreten der ersten Marssonina-Symptome wurde am 27. Juli 2021 eine erste Bonitur durchgeführt. Ein Monat später, am 23. August 2021, erfolgte eine zweite Bonitur. Die Befallsstärken wurden gemäss der folgenden Boniturskala erhoben, welche von Agroscope für solche Erhebungen verwendet wird.

Boniturskala Marssonina
oniturskala zur Erhebung der Befallsstärke durch die Marssonina-Blattfallkrankheit.

 

Resultate

Infektionsbedingungen 2021

Die aussergewöhnlich nassen Witterungsbedingungen mit regelmässigen Niederschlagsereignissen und der damit verbundenen langen Blattnassdauer ab Ende April, führten zu zahlreichen starken Infektionsereignissen. Erste Infektionen wurden vom Prognosemodell bereits Anfang Mai angezeigt und durch den Strickhof-Versuch zur Validierung des RIMpro Marssonina-Prognosemodells 2021 im Feld bestätigt. 

 

Anfälligkeit der untersuchten Mostapfelsorten

Die starken Marssonina-Infektionen führten 2021 zu ausgeprägtem und sehr früh einsetzendem Blattfall bei einer Mehrzahl der überprüften Sorten. Bereits Mitte September verloren viele Bäume den grössten Teil der Blätter.

Die Resultate in Abbildung 4 zeigen, dass alle untersuchten Sorten mehr oder weniger stark anfällig gegenüber der Marssonina-Blattfallkrankheit sind. Durch den enormen Krankheitsdruck 2021 ist es darum nicht einfach, eine klare Unterteilung in extrem anfällige Sorten und relativ robuste Sorten vorzunehmen. Wie die Resultate und die am 14.09.2021 aufgenommenen Fotos der Bäume von sämtlichen Sorten in der Anlage in Wülflingen zeigen, gibt es aber dennoch deutliche Sortenunterschiede.

Grafik Marssonina-Sortentest 2021
Befallsstärke der verschiedenen Sorten zum Zeitpunkt der beiden Bonituren.

 

Die höchste Anfälligkeit verbunden mit sehr starkem Blattfall zeigten die Sorten Admiral, Empire, Florina, Opal, Reanda, René, Rubinola und Topaz

Mässiger Marssoninabefall und kaum Blattfall wurde bei den Sorten Ingol, Schneiderapfel und Wehntaler Hagapfel festgestellt.

Marssoniabäume im Vergleich
Zu den anfälligen Sorten mit starkem Blattfall gehören Reanda (o.l.), Rubinola (o.M.) oder Topaz (o. r.). Die einzigen drei relativ robusten Sorten sind Ingol (u.l.), Schneiderapfel (u.M.) und der Wehntaler Hagapfel (u.r.). Fotos vom 14. September 2021.

Diese Ergebnisse decken sich mit den Resultaten aus dem bereits im Jahr 2020 am Strickhof durchgeführten Versuch, der ebenfalls im Rahmen des HERAKLES-Projektes durchgeführt wurde.

 

Diskussion 

Die Resultate des Versuchs zeigen, dass praktisch alle weit verbreiteten, neuen und alten Mostapfelsorten in einem sehr nassen Jahr wie 2021 stark unter der Marssonina-Blattfallkrankheit leiden.

Das Fehlen von robusten Sorten bedeutet, dass sich das Problem bis auf Weiteres leider nicht über eine Sortenumstellung lösen lässt. Sogar wenn robuste oder sogar resistente Sorten gefunden würden, ist eine Sortenumstellung in einer Dauerkultur wie dem Hochstammobstbau ein Lösungsansatz, der Generationen dauern würde.

Gemäss den heute vorliegenden Erkenntnissen scheint bei der Bekämpfung der Marssonina-Blattfallkrankheit kurz- bis mittelfristig nur der gezielte, aber regelmässige Einsatz von Fungiziden Abhilfe zu schaffen.